Sahabi

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Ein Sahabi ist ein Gefährte des Propheten Muhammad (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm). Die Sahaba (Pl. von Sahabi) (Möge ALLAH mit ihnen Wohlgefallen haben) spielen in der islamischen Geschichte eine wichtige Rolle u.a. als Überlieferer von Hadithen. Wegen ihrer Nähe zum Propheten und ihrer Rechtsschaffenheit gelten sie bis heute als Vorbilder für die Muslime. Bei der Nennung des Namens eines Sahabis wird ein Du´a hinzugefügt: "Allahs Wohlgefallen auf ihm/ihr".

Das Wort Sahabi(arab.: الصحابي) - das zweite A wird lang ausgesprochen - leitet sich vom Verb „sahiba“ صحب ab, was „begleiten“ und „sich befreunden“ bedeutet. Die weibliche Form ist Sahabia (arab.: الصحابية). Der Plural von Sahabi ist Sahaba (arab.: الصحابة).

Verschiedene Definitionen von "Sahabi"[Bearbeiten]

In den Islamwissenschaften finden sich zwei verschiedene Definitionen des Sahabi:

  1. In der Hadithwissenschaft bezeichnet man als Sahabi eine Person, die den Propheten (Allahs Segen und Friede auf ihm) als Muslim getroffen hat und als Muslim gestorben ist, selbst wenn sie zwischendurch vom Islam abgefallen ist. Es reicht dazu aus, dass sie ihn gesehen hat, wenn auch nur für eine Stunde. Nicht erforderlich ist, dass die Person ihn für längere Zeit begleitet hat. Denn für die Überlieferung eines Hadithes, z.B. einer Aussage des Propheten, reicht es aus, wenn die Person, sei es Mann, Frau oder Kind, den Propheten gehört hat, wie er diese Aussage machte.
  1. In der Usul al-Fiqh-Wissenschaft bedeutet Sahabi: Eine Person, die den Propheten (Allahs Segen und Friede auf ihm) als Muslim getroffen hat, als Muslim gestorben ist und eine längere Zeit mit dem Propheten zusammen war. Die weitere Voraussetzung des längeren Zusammenseins erklärt sich damit, dass in der Usul-Wissenschaft die Aussage eines Sahabi teilweise als Quelle der Gesetzgebung angesehen wird.


Belege für die Vorzüglichkeit der Prophetengefährten[Bearbeiten]

Belege aus dem Quran[Bearbeiten]

Die Sahaba werden im Quran an vielen Stellen besonders gelobt und hervorgehoben:

