Mensch

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"Ihr Menschen! Dient eurem HERRN, Der euch erschuf und diejenigen vor euch, damit ihr gottesfürchtig werdet." (Quran, 2:21)

Das Ziel des Menschen in diesem irdischen Leben ist es, die Prüfungen Allahs zu bestehen und als Mumin sein Leben zu beschließen, um ins Paradies zu kommen[1].


Die Erschaffung des Menschen


اقْرَأْ بِاسْمِ رَبِّكَ الَّذِى خَلَقَ - خَلَقَ الإِنسَـنَ مِنْ عَلَقٍ - اقْرَأْ وَرَبُّكَ الاٌّكْرَمُ - الَّذِى عَلَّمَ بِالْقَلَمِ - عَلَّمَ الإِنسَـنَ مَا لَمْ يَعْلَمْ
"Lies im Namen deines HERRN, der erschuf. ER erschuf den Menschen aus 'Alaq ("etwas, das sich anklammert"). Lies, und dein HERR ist Der Ehrwürdigste, Der (das Schreiben) mit dem Schreibgerät lehrte, ER lehrte den Menschen, was er nicht kannte."
(Quran, Surat-al-'Alaq 96:1-5)


"O ihr Menschen! Fürchtet euren Herrn, Der euch aus einem einzigen Wesen geschaffen hat, aus ihm sein Partnerwesen geschaffen hat und aus beiden viele Männer und Frauen vermehren ließ. So fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander ersucht und wahret die Verwandtschaftsbanden (fest). Wahrlich, Allah wacht stets über euch. (Quran, 4:1)


Ibn Mas'ud berichtete: „Ich hörte den Propheten (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagen:

"Wenn an dem Samentropfen (der die Eizelle befruchtet hat) zweiundvierzig Nächte vorübergegangen sind, schickt Allah (der Erhabene) einen Engel zu ihm, der ihn formt und dessen Gehör, dessen Augenlicht, dessen Haut und dessen Knochen erschafft. Daraufhin fragt er: Oh Herr, ist es männlich oder weiblich? Und Er bestimmt (es)...“
(Muslim)


Sinn der Erschaffung des Menschen - Sinn des Lebens

ALLAH, der Schöpfer allen Seins, sagt uns in Seinem letzten Offenbarungsbuch an die gesamte Menschheit, dem Quran, folgendes in sinngemäßer deutscher Bedeutung:

"Und ICH erschuf die Dschinn (immaterielle Geschöpfe) und die Menschen nur, um Mir zu dienen." (Quran 51:56)

Der wahre Sinn des Lebens aller Menschen ist damit einzig und allein ALLAH zu dienen und zwar auf die Art und Weise, die ER den Menschen über den Weg derOffenbarung durch SEINE Gesandten (zuletzt im Quran und in der Sunna/Vorbild des letzten Gesandten Muhammad) übermittelt hat. Diese Art der Lebensweise nennt man "Islam" bzw. auf Deutsch "die Gottergebenheit". In diesem Sinne ist Islam die Bezeichnung für die Lebensweise aller gottergebenen Menschen und aller Propheten Gottes.

Der erste Mensch und Prophet, Adam (Friede sei mit ihm), hat diese Lebensweise, die bewusste Ergebenheit unter ALLAH, den Islam, verkündet und praktiziert. Alle anderen Propheten nach ihm (wie z.B. Noah, Abraham, Zacharias, Jonas, Ismael, Isaak, Jakob, Joseph, Moses, Aaron, David, Lot, Salomo, Johannes, Jesus etc.) und als letzter ihrer Reihe Muhammad (Friede sei mit ihnen allen) haben ebenfalls den Islam verkündet und praktiziert. Alle Gesandten ALLAHs riefen die Menschen dazu auf, ihren Schöpfer ALLAH (arabische Bezeichnung für "den einen Gott"), ausschließlich in der von IHM gewollten und vorgeschriebenen Art und Weise zu dienen, um damit dem Sinn des menschlichen Lebens gerecht zu werden. Nur so kann man die wahre Zufriedenheit in diesem wie im nächsten Leben erlangen.

