'Ali Ibn Abi Talib

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'Ali Ibn Abi Talib 'Abdu Manaf Ibn 'Abd al-Muttalib Ibn Haschim , (arab. ‏علي بن أبي طالب‎) , geb. ca. 598/599 n.Chr.[A 1] in Mekka, gest. 40 n.H./ 661 n.Chr. in Kufa, war der letzte der vier rechtgeleiteten Khalifen. Er (Allahs Wohlgefallen auf ihm) war ein Cousin des Propheten (Allahs Friede und Segen auf ihm) und dessen Schwiegersohn. Der Prophet nannte ihn auch Abu Turab.


Sein Leben[Bearbeiten]

'Ali (Allahs Wohlgefallen auf ihm) war der Sohn von Abu Talib, dem Onkel des Propheten. Dieser hatte eine sehr große Familie. Um Abu Talib zu unterstützen, nahm der Prophet (Allahs Segen und Friede auf ihm) 'Ali bei sich auf. Die Mutter 'Alis hieß Fatima Bint Asad Bin Haschim.

Als 'Ali noch ein Junge [A 2] war, erhielt der Prophet (Allahs Friede und Segen auf ihm) seine erste Offenbarung. Ali erkannte sofort die Wahrheit seiner Sendung und nahm den Islam an. Er war somit der erste Jugendliche, der sich zum Islam bekannte. Er war auch einer der zehn Männer, denen der Prophet (Allahs Segen und Friede auf ihm) das Paradies verheißen hatte.

Später heiratete 'Ali Ibn Abi Talib die Tochter des Propheten, Fatima Bint Muhammad. Der Prophet liebte sie sehr und erlaubte 'Ali daher nicht, während der Ehe mit Fatima, eine weitere Frau zu heiraten. Aus dieser Ehe gingen die beiden Söhne Al-Hasan, Al-Husain und Muhassin (Allahs Wohlgefallen auf ihnen) hervor, wobei letzterer in jungen Jahren verstarb. Nach dem Tode Fatimas heiratete 'Ali weitere Frauen mit denen er zahlreiche Kinder hatte. Nach Ibn Kathir hatte 'Ali 31 Kinder, darunter der spätere Gelehrte Muhammad Ibn al-Hanafia. [1]

'Ali war einer der Schreiber des Propheten, d.h. er schrieb Teile der offenbarten Texte auf. Auch die vom Propheten versandten Briefe wurden 'Ali zur Niederschrift diktiert.

Der Prophet schickte 'Ali zusammen mit Chalid Ibn al-Walid als Emir und Richter in den Jemen. [1]

Mit Ausnahme des Feldzugs nach Tabuk nahm 'Ali Ibn Abi Talib an allen Schlachten und Feldzügen teil (z.B. an der Schlacht von Badr und an der Schlacht von Uhud). Es werden viele Begebenheiten überliefert, die seinen Mut zeigen. An dem Feldzug nach Tabuk (gegen Syrien) im Jahre 9 n.H. nahm 'Ali nicht teil, da der Prophet(Allahs Segen und Friede auf ihm) ihn beauftragte, in seiner Abwesenheit die Stadt Medina zu verwalten. Als 'Ali sich darüber unzufrieden zeigte, antwortete ihm der Prophet:

»Bist du damit zufrieden, dass du mir gegenüber die Stellung einnimmst, die einst Harun (Aaron) gegenüber Musa (Moses) einnahm?« ( Hadith sahih bei Buchari, dtsch. Ausgabe, Nr. 3706)

Auch in anderen Hadithen wird die besondere Wertschätzung des Propheten für Ali deutlich. Es wird von Umm Salama berichtet, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte:

" Wer 'Ali liebt, der liebt auch mich und wer mich liebt, der liebt auch Allah. Wer 'Ali hasst, der hasst auch mich und wer mich hasst, der hasst auch Allah. "(Hadith bei At-Tabani und al-Hakim, der es für sahih nach den Bedingungen von Muslim und Buchari erklärte.[2]

'Ali Ibn Abi Talib beherrschte die arabische Sprache auf wunderbare Weise in Wort und Schrift und hatte ein tiefes Begriffsverständnis für den Quran. Er überlieferte 586 Hadithe des Propheten. In schwierigen Fällen wandten sich die Khalifen Abu Bakr und 'Umar oft an ihn.