  1. "Und so haben Wir euch zu einer Gemeinschaft der Mitte gemacht, damit ihr Zeugen über die (anderen) Menschen seiet und damit der Gesandte über euch Zeuge sei..." (Quran 2:143)[1]
  2. "Ihr seid die beste Gemeinschaft, die für die Menschen hervorgebracht worden ist. Ihr gebietet das Rechte und verbietet das Verwerfliche und glaubt an Allah..."(Quran 3:110)
  3. "Die vorausgeeilten Ersten von den Auswanderern und den Helfern und diejenigen, die ihnen auf beste Weise gefolgt sind - Allah hat Wohlgefallen an ihnen, und sie haben Wohlgefallen an Ihm. Und Er hat für sie Gärten bereitet, durcheilt von Bächen[A 1] , ewig und auf immer darin zu bleiben; das ist der großartige Erfolg." (Quran 9:100)
  4. "Allah hat die Reue des Propheten, der Auswanderer und der Helfer[A 2]angenommen, die ihm in der Stunde der Bedrängnis folgten, nachdem die Herzen einer Gruppe von ihnen beinahe abgeschweift wären. Hierauf hat Er ihre Reue angenommen - gewiss, Er ist zu ihnen Gnädig und Barmherzig." (Quran 9:117)
  5. "Sag: (Alles) Lob gehört Allah, und Friede sei auf Seinen Dienern, die Er Sich auserwählt hat!..."(Quran 27:59)
  6. "Muhammad ist Allahs Gesandter. Und diejenigen, die mit ihm sind, sind den Kafir gegenüber hart, zueinander aber barmherzig. Du siehst sie sich verbeugen und niederwerfen, indem sie nach Huld von Allah und Wohlgefallen trachten. Ihr Merkmal steht auf ihren Gesichtern durch die Niederwerfung.[A 3] Das ist ihr Gleichnis in der Tora. Und ihr Gleichnis im Evangelium ist das eines Getreidefeldes, das seine Triebe hervorbringt und dann stärker werden lässt, so daß sie verdicken und ebenmäßig auf ihren Halmen stehen, so daß es den Anbauern gefällt. (Dies,) damit Er die Kafir durch sie ergrimmen lasse. Allah hat denjenigen von ihnen, die glauben und rechtschaffene Werke tun, Vergebung und großartigen Lohn versprochen."(Quran 48:29)
  7. "Allah hatte ja Wohlgefallen an den Gläubigen, als sie dir unter dem Baum[A 4] den Treueid leisteten. Er wußte, was in ihren Herzen war, und da sandte Er die innere Ruhe auf sie herab und belohnte sie mit einem nahen Sieg[A 5] . " (Quran 48:18)
  8. "(Das gehört) den armen Auswanderern, die aus ihren Wohnstätten und von ihrem Besitz vertrieben worden sind, weil sie nach Huld von Allah und Wohlgefallen trachten und Allah und Seinem Gesandten helfen. Das sind die Wahrhaftigen."(Quran 59:8)
  9. "Und wißt, dass Allahs Gesandter unter euch ist. Wenn er euch in vielen Angelegenheiten gehorchte, würdet ihr wahrlich in Bedrängnis kommen. Aber Allah hat euch den Glauben lieb gemacht und in euren Herzen ausgeschmückt, und Er hat euch den Kufr, den Fisq und den Ungehorsam verabscheuen lassen.Das sind diejenigen, die besonnen handeln."(Quran 49:7)
  10. "O die ihr überzeugt seid, kehrt zu Allah um in aufrichtiger Reue; vielleicht wird euer Herr euch eure bösen Taten tilgen und euch in Gärten eingehen lassen, durcheilt von Bächen[A 6] , am Tag, da Allah den Propheten und diejenigen, die mit ihm geglaubt haben, nicht in Schande stürzen wird. Ihr Licht eilt ihnen voraus und (ebenso) zu ihrer Rechten. Sie werden sagen: „Unser Herr, vollende für uns unser Licht und vergib uns. Gewiss, Du hast zu allem die Macht." (Quran 66:8)

Belege aus der Sunna[Bearbeiten]

  1. Von 'Abdullah Ibn Mas'ud wird überliefert, dass der Prophet (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Die besten Menschen sind meine Generation und dann diejenigen, die ihnen folgen und danach diejenigen, die ihnen folgen.“ (Hadith bei Buchari, Nr. 2652)
  2. Abu Sa'id Al-Chudri berichtete, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Beschimpft nicht meine Gefährten, denn bei dem, in Dessen Hand meine Seele ist, wenn einer von euch Gold gleich (dem Berge) Uhuds spenden würde, so würde er weder (die Belohnung von) einem Mudd (Hohlmaß von 0,678 l) (den sie gespendet haben) noch einem halben (Mudd) erreichen.“( Hadith bei Muslim, Nr. 2540)

Dies sind nur zwei von vielen Beispielen aus der Sunna. Die aufgeführten Belege aus Quran und Sunna zeigen, wie wichtig es ist, sich die Sahaba als Vorbild zu nehmen und ihrem Beispiel zu folgen.

Bestimmte Gruppen von Sahaba[Bearbeiten]

Insgesamt wird die Anzahl der Sahaba auf 110.000-120.000 geschätzt.[A 7]Allein bei der Abschiedspilgerfahrt des Propheten waren ca. 100.000 Sahaba anwesend. Es gab Sahaba, die den Propheten nur einmal kurz gesehen hatten und andere die, wie z.B. Abu Bakr, ein ganzes Leben lang mit ihm befreundet waren. Die Sahaba werden daher in bestimmte Klassen (arab.: Tabaqaat) eingeteilt. Diese Klassen bestimmten sich u.a. danach, wer als einer der ersten zum Islam kam, wer die Hidschra nach Medina, oder verschiedene Feldzüge des Propheten (Friede und Segen auf ihm) mitunternahm, u.s.w. Zudem gibt es Sahaba, die sich in einer bestimmten Wissenschaft hervorgetan haben.

