Hadithwissenschaft

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Die Hadithwissenschaft beschäftigt sich mit der Überlieferung, jedoch nicht nur der Überlieferung von Hadithen im islamologischen Sinne, sondern auch allen anderen Überlieferungen, wie etwa die Aussagen der Sahaba, der frühen Gelehrten, die Überlieferung verschiedener Bücher, geschichtlicher Ereignisse uvm. Somit ist diese Wissenschaft eine Standarddisziplin für jeden, der den Islam studiert.

Definition[Bearbeiten]

Die Hadithwissenschaft ist: eine Wissenschaft, die sich mit den Regeln beschäftigt, durch die man den Zustand der Überliferungskette und den überlieferten Text analysiert, um festzustellen wie authentisch die Überlieferung ist.

Bedeutung[Bearbeiten]

Die islamischen Wissenschaften gehören zu den Quellwissenschaften, also den Wissenschaften, die bei der Beweisführung einer Quelle bedürfen, wie etwa auch die Geschichtswissenschaft. Somit sind die Regeln der Hadithwissenschaft in allen islamischen Disziplinen von essenzieller Bedeutung. Denn nur durch diese Wissenschaft kann man die Authentizität einer islamischen Quelle überprüfen. Und da jede Aussage über den Islam bewiesen werden muss und die meisten Beweise nicht im Quran stehen, müssen die Quellen auf ihren Echtheitsgrad überprüft werden. Letzteres geschieht durch die Hadithwissenschaft.

Disziplinen in der Hadithwissenschaft[Bearbeiten]

In der Hadithwissenschaft gibt es zwei große Disziplinen:

  • Die Überlieferungswissenschaften: Ilm Ar-Riwaya
  • Die Textanalyse: Ilm Ad-Diraya

Die Überlieferungswissenschaften[Bearbeiten]

In dieser Disziplin wird die Echtheit der Überlieferungen untersucht. Man unterscheidet folgende Unterdisziplinen:

  • Biographienkunde (Al-Dscharh wa At-Ta'dil)
  • Beurteilung der Überlieferungsketten (Dirasat Al-Asanid)
  • Lexikologie der Hadithwerke(At-Tachridsch)

Biographienkunde[Bearbeiten]

In dieser Wissenschat beschäftig man sich mit den Biographien der Überlieferer, der Gelehrten, der Sektenführer, der Lügner, sprich all den Menschen, die irgend etwas überliefert haben oder etwas gesagt haben, das überliefert wurde. Diese Wissenschaft dient vornehmlich dem Zweck herauszufinden:

  • Wann und wo ein Überlieferer gelebt hat
  • Von wem er lernte und wen er lehrte
  • Wie gut sein Gedächtnis war
  • Welche Werke er verfasste
  • Wie fromm und vertrauenswürdig er war

Dies dient alles dem Zweck herauszufinden, ob seine Überlieferung akzeptabel ist oder nicht. Die muslimischen Gelehrten haben so genau gearbeitet, dass wir über mehrere Millionen Biographien verfügen. Zu den wichtigsten Werken dieser Unterdisziplin zählen: Al-Dscharh wa At-Ta'dil, Ibn Abu Hatim Ar-Razi At-Thiqat, Ibn Hibban At-Tarich Al-kabir, Al-Buchari Tarich Baghdad, Al-Chatib Al-Baghdadi Tahdhib Al-Kamal, Al-Muzzi uvm.

Beurteilung der Überlieferungsketten[Bearbeiten]

Diese Disziplin ist die eigentliche Theorie, die man braucht, um eine Überlieferungskette zu beurteilen, also auf die essenziellen Kriterien einer authentischen Überlieferung zu untersuchen: Verbundenheit der Kette Untersuchung der Überlieferer (s. Biographienkunde) Übereinstimmung mit anderen Überlieferungen Akribische Überprüfung aller Details (Al-Ilal) Die schwerste Arbeit ist der genannte letzte Punkt, wenn die Überlieferung auf den ersten Blick authentisch erscheint, jedoch durch genaues Nachforschen herauskommt, dass die oben Kriterien doch nicht erfüllt werden. Wenn beispielsweise zwei Überlieferer zur selben Zeit lebten und man daher davon ausgeht, dass sie sich getroffen haben könnten und man schlussendlich feststellt, dass sie sich gar nicht getroffen haben konnten, da sie weit auseinander wohnten und nie gemeinsam an einem Ort gewesen sein konnten.

Lexikologie[Bearbeiten]

Das es sehr viele Hadithwerke gibt, war es vor dem Zeitalter der Informatik sehr schwer herauszufinden, wo nun ein Hadith zu finden ist. Die Gelehrten kannten die meisten Hadithe auswendig und stützten sich auf ihr Gedächtnis, doch auch ihnen entgingen zahlreiche Werke, die unter Umständen andere Überlieferungsketten hatten, durch welche manche Hadithe anders beurteilt werden könnten. Dieser Umstand und auch das Schwinden der Gelehrten, die als Hafiz bezeichnet werden, führte dazu, Hadithe nach Themen, nach Überlieferern oder alphabetisch zu sortieren, um Hadithe leichter aufzufinden. Heute gibt es zahlreiche Hadith-Suchmaschinen, die bekannteste und umfangreichste ist das Projekt: Shamela (المكتبة الشاملة), es enthält über 6000 Bücher, darunter mehrere hundert Hadithwerke.[1]

Titel der Hadithgelehrten[Bearbeiten]

Diese Titel wurden Gelehrten verliehen, die eine bestimmte Stellung in den Hadithwissenschaften erlangt haben. Die Definitionen für diese Titel wurden erst von Gelehrten der späteren Jahrhunderte eingeführt. Einige sehen die Verleihung dieser Titel daher als ortsgebunden und zeitbedingt an.

*Muhaddith

*Hafidh

*Huddscha (arab.حجّة):

Eine Person, die dreihunderttausend Hadithversionen mit ihren Isnads und ihrem eigentlichen Text (arab. Matn) auswendig kann.

*Hakim (arab. حاكم):

Eine Person, die so gut wie alle Hadithe auswendig kann, sodass ihr nur sehr wenige entgehen.

*Amir Al-Mu’minin im Hadith (arab. الحديث في المؤمنين أمير ):

Eine Person, die alle anderen Stufen übertrifft und zu einer Autorität für die restlichen Gelehrten wird. Dies ist die höchste Stufe der Hadithgelehrten.


Beispiele von Gelehrten, die diese Stufe erreicht haben:

  1. Sufjan Ath-Thauri,
  2. Schu’ba Ibn Al-Haddschaadsch,
  3. Hammad Ibn Salama,
  4. Abdullah Ibn al-Mubarak,
  5. Ahmad Ibn Hanbal,
  6. Al-Buchari,
  7. Muslim,
  8. Ibn Hadschar al-Asqalani [2]

Quellen[Bearbeiten]

  • Radhan, Neil; Hadithwissenschaften http://www.durus.de/Dateien/100409Mustalah.pdf
  • Al'Asqalani, Ahmad Ibn Hadschar; Nuzhat Annazar.
  • Annawawi, Tadrib Arrawi, Dar Al-Hadith, Kairo.
  • Etr, Nour Addin; Manhadsch Annaqd 'inda Al-Muhaddithin; Dar Al-Fikr, Beirut 1997.
  1. Shamela
  2. Heider, Ferid (2007): Einführung in die Hadīthwissenschaften. Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., Berlin, 1. Auflage, ISBN 978-3-9810908-6-4

Links[Bearbeiten]