Seine Wahl zum Khalifen[Bearbeiten]

'Ali hatte bei der Wahl der ersten drei Khalifen vor ihm jeweils den Treueeid geleistet, er war auch einer der Männer des Wahlausschusses bei der Wahl des Khalifen Uthman gewesen. [1]

Nach der Ermordung des dritten Kalifen, Uthman ibn Affan, im Jahre 35 n.H./ 656 n.Chr. wurde 'Ali zum neuen Kalifen gewählt.

Nach 'Utmans Ermordung befand sichMedina vollständig in der Gewalt der Aufständischen. Die meisten Sahaba hatten Madina verlassen und die wenigen, die zurückgeblieben waren, fühlten sich machtlos. Die Aufständischen schlugen 'Ali Ibn Abi Talib als neuen Khalifen vor und baten ihn, das Amt anzunehmen. Zuerst weigerte sich 'Ali, erklärte sich dann aber bereit, Khalif zu werden, um die Ordnung und Frieden wiederherzustellen.

'Ali Ibn Abi Talib nahm in der Propheten-Moschee in Medina den Treueschwur der Sahaba entgegen. Az-Zubair undTalha wollten zunächst nicht den Treueeid schwören, wurden dann aber qasi dazu gezwungen. Hierzu gibt es verschiedene Geschichtsüberlieferungen. Teilweise wird auch behauptet, dass eine Gruppe von Ansar den Treueeid nicht leisteten und dass einige Sahaba nach Syrien flüchteten ebenfalls ohne den Eid zu leisten.[1]


Seine Regierungszeit als Khalif und seine wichtigsten Leistungen[Bearbeiten]

Fast die gesamte Zeit des Khalifats von Ali Ibn Abi Talib war vom Bürgerkrieg zwischen den Sahaba bestimmt. Dadurch wurde die Ausbereitung des Islams in neue Länder in diesen Zeiten stark beschränkt.[3]

Unter dem Khalifen Ali begann sich das politische Zentrum des Khalifats zu verschieben. Nach der Kamelschlacht kehrte der Khalif nicht nach Medina zurück, sondern wählte Kufa als Hauptstadt. Dafür hatte er zwei Gründe: Erstens besaß er hier eine sehr große Anhängerschaft, und zweitens waren die Staatseinkünfte im Irak reichlicher als in Madina. Mit ihnen konnte man einen Krieg gegen Syrien leichter führen.


Der Bürgerkrieg zwischen den Sahaba (die große Fitna)[Bearbeiten]

Bereits nach dem Treueschwur kamen einige Sahaba zu 'Ali - unter ihnen Talha und Az-Zubair und forderten ihn auf, die Scharia durchzusetzen und die Mörder des 3.Khalifen Uthman zu bestrafen. Dies sei die Voraussetzung ihres Treueschwurs gewesen. 'Ali versichterte, dass er den Tod des Khalifen Uthman nicht ungerächt lassen wolle, jedoch wollte er zunächst eine Normalisierung der Verhältnisse abwarten, da sich Medina noch in der Macht der Aufständischen befand. Es wurden Stimmen laut, man solle die Sache selbst in die Hand nehmen, wenn der Khalif untätig bleibe.

Der Khalif entlies zunächst alle Provinzgouverneure und setzte neue Männer an deren Stelle. Dies führte zu Problemen in vielen Provinzen.

  • In Äqypten erkannte nur ein Teil des Volkes 'Ali als neuen Khalifen an, ein großer Teil des Volkes verlangte dagegen die rasche Bestrafung der Mörder Uthmans.
  • In Basra war die Lage ähnlich, ein Teil des Volkes stand hinter den Aufrührern, ein anderer Teil war gegen sie.
  • Kufa wehrte sich das Volk gegen die Einsetzung eines neuen Gouverneurs anstelle von Abu Musa Al-Asch'ari. Das Volk erkannte jedoch den Khalifen an.
  • In Syrien weigerte sich der Gouverneur Mu'awijja, ein Verwandter Uthmans, das Khalifat 'Alis anzuerkennen. Auch er drang auf eine Bestrafung der Mörder des 3. Khalifen Uthman, es kam zum Kampf mit Syrien.

