Abu Ubaida
Ibn Hilal Ibn Uhaib Abu ‘Ubaida Ibn Al-Dscharrah Al-Fihri (gest. 18 n.H./639 n.Chr.) war einer der engen Sahabi des Propheten (Allahs Segen und Friede auf ihm).
Er entstammt einer einer quraischitischen Familie und gehörte zu den ersten, die sich in Mekka zum Islam bekannten. Er nahm den Islam gleichzeitig mit vier anderen Männern an: Uthman Ibn Madh'un, 'Ubaida Ibn Al-Harith, 'Abdurrahman Ibn 'Auf und Abu Salama Ibn Abdulasad. Sie alle kamen durch Abu Bakr as-Siddiq zum Islam.
Der Prophet (Allahs Segen und Friede auf ihm) achtete Abu 'Ubaida wegen seiner Selbstlosigkeit sehr. Er war einer der "ausgezeichneten Zehn", denen die frohe Botschaft von der sicheren Aufnahme ins Paradies bekannt gegeben wurde.
Der Prophet (Allahs Friede und Segen auf ihm) bezeichnete Abu 'Ubaida als Treuhänder der islamischen Umma. Anas Ibn Malik (Allahs Wohlgefallen auf ihm) berichtete, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte:
- ”Für jedes Volk gibt es einen Treuhänder und unser Treuhänder für dich, meine Umma, ist Abu ‘Ubaida Ibn Al-Dscharrah." (Hadith sahih bei Buchari Nr.3534 und Muslim Nr. 2419).
Abu 'Ubaida nahm an der Schlacht von Badr und an allen weiteren wichtigen militärischen Unternehmungen teil. Er blieb auch nach dem Tod des Propheten eine wichtige Stütze der ersten beidenKhalifen.
Während des Khalifats von Abu Bakr und 'Umar Ibn al-Khattab spielte Abu ‘Ubaida eine wichtige Rolle bei der Führung der jungen islamischen Gemeinde. Der Khalif Abu Bakr bestellte ihn zum Befehlshaber einer Heeresgruppe in den Feldzügen gegen die Byzantiner in Syrien, den Oberbefehl hatte Khalid Ibn Al-Walid. Als ‘Umar Ibn Al-Khattab Khalif wurde, setzte er Khalid Ibn Al-Walid ab und ernannte an dessen Stelle Abu 'Ubaida zum Oberbefehlshaber, dieser sollte sich jedoch mit Khalid Ibn Al-Walid beraten.
Abu ‘Ubaida starb im Jahr 18 n.H/639 n.Chr. im Alter von 58 Jahren in ‘Amwas (zwischen Jerusalem und Jaffa) an der Pest und wurde in Damaskus beerdigt.
Aus dem Leben von Abu Ubaida [1]
Der Vertrauenswürdige seines Volkes
Wer war dieser Mann dessen rechte Hand der Prophet ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) hielt und dabei sagte, " In jedem Volk gibt es einen Mann dem jeder vertrauen kann, und der vertrauenswürdigste in unserem Volk ist Abu ´Ubaidah Ibn Al-Jarraah. Wer war dieser Mann den der Prophet ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) zusammen mit Verstärkung zu ´Amr Ibn Al-´Aas in den Kriegszug von Dhaat As-Salaasil schickte und ihn zum Feldherrn ernannte über die Armee in der auch ´Umar und Abu Bakr kämpfte ? Wer war dieser Gefährte der als erster zum Führer aller Führer ernannt wurde ? Wer war dieser großgewachsene, schlanke Mann mit seinem hagerem Gesicht ? Wer war dieser starke, vertrauenswürdige Mann über den ´Umar Ibn Al-Khattaab auf seinem Sterbebett einst sagte, " Wenn Abu ´Ubaidah Ibn Al-Jarraah noch am Leben wäre, dann hätte ich ihm das Kalifatsamt anvertraut, und wenn Allah mich über ihn befragen würde, dann würde ich sagen das ich das Kalifat dem vertrauenswürdigsten vor Allah und seinem Propheten zugewiesen hätte, nämlich Abu ´Ubaidah Ibn Al-Jarraah.
Er nahm den Islam zusammen mit Abu Bakr in der Frühzeit des Islams an, noch bevor der Prophet ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) zum Daar Al-Arqaam ging. Er wanderte bei der zweiten Auswanderung mit nach Abessinien aus und kehrte danach zurück um dem Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) und Abu Bakr in der Schlacht von Uhud beizustehen, sowie auch bei allen anderen verbliebenen großen Schlachten.