Mehr dazu siehe unter:


Die Seele, das Ego (die Triebe), der Verstand, das Herz

Das Folgende ist ein Versuch einer Analyse der Begriffe und deren Zusammenhänge. Jedoch hat der Mensch teilweise nur wenig an Wissen hierüber bekommen:

Die Seele (arab.: Ruh)

"Und sie fragen dich nach der Seele. Sprich: "Die Seele gehört zur Angelegenheit meines Herrn. Und ihr habt nur ein Weniges von Wissen bekommen." (Quran, 17:85)


Die Seele existierte bereits vor der Geburt des Menschen

Die Seele existierte bereits, bevor der Mensch geboren wurde, wenn man mit Seele den folgenden Zustand der Nachkommenschaft Adams vor deren Geburt bezeichnen will:

"(172) Und (erinnere daran), als dein HERR von den Kindern Adams, aus ihren Rücken (Becken) ihre Nachkommenschaft entnahm und sie gegen sich selbst Zeugnis ablegen ließ: „Bin ICH etwa nicht euer HERR?!“ Sie sagten: „Doch mit Sicherheit! Wir bezeugen es.“ Also, damit ihr am Tag der Auferstehung nicht sagt: ‚Gewiß, wir waren demgegenüber achtlos‘, (173) oder sagt: ‚Nur unsere Ahnen haben vorher Schirk betrieben und wir waren Nachkommenschaft nach ihnen! Willst DU uns etwa zugrunde richten für das, was die des Unwahren Verbreitenden taten?‘ (174) Und solcherart verdeutlichen WIR die Zeichen und damit sie (zum Iman) zurückkehren." [7:172-174]


Ibn Abbas (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtet, dass der Gesandte Allahs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) gesagt hat:

“Allah hat einen Vertrag von der Nachkommenschaft Adams (a.s.) (wörtl. mit dem Rücken Adams (a.s.)) abgenommen in Nu’man[F 1] am Tag von Arafat. Er ließ seine Nachkommen (d. h. Adams Nachkommen) aus ihm herauskommen und breitete sie vor Sich aus. Dann sprach Er sie direkt (ohne Schleier) an: “Bin Ich nicht euer Herr? Sie sagten: “Ja, doch. Wir bezeugen es!”- dass ihr nicht am Tag der Auferstehung sagt: ”Wir waren ja diesem gegenüber achtlos”, oder ihr sagt: “Unsere Väter haben Götzendienst begangen und wir waren die Nachkommen nach ihnen, also vernichtest Du uns wegen dem, was die Taugenichtse getan haben?” (7:172-173)”[2]


Wie betreibt ihr nur Kufr ALLAH gegenüber, während ihr tot wart, dann ER euch belebte?! Dann läßt ER euch sterben, dann belebt ER euch (wieder), dann werdet ihr zu Ihm zurückgebracht." (Quran, 2:28)


Wann die Seele in das Embryo eingehaucht wird

Die Seele wird vier Monate (120 Tage) nach der Empfängnis in das Embryo eingehaucht:

lbn Mas'ud (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtet: Der Gesandte Allahs (Möge ALLAH ihn in Ehren halten und Wohlergehen schenken), und er ist der Wahrhafte und der Glaubwürdige, erzählte uns folgendes Gleichnis:

"Jeder von euch bleibt als Tropfen im Leibe seiner Mutter vierzig Tage lang, und dann weitere vierzig Tage lang als ein besonderer Blutklumpen, und dann weitere vierzig Tage als ein besonderer Klumpen Fleisch, und zuletzt wird ein Engel gesandt, der die seele einbläst, und auch angewiesen ist, vier Anordnungen niederzuschreiben, was sein Schicksal in dieser Welt betrifft, nämlich die Art des Unterhalts, die Lebensdauer, seine Taten und ob es ein unglücklicher oder ein glücklicher Mensch sein wird. Ich schwöre bei Dem, außer dem es keinen Gott gibt, dass einer von euch, der sich verhält wie die Bewohner des Paradieses, bis zwischen ihm und dem Paradies nur noch eine Handbreit bleibt, und ihn das, was bereits aufgezeichnet worden ist, überkommt und er dann zu handeln beginnt wie die Bewohner des Höllenfeuers, er in dieses eintreten wird. Andererseits, wenn einer von euch wie die Bewohner des Höllenfeuers handelt, bis zwischen ihm und dem Höllenfeuer nur noch die Breite einer Hand verbleibt, und ihn das, was bereits aufgezeichnet worden ist, überkommt und er anfängt zu handeln wie die Paradiesbewohner, er sogar ins Paradies gelangen kann."
(Buchari und Muslim Nr. 4781)