Diese unterschiedliche Sichtweise der Dinge entwickelte sich ab 36 n.H zu einem Bürgerkrieg (Fitna) zwischen den Muslimen. Es kam in der Folge zum Kampf gegen Aischa (Allahs Wohlgefallen auf ihr) und eine Gruppe von Sahaba in der Kamelschlacht, sowie zum Kampf gegen Mu'awijja (Allahs Wohlgefallen auf ihm) in Syrien.


Die Kamelschlacht[Bearbeiten]

Die Kamelschlacht fand im Jahre 36 n.H./ 656 n.Chr. bei Basra statt. Aischa, die Mutter der Gläubigen, hatte zusammen mit den beiden Sahaba Talha und Az-Zubair ein Heer gegen Basra angeführt, um die Mörder Uthmans zu rächen. Es kam zur Schlacht mit den Truppen Alis bei Basra. Aischa unterlag mit ihren Truppen. Talha und Az-Zubair starben.

Der Khalif nahm den Treueschwur des Volkes von Basra entgegen und ernannte Abdullah Ibn Abbas (Allahs Wohlgefallen auf ihm) zum Gouverneur von Basra.


Schlacht von Siffin[Bearbeiten]

Da der Statthalter von Syrien, Mu'awijja, das Khalifat Alis nicht anerkannte, zog der Khalif im Jahr 36 n.H./657 n.Chr. mit einem großen Heer von Kufa nach Syrien. Es kam zur Schlacht von Siffin in der Nähe des Euphrats.

Nach anfänglichen Gefechten und langen Friedensverhandlungen gab Ali am Abend des letzten Tages des Muharram des Jahre 37 n.H. seinem Heer den Befehl, die syrische Armee am nächsten Morgen anzugreifen.

Als der Sieg 'Alis nahegerückt schien, hefteten die syrischen Kämpfer Mu'awijjas Quran-Bücher an ihre Speere, sie riefen: "Dies ist das Buch Allahs des Allmächtigen, lasst es zwischen uns entscheiden. " Die Armee Alis weigerte sich, weiterzukämpfen. Es wurde vereinbart, den Konflikt durch einen Schiedsspruch zu beseitigen, den sogenannten Schiedsspruch von Siffin. Die Parteien zogen sich vom Schlachtfeld zurück, mindestens 90.000 Muslime waren in der Schlacht gefallen.

Als der Schiedsspruch nach 6 Monaten erging, brachte dieser jedoch nicht die erhoffte Lösung.

In der Folgezeit war der Khalif Ali mit der Bekämpfung der Chawaridsch beschäftigt. Sie waren gegen den Schiedsspruch gewesen und wandten sich nun gegen den Khalifen. Es gelang dem Khalifen Ali nicht mehr, ein weiteres Heer gegen Mu'awijja anzuführen.

Verlust Äqyptens und weiterer Gebiete[Bearbeiten]

Nach dem Schiedsspruch von Siffin erhob Mu'awijja offen Anspruch auf das Khalifat. Sein erstes Ziel war Ägypten. Amr Ibn al-As nahm für ihn Ägypten ein: Der Gouverneur des Khalifen Ali, Muhammad Ibn Abi Bakr, war dagegen machtlos. Nach dem Verlust seiner Armee wurde Muhammad Ibn Abi Bakr durch Mu'awijja hingerichtet. Ab 38 n.H. herrschte Mu'awijja über Ägypten, der Khalif 'Ali verlor damit die wichtigste islamische Provinz.

Nach Unruhen in Basra, Persien und Kirman gelang es Mu'awijja ab 39 n.H. das Gebiet des Khalifen anzugreifen.