Quranrezitatoren (arab.: Qurra') unter den Sahaba[Bearbeiten]

Viele der Sahaba hatten den Quran auswendig gelernt und gelehrt. Unter ihnen waren Abu Bakr, Abu Huraira, Abdullah Ibn Abbas, Abdullah Ibn Amr Ibn al-As, Aischa, Hafsa Bint Umar und Umm Salama. Von Uthman Ibn 'Affan wird berichtet, dass der Prophet (Segen und Frieden auf ihm) sagte: „Die allerbesten unter euch (Muslimen) sind diejenigen, die den Quran lernen und lehren“. (Hadith bei Buchari, Nr. 546) [2]

Auf die folgenden acht Sahabis werden die zehn Lesearten des Qurans zurückgeführt:

  1. Uthman Ibn 'Affan,
  2. Ali Ibn Abi Talib,
  3. Ubai Ibn Ka'b,
  4. Abdullah Ibn Mas'ud,
  5. Zaid Ibn Thabit,
  6. Abu Musa al-Asch'ari,
  7. Abu ad-Darda',
  8. Umar Ibn al-Khattab.

Sahaba als Kommentatoren des Quran (arab.: Mufassirun)[Bearbeiten]

Die zehn bekanntesten Quran-Kommentatoren unter den Sahaba:

  1. die vier rechtgeleiteten Kalifen Abu Bakr, Umar Ibn al-Khattab, 'Uthman Ibn 'Affan, Ali Ibn Abu Talib,
  2. Ibn Mas'ud,
  3. Ibn 'Abbas,
  4. Ubai Ibn Ka'b,
  5. Zaid Ibn Thabit,
  6. Abu Musa al-Asch'ari,
  7. Abdullah Ibn az-Zubair.

Auch Anas Ibn Malik, Abu Huraira, Abdullah Ibn Umar, Dschabir Ibn Abdullah, Abdullah Ibn 'Amru Ibn al-'As und Aischa betätigten auf diesem Gebiet - wenn auch in geringerem Umfang. Von den vier rechtgeleiteten Kalifen wurden am meisten Tafasir (Pl. von Tafsir) von Ali überliefert.

Fuqaha unter den Sahaba[Bearbeiten]

Die Fuqaha (Pl. von Faqih), d.h. Gelehrte die sich mit Fiqh beschäftigen, lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, je nachdem, wie intensiv sich die Sahaba mit diesem Thema beschäftigt haben.

Insgesamt wurden Fetawa (Pl. von Fatwa) von 130 Sahaba - Männer wie Frauen - überliefert. Man kann die Sahaba, die Fetawa gegeben haben in drei Gruppen einteilen[3].

1) Sahaba, die sehr viele Fatawa gegeben haben:

Ibn Qajjim nennt sieben Sahaba:

  1. Umar Ibn al-Khattab
  2. Ali Ibn Abi Talib
  3. Abdullah Ibn Mas'ud
  4. Aischa Umm Al-Mu'minin
  5. Zaid Ibn Thabit
  6. Abdullah Ibn Abbas
  7. Abdullah Ibn Umar

2) Sahaba, die einige Fetawa gegeben haben (mittlere Stufe):

  1. Abu Bakr as-Siddiq
  2. Anas Ibn Malik
  3. Abu Sa'id al-Khudri
  4. Abu Huraira
  5. Uthman Ibn 'Affan
  6. Abdullah Ibn 'Amr Ibn al-'As
  7. Abdullah Ibn Az-Zubair
  8. Abu Musa al-Asch'ari
  9. Sa'd Ibn Abi Waqqas
  10. Salman al-Farisi
  11. Dschabir Ibn Abdullah
  12. Mu'adh Ibn Dschabbal

u.a.