Kinder werden als Muslime geboren

Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Prophet (Möge ALLAH ihn in Ehren halten und Wohlergehen schenken), sagte:

”Jedes Kind wird mit der Fiṭra[F 2] geboren, und seine Eltern machen dann aus ihm entweder einen Juden, einen Christen oder einen Sabäer. Genauso wie das Tier, das ein Tier zur Welt bringt: Siehst du darin Unstimmigkeiten?“
(Sahih Buchari, Nr. 1385, Band 3, Buch über den Todesfall)


Das Herz

"...und haben sie nicht Herzen, um zu begreifen, oder Ohren, um zu hören? Denn es sind ja nicht die Augen, die blind sind, sondern blind sind die Herzen in der Brust." [Quran, 22:46]
"Wahrlich, bei den Kafirun ist es gleich, ob du sie warnst oder nicht: sie werden nicht Muminun werden. Versiegelt hat Allah ihre Herzen und ihr Gehör; und über ihren Augen liegt ein Schleier. Und ihnen wird eine gewaltige Strafe zuteil werden." [Quran, 2:6-7]

"...In ihren Herzen ist Krankheit..." [Quran, 2:10]

Um die Beziehung zwischen dem, was man mit seinen Sinnen aufnimmt und den Schlussfolgerungen, die man daraus zieht, besser zu verstehen, wird im Folgenden betrachtet, was genau der Begriff „Herz" (arab.: Qalb) im quranischen Sinne bedeutet. In den oben aufgeführten Versen wird dieser Begriff benutzt.

Das Herz im koranischen Zusammenhang

Said Hauua sagt:

"Am Anfang der Sure Al-Baqara (Sura 2) wird über die Kafirun gesagt: "Versiegelt hat Allah ihre Herzen". Über die

Heuchler wird gesagt: "...In ihren Herzen ist Krankheit...". Im Quran und in den Aussprüchen des Propheten (Möge ALLAH ihn in Ehren halten und Wohlergehen schenken) kommt das Wort "Herz" sehr häufig vor. Oft wird jedoch dieses Wort falsch verstanden. Zusammenfassend wollen wir hier festhalten: Es gibt einmal ein materiell fassbares Herz, welches sowohl der Mensch als auch viele andere Geschöpfe haben. Damit ist das Herz gemeint, welches als Pumpe für den Blutkreislauf dient. Dieses materiell fassbare Herz ist jedoch auch der Ort eines anderen Herzens, nämlich von Gefühlen wie Liebe, Hass, Boshaftigkeit, Großmut, Angst und innerer Friede. Diese Gefühle selbst sind für jeden Menschen ebenfalls fassbar, da jeder Mensch einen Teil dieser Gefühle bei sich verspürt. Dieses zweite Herz ist der Ort, mit dem man den Iman schmeckt und es ist ebenfalls der Ort, an dem der Kufr bzw. die Heuchelei stattfindet. Es gibt nun viele Gefühle, die manche Menschen sehr wohl verspüren, wobei andere Menschen diese Gefühle nicht verspüren. Die Mu’minun beispielsweise spüren viele Wertgefühle, welche die Kafirun nicht verspüren, weil bei den letzteren der entsprechende Teil dieses zweiten Herzens tot ist. Dieses zweite Herz ist jedoch nicht identisch mit dem ersten Herz. Dies sieht man daran, dass bei Menschen, bei denen eine Herztransplantation vorgenommen wurde - die also ein anderes von der ersten Art bekommen haben -, sich nicht auch die Wertgefühle geändert haben... Dieses zweite Herz kann erkranken, gesunden, blind und taub werden. Daher sehen wir, wie in diesem Anfangsabschnitt der Sura 2 über die Kafirun gesagt wird: "Versiegelt hat Allah ihre Herzen" und über die Heuchler wird gesagt: "...In ihren Herzen ist Krankheit...". Etwas weiter beschreibt Allah die Heuchler mit "Taub, stumm, blind..."[2:18][3]