Auch nach dem Tod des Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ), während der Kalifatszeit von Abu Bakr und dem Führer der Gläubigen, ´Umar, zeigte er weiterhin Stärke und Vertrauenswürdigkeit in seinem ganzen Streben. Er verzichtete auf diese Welt und ertrug seine Schicksalschläge. Er befolgte seinen Islam mit bewundernswerter Entsagung, Frömmigkeit, Standfestigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Als Abu ´Ubaidah dem Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) den Treueschwur gelobte, und sein ganzes Leben Allah verschrieb, da wußte er genau was folgende Worte bedeuteten, " auf dem Wege Allahs ". Darüber hinaus war er bereit alles was auf diesem Wege daherkam zu ertragen, sei es Selbstaufopferung oder Selbstverleugnung. Ab dem Zeitpunkt wo er dem Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) zum Zeichen des Treueschwurs die Hand schüttelte, betrachtete er sich und sein Leben als etwas das Allah ihm anvertraut hatte um damit Sein Wohlgefallen zu suchen und alle Wünsche oder Ängste aufzugeben die ihn eventuell von diesem Weg abbringen konnten.
Als Abu ´Ubaidah sowie auch die anderen Gefährten ihren Treueschwur erfüllten, da erkannte der Prophet sofort Abu ´Ubaidahs Gewissenhaftigkeit und Lebensweise, die ihm das Attribut des Vertrauenswürdigen seines Volkes verlieh und würdig machte.
Abu ´Ubaidahs Vertrauenwürdigkeit gegenüber seiner Verantwortung war einer seiner herausragenden Charakterzüge. In der Schlacht von Uhud zum Beispiel sah er am Verlauf des Kampfgeschehens das die Ungläubigen nur ein Ziel hatten, nämlich den Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) zu töten. Einen Sieg zu erreichen war zweitrangig im Vergleich dazu den Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) zu töten. Aus diesem Grund beschloß er ganz nah beim Propheten zu bleiben wo immer dieser auch war.
Abu ´Ubaidah trieb sein Schwert in die Armee der Götzendiener die das Ziel hatten das Licht von Allah ein für allemal auszulöschen. Immer wenn der grimmige Kampf ihn vom Propheten forttrieb, setzte er alles daran und kämpfte grausam weiter, immer die Augen auf den Propheten fixiert und auf ihn konzentriert. Wann immer Abu ´Ubaidah eine potentielle Gefahr für den Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) heraufkommen sah, beeilte er sich flugs die Feinde von Allah auf ihren Fersen kehrtmachen zu lassen, bevor sie den Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) verletzen konnten.
Als der Kampf seinen Höhepunkt erreicht hatte wurde Abu ´Ubaidah von einer Gruppe der Götzendiener eingeschlossen. Aber er wachte immer noch mit Habichtsaugen über den Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ). Als er sah wie ein Pfeil den Gesandten Allahs traf, verlor er seine Selbstbeherrschung aber fasste sich kurz darauf wieder und hieb mit seinem Schwert auf jene ein die ihn umzingelten, so als ob sein Schwert magisch wäre. Schlußendlich schaffte er es das sich seine Feinde zurückzogen und er stürmte direkt zum Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) der sich das Blut mit seiner rechten Hand abwischte das von seinem Gesicht herab lief und rief aus, " Wie können sie siegreich sein nachdem sie das Gesicht des Propheten mit Blut gefärbt haben, obwohl er sie auf den Weg zu Allah eingeladen hat ? "
Als Abu ´Ubaidah sah wie zwei Ringe des Kettenhemdes des Propheten dessen Wange durchbohrt hatten, lief er direkt auf ihn zu und zog einen Ring mit Hilfe seiner Schneidezähne heraus, wobei einer der oberen davon herausbrach. Beim Herausziehen des zweiten Ringes brach dann einer der unteren Schneidezähne ab.
Laßt uns jetzt Abu Bakr As-Siddiq diese Szene mit seinen eigenen Worten schildern. " Als die Schlacht von Uhud ihren Höhepunkt erreichte hatte und damit ihren Gipfel an Wildheit und Grausamkeit, da wurde der Prophet ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) verwundet und zwei Ringe seines Kettenhemdes durchdrangen seine Wange. In dem Moment als ich dies bemerkte lief ich direkt zu ihm. Gleichzeitig kam ein anderer Mann gerannt und rief, " Oh Allah, bitte nimm diese Tat von mir an als Zeichen meines Gehorsams." Wir kamen zusammen beim Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) an und Abu ´Ubaidah bat mich flehentlich, " Bitte Abu Bakr, bei Allah, laß mich diese Ringe herausziehen aus der Wange des Propheten ". Und so ließ ich ihn es tun. Abu ´Ubaidah hielt einen der Ringe mit seinen Schneidezähnen fest und zog ihn heraus. Ebenso den zweiten Ring. Auf diese Art verlor er seine Zähne.
Abu ´Ubaidah erfüllte ebenso wie alle anderen Gefährten seine Verpflichtungen und seine Verantwortung mit all seiner Ehre und Vertrauenswürdigkeit