3) Sahaba, die nur wenige Fetawa gegeben haben (meistens in ein oder zwei Fragestellungen):

  1. Abu Ad-Darda'
  2. Abu Salama Al-Khazumi
  3. Abu 'Ubaida Ibn al-Dscharrah
  4. Sa'id Ibn Zaid
  5. Al-Hasan Ibn Ali Ibn Abi Talib
  6. Al-Husain Ibn Ali Ibn Abi Talib
  7. An-Nu'man Ibn Baschir
  8. Abu Talha
  9. Safiyya bint Huyayy Umm al-Mu'minin (Mutter der Gläubigen)
  10. Hafsa Bint Umar Umm al-Mu'minin (Mutter der Gläubigen)
  11. Usama Ibn Zaid

u.v.m.

Sie dazu auch den Artikel Fiqh.

Sahaba als Hadith-Überlieferer[Bearbeiten]

Die Sahaba mit den meisten Überlieferungen waren:

  1. Abu Huraira mit 5374 Hadithen,
  2. Abdullah Ibn Umar mit 2630 Hadithen,
  3. Anas Ibn Malik mit 2286 Hadithen,
  4. Aischa mit 2210 Hadithen,
  5. Abdullah Ibn Abbas mit 1660 Hadithen,
  6. Dschabir Ibn Abdullah mit 1540 Hadithen,
  7. Abu Sa'id Al-Chudri mit 1170 Hadithen.

Die Mehrheit der Gelehrten ist sich darüber einig, dass alle Sahaba ohne Ausnahme rechtschaffen (arab.: 'Adl) sind, was durch den Quran und die Sunna bestätigt wird (siehe auch die oben aufgeführten Belege). Die Tatsache, dass alle Sahaba als rechtschaffen eingestuft werden bedeutet nicht, dass sie sündenfrei gewesen sind.

  • Es werden drei Tabaqat von Sahaba unterschieden:
  1. Die Tabaqa der großen Sahaba, die sehr früh den Islam annahmen.
  2. Die Tabaqa der mittleren Sahaba.
  3. Die Tabaqa der kleinen Sahaba, die relativ spät den Islam annahmen oder zu Lebzeiten des Propheten (Allahs Segen und Friede auf ihm) noch sehr jung waren.

Die zehn Sahaba, denen das Paradies versprochen wurde[Bearbeiten]

  1. Abu Bakr As-Sadiq, der erste Kalif,
  2. Umar Ibn al-Khattab, der zweite Kalif,
  3. Uthman Ibn 'Affan, der dritte Kalif,
  4. Ali Ibn Abu Talib, der vierte Kalif,
  5. Talha Ibn 'Ubaidullah,
  6. Az-Zubair Ibn al-'Awaam,
  7. Abdurrahman Ibn 'Auf,
  8. Sa'd Ibn Abu Waqqas,
  9. Abu 'Ubaid Ibn al-Dscharaah,
  10. Sa'id Ibn Zaid.

Quellennachweise[Bearbeiten]

Der Artikel basiert im Wesentlichen auf den Büchern:

  • Heider, Ferid (2007): Einführung in die Hadīthwissenschaften. Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., Berlin, 1. Auflage, ISBN 978-3-9810908-6-4
  • Al-Khalid, Basim Ahmad (2009): Nudschum al-Huda, Dar al-Islah, Syrien

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Bubenheim, Frank A.; Elyas, Dr. N. : Bedeutung des edlen Qurans in deutscher Sprache. König Fahd-Komplex, Saudi Arabien, URL: http://islam-verstehen.de/downloads.html?task=view.download&cid=19
  2. Denffer, Ahmad von (2006): Ulum al-Qur'an. Einführung in die Koranwissenschaften , DIdI e. V.
  3. Ibn al-Qajjim (2004), Schams ad-Din, I´laam al-Muuqi´iin, Dar al-Kitab al-`arabi,

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Wörtlich: unterhalb derer Flüsse strömen.
  2. Arabisch: die Muhadschirun und die Ansar, das waren die „Auswanderer" aus Makka und deren „Helfer" aus al-Madina.
  3. Wörtlich: Als Spur der Niederwerfung.
  4. in al-Hudaibiyya.
  5. Es handelt sich hier um den erfolgreichen Feldzug gegen die Stadt Haibar, der nach al Hudaibiyya unternommen wurde (7 n.H. / 628 n.Chr.).
  6. siehe Anm.1
  7. Ibn Haschr al-Asqalani führt in seinem Buch Al-Isaba fi tamjiz as-Sahaba 12304 davon mit Namen und biografischen Angaben auf.