Mudschahid hat gesagt:

"Die Sünden haben sich im Herzen festgesetzt und begannen, das Herz von allen Seiten zu überdecken, bis sich die Teilüberdeckungen schließlich treffen. Dieses Zusammentreffen der Teilüberdeckungen nennt man die "Versiegelung"."

In einem sahih Hadith, den Hudhaifa überliefert hat, berichtet der Gesandte Allahs (Möge ALLAH ihn in Ehren halten und Wohlergehen schenken):

"Die Verführungen dringen eine nach der anderen auf die Herzen wie die Fasern eines Strohteppichs, den man Schicht für Schicht herstellt. Jedes Herz, das einer dieser Verführungennachgibt, bekommt einen schwarzen Fleck. Dagegen bekommt das Herz, das sie

zurückweist, einen weißen Fleck. So wird schließlich ein Herz zu eines der beiden folgenden: Entweder ein weißes Herz, welchem keine Verführung mehr schaden kann, solange Erde und die Himmel bestehen, oder aber ein sehr schwarzes Herz, welches nicht mehr das Gute gebietet und nicht mehr das Schlechte verwehrt."

Ibn Dscharir (d. h. Tabari) hat gesagt:

"Der Gesandte Allahs berichtete, dass, wenn Sünden in großer Folge auf die Herzen kommen, dadurch die Herzen verschlossen werden. Und wenn die Sünden einmal das Herz verschlossen haben, kommt das Siegel von Seiten Allahs, so dass es für sie keinen Weg zum

Iman und keine Errettung vor dem Kufr gibt. Im Vers "Versiegelt hat Allah ihre Herzen und ihr Gehör..."[2:6] ist dieses Siegel gemeint...Und so kommt auch der Iman nicht in ein Herz, welches Allah als "von Ihm versiegelt" bezeichnet, bevor nicht die Versiegelung aufgehoben wird."

Said Hauua:

Wenn man dies weiß, und den Versteil "...und als sie abwichen, ließ Allah ihre Herzen abweichen..."[61:5] und ähnliche Quranverse versteht, dann wird einem klar, dass Allah ihre Herzen versiegelt hat und ihnen nicht die Rechtleitung gibt, als angemessene Strafe dafür, dass sie absichtlich der Lüge nachgehen und das Recht und die Wahrheit beiseite lassen...“[3]


Umgekehrt gilt natürlich auch, dass der Mensch durch charakterliche Reinigung immer sehender bezüglich der Wahrheit wird:

„Allah ist der Schutzfreund der Muminun. Er bringt sie heraus aus tiefer Finsternis zum Licht...“ [2:257].


Einige Quranverse in diesem Zusammenhang und deren Erläuterungen

Allah, der Erhabene, hat sinngemäß gesagt:

"Nein, jedoch das, was sie zu tun pflegten, hat auf ihre Herzen Schmutz gelegt." [83:14].
„Und wen Allah rechtleiten will, dem weitet Er die Brust für den Islam; und wen Er in die Irre gehen lassen will, dem macht Er die Brust eng und bedrückt, wie wenn er in den Himmel emporsteigen würde. …“ [6:125]
"Abwenden aber will Ich von Meinen Zeichen diejenigen, die sich im Lande hochmütig gegen alles Recht gebärden; und wenn sie auch alle Zeichen sehen, so wollen sie nicht Mu’minun werden; und wenn sie den Weg der Rechtschaffenheit sehen, so wollen sie ihn nicht als Weg annehmen; sehen sie aber den Weg des Irrtums, so nehmen sie ihn als Weg an. Dies (ist so), weil sie Unsere Zeichen für Lügen erklärten und sie nicht achteten."[7:146]

Ibn Kathir sagt zu diesem Vers:

""Abwenden aber will Ich von Meinen Zeichen diejenigen, die sich im Lande hochmütig gegen alles Recht gebärden" bedeutet: "Die Herzen derjenigen, die zu stolz sind, Mir zu dienen, und die gegen alles Recht hochmütig (arab.: Kibr) gegenüber anderen Menschen sind, lasse Ich nicht die Argumente und die Zeichen verstehen, die auf Meine Allgewaltigkeit und auf die Wahrheit des Islams und Meiner Gesetze hinweisen." D. h. so wie sie gegen alles Recht hochmütig sind, so erniedrigt Allah sie, indem er sie unwissend macht: "Und Wir werden ihre Herzen und ihre Augen verwirren, weil sie ja auch das erste Mal nicht Mu’minun wurden." [6:110]. An einer anderen Stelle des Qurans steht: „...und als sie abwichen, ließ Allah ihre Herzen abweichen..." [61:5] Der nächste Versteil "...und wenn sie auch alle Zeichen sehen, so wollen sie nicht Mu’minun werden..." ist wie „Wahrlich, diejenigen, gegen die das Wort deines Herrn ergangen ist, werden nicht Mu’minun werden - auch wenn zu ihnen irgendein Zeichen käme, bis sie die schmerzliche Strafe sehen. [10:96-97] ..."[4]
"O ihr Muminun, hört auf Allah und den Gesandten, wenn er euch zu etwas aufruft, das euch Leben verleiht, und wisset, dass Allah zwischen den Menschen und sein Herz tritt, und dass ihr vor Ihm versammelt werdet." (Quran, 8:24).

Ahmad berichtete, dass Umm Salama berichtete: "Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) sprach oft folgendes Bittgebet: :"O Allah, der du die Herzen wendest, festige mein Herz so, dass es bei Deiner Religion bleibt". Da fragte ich: "O Gesandter Allahs, können denn die Herzen gewendet werden?", worauf er sagte: "Ja! Das Herz eines jeden Menschen, den Allah geschaffen hat, hält Allah zwischen zweien Seiner Finger. Wenn Er will, führt Er das Herz auf den richtigen Weg und wenn Er will, lässt Er es abweichen. Drum bitten wir Allah, unseren Herrn, dass Er unsere Herzen nicht von Ihm sich abkehren lassen möge, nachdem Er uns rechtgeleitet hat. Und wir bitten Ihn, dass Er uns Barmherzigkeit von Ihm schenken möge; denn Er ist ja wahrlich der unablässig Gebende."

Dies berichtete in einem etwas anderen Wortlaut auch Tirmidhi (2140). Albani erklärte den Hadith von Tirmidhi für sahih.


Warum können aber trotzdem Menschen, die Kufr begangen haben, später Mu’minun werden?

Said Hauua sagt:

"Man kann beobachten, dass viele Menschen, welche zunächst Kufr begehen, später in den Islam eintreten... In der Erläuterung zu den Versen [2:6-7], welche von den Kafirun sprechen, wurde jedoch gesagt, dass es bei diesen Menschen egal ist, ob man sie warnt oder nicht, da sie sowieso nicht Mu’minun sein werden. Wie lassen sich nun diese beiden Aussagen miteinander vereinbaren? Ein bzw. mehrere Qurankommentatoren sagen diesbezüglich: "Mit "den Kafirun" sind solche Menschen gemeint, von denen Allah weiß, dass sie nicht Mu’minun sein werden. Und so ist es folglich egal, ob man sie warnt oder nicht." ... Wir werden im vorliegenden Korankommentar noch sehen, dass diese beiden Verse [2:6-7] durch andere Suren des Qurans ausführlicher erläutert werden. Anhand des Studiums dieser Sura wiederum werden wir sehen, dass der vollständige Kufr dann vorhanden ist, wenn die Fitra, d. h. die natürliche Veranlagung des Menschen, im Herzen völlig ausgelöscht wurde. Dies wiederum hat eine bestimmte Beschaffenheit und hat sowohl Anzeichen als auch Auswirkungen. Wenn die bestimmte Beschaffenheit, die Anzeichen und die Folgen alle auf einmal auftreten, so ist bei diesem Menschen kein Rest der Fitra mehr vorhanden. Bei diesem Menschen ist es dann so, dass eine Warnung nichts mehr nützt. Da jedoch nur Allah weiß, ob sich ein Mensch in diesem Zustand befindet, haben wir die Aufgabe, die Menschen zu warnen... Bei denjenigen von den Nichtmuslimen jedoch, bei denen noch ein Rest der Fitra vorhanden ist, besteht immer noch eine Hoffnung, dass sie rechtgeleitet werden mit der Erlaubnis Allahs: "Kann wohl einer, der tot war und dem Wir Leben gaben und für den Wir ein Licht machten, um damit unter den Menschen zu wandeln,..." [6:122]. Der Mensch kommt nur durch sein eigenes Verhalten auf eine Stufe des Kufr, bei der es keine Hoffnung gibt, dass er noch Mumin wird... Unsere Interpretation der Verse [2:6-7] soll nicht der Interpretation derjenigen widersprechen, die sagen, dass hier diejenigen gemeint sind, von denen Allah weiß, dass sie nicht Muminun sein werden. Unsere Interpretation zeigt lediglich zusätzlich auf, warum manche Nichtmuslime später Muslime werden und andere wiederum nicht..."[3]

Ghazali:

"Der Mensch besteht aus zwei Dingen, dem Leib und dem Herz (Geist, Seele). Das Herz ist geschaffen für die jenseitige Welt und seine Aufgabe ist das Suchen seiner Glückseligkeit. Seine Glückseligkeit aber besteht in der Erkenntnis Gottes. ...Der Mensch muss auch seine Unvollkommenheit und Ohnmacht erkennen. Denn auch diese Seite der Selbsterkenntnis ist ein Schlüssel zur Erkenntnis

Gottes"[5].


Abu Huraira (ALLAhs Wohlgefallen mit ihm) erzählte, dass der Gesandte Allahs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:

"Ins Paradies werden Völker eintreten, deren Herzen wie die Herzen von Vögeln sind."
(Muslim)

Man sagt, dies seien diejenigen, die (auf Allah) vertrauen, und es heißt, dass sie ein weiches Herz besitzen.


Abu Huraira (ALLAhs Wohlgefallen mit ihm)berichtete: Der Gesandte Allahs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:

“Allah schaut nicht auf eure Gestalten und euer Besitz, sondern auf eure Herzen und Taten.”
(Muslim)


Das Ego (die Triebe) (arab.: Nafs)

Die Triebe oder das Ego sind etwas Nichtmaterielles – Neigungen - , die dazu dienen, den materiellen Körper zu erhalten. Dazu gehört der Hunger, der Geschlechtstrieb, der Selbsterhaltungstrieb usw. Würden diese Triebe nicht vorhanden sein, würde der Mensch möglicherweise sterben, weil er keine Nahrung aufnimmt. Ebenso würde die Menschheit aussterben.

Jedoch nehmen diese Triebe keinerlei Rücksicht darauf, ob etwas erlaubt (halal) oder verboten (haram) ist. Z. B. ist es dem Ego egal, ob es sich um Schweinefleisch oder Halal-Fleisch handelt. Ebenso ist es ihm egal, ob der Geschlechtstrieb durch die Ehe oder durch Unzucht befriedigt wird. Deswegen ist der Verstand da, um die Triebe im Zaum zu halten, damit man nur z. B. Erlaubtes isst, nur auf erlaubte Weise seinen Geschlechtstrieb befriedigt usw[1].


Der Verstand

Der Verstand ist das Kontrollorgan des Menschen, womit er entscheidet. In materiellen Dingen kann der Mensch zwischen Richtigem und Falschem unterscheiden, sofern diese für ihn klar definiert sind. Was jedoch der Mensch als richtig und was er als falsch ansieht, hat zu einem großen Teil mit der Rechtleitung Allahs zu tun, und damit mit dem Herz, wie wir im vorigen Abschnitt über das Herz gesehen haben. Somit überschneiden sich in nichtmateriellen Angelegenheiten Verstand und Herz[1].


Tod und Leben

"Derjenige, Der den Tod und das Leben erschaffen hat..."(Quran, 69:2)

"Tod" ist, dass die Seele den Körper verlässt und nicht mehr mit ihm verbunden ist. "Leben" bedeutet, dass die Seele mit dem Körper verbunden ist.[6]

Am Tag der Auferstehung wird wieder der Körper und die Seele gepaart: ALLAH, der Erhabene, sagt sinngemäß:

"und wenn die Seelen (mit ihren Leibern) gepaart werden," (Quran, 81:7)

Ibn Abi Hatim berichtet, dass Ibn Abbas (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) gesagt hat:

"..dann werden die Seelen (arab.: Arwah, Pl. von Ruh) entsandt und mit Körpern gepaart. Dies ist die Bedeutung der Aussage Allahs, des Erhabenen:
"und wenn die Seelen (mit ihren Leibern) gepaart werden, (81:7)"."[7]


Mehr dazu siehe unter:


Wesensanalyse des Menschen, wie seine Persönlichkeit aufgebaut und wie diese zu verbessern ist

Im Folgenden soll gezeigt werden, wie die Stärke des Iman mit den Handlungen des Menschen zusammenhängt. Um sich und seinen Iman vor negativen Einflüssen zu schützen, soll nach dieser Analyse der Mechanismen von eigenen Handlungen und Verinnerlichung der Wahrheit im Herzen, genau auf die Handlungen eingegangen werden, die negativen Einfluss aufs Herz haben. Schließlich werden die Handlungen beschrieben, die einen Menschen zum starken Mumin werden lassen[1].



Fußnoten

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Mourad, Samir; Mourad, Roula; Mittendorfer, Sylvia (2009): Charakterreinigung: Tazkija - wie man ein guter Mensch wird. Karlsruhe: Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., ISBN 978-3-940871-03-9
  2. Hat eine gute (arab.: dschajjid) Überliefererkette. Diesen Hadith berichteten Ahmad, Nasa'i, Baihaqi u. a. Albani sagt über diesen Hadith (mit geringfügig anderem Wortlaut), dass er gesund (arab.: sahih) ist.
  3. 3,0 3,1 3,2 Said Hauua (1993/1414 n. H.),: "Al-Asas fit-Tafsir", Korankommentar in 11 Bänden; 4. Auflage, Dar Al-Salam, Kairo.
  4. Ibn Kathir (2004): Tafsir al-Koran al-'Athim, 4 Bände, Ausgabe mit Quellenanalyse von Abu Muawija Mazen Abdurrahman al-Buhsali al-Beiruti; Verlag: Dar as-Siddiq, 1. Auflage, ad-Dahia, Kuwait
  5. al-Ghazali, Abu Hamid (450-505 n. H.) (2004): „Das Elixier der Glückseligkeit“ (deutsche Übersetzung), Verlag: Edition Minarett Braunschweig, S.35-73.
  6. Wahbat az-Zuhaili, Tafsir al-Munir, Band 29, S.10.
  7. Ibn Kathir, Tafsir zum Vers [81:7]


Quellen

  • Zaidan, Amir M. A. (1999): Al-'Aqida, Einführung in die Iman-Inhalte, ADIB-Verlag, Offenbach, 2. neubearbeitete und erweiterte Auflage
  • Suleiman, Samir: Der Islam muss kein Rätsel sein, qalam.de
  • Mourad, Samir; Mourad, Roula; Mittendorfer, Sylvia (2008): Charakterreinigung: Tazkija - wie man ein guter Mensch wird. (PDF) Karlsruhe: Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., ISBN 978-3-940871-03-9


Quellen


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