Im Jahr 40 n.H. nahmen die Armeen Muawijjas den Hidschaz, Medina, Mekka, den Jemen und den Südirak ein.


Die Stellung 'Alis bei den Schiiten[Bearbeiten]

In Folge des Bürgerkriegs spalteten sich die Schiiten (arab. Schia) ab, sie bezeichneten sich als die Anhänger des Khalifen 'Ali, der ihrer Meinung nach der einzige rechtmäßige Nachfolger des Propheten (Allahs Segen und Friede auf ihm) sei. Sie stützten diese Behauptung auf Hadithe, die eine besondere Stellung Alis gegenüber dem Propheten ausdrücken sollen. Die Sunniten sehen in den nur teilweise authentischen Hadithen (sahih) jedoch keine Grundlage für die Annahme, dass das Khalifat nur an Familienmitglieder des Propheten, wie 'Ali, gehen darf.


Im Bezug auf den Bürgerkrieg sind die Sunniten ebenfalls der Meinung, dass sich der Khalif 'Ali in diesem Bürgerkrieg rechtmäßig verhielt. Sie folgern aber nicht daraus, dass diejenigen Sahaba, die gegen ihn kämpften, wie Aischa, Talha und Az-Zubair, als ungerechte Personen anzusehen sind, von denen man man keine Hadith-Überlieferungen annehmen kann. [3]


Sein Tod[Bearbeiten]

Die Chawaridsch, die mit der Politik des Khalifen 'Alis nicht einverstanden waren, beschlossen, die drei führenden Männer des Bürgerkrieges zu töten. Drei der Chawaridsch erklärten sich bereit, dies zu übernehmen; 'Abdurrahman Ibn Muldscham sollte den Khlalifen 'Ali erschlagen, Bark Ibn 'Abdullah sollte Mu'awiya und 'Amr Ibn Bark den 'Amr Ibn Al-As töten. Der 17. Ramadan des Jahres 40 n.H. /661 n.Chr. wurde für die Tat festgesetzt. Die Attentate an diesem Tag gegen Mu'awijja und Amr Ibn al-As schlugen fehl, die Mörder wurden gefasst und hingerichtet.

Der Khalif 'Ali wurde, als er sich Freitag morgens in die Moschee zum Morgengebet begab, von Ibn Muldscham mit dem Schwert zunächst verletzt. Schwer verwundet wurde ‘Ali nach Hause getragen. Er ließ den Attentäter zu sich bringen und sagte: ”Tötet ihn, wenn ich sterbe, aber wenn ich am Leben bleibe, will ich selbst mit ihm abrechnen, sobald ich dazu in der Lage bin.“ Abends starb der Khalif (Allahs Wohlgefallen auf ihm) jedoch an seinen Verletztungen.

In den letzten Augenblicken seines Lebens wiederholte er ständig folgende Verse des Qurans:

”Wer also Gutes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen, und wer Schlechtes im Gewicht eines Stäubchens tut, wird es sehen.“ (Quran 99:7 und 8)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. In den Geschichtsbüchern finden sich hierzu unterschiedliche Angaben.
  2. Die Angabe in den Geschichtsbüchern variieren gemäß Ibn Kathir zwischen einem Alter von 7 bis 15 Jahren.

Quellenangaben[Bearbeiten]

Der Artikel beruht hauptsächlich auf dem Buch:

Fazl, Ahmad (1982): Die rechtgeleiteten Kalifen, Islamische Bibliothek, ISBN:3-8217-0077-7


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Ibn Kathir, Ismail (2006): Al-Bidaja wa-n-Nihaja, Band 4., Verlag: Dar al-Imam Malik, Algier
  2. As-Sujuti, Dschalaluddin (2005),Tarikh al-Khulafa', Textverifikation Ahmad Ibrahim Zahra, Dar al-Kitab al-Arabi, Beirut, ISBN: 9953-27-145-3
  3. 3,0 3,1 Mourad, Samir (2007): Islamische Geschichte - Eine analytische Einführung, Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., , Karlsruhe, DIdI-info.de, ISBN 978-3-9810908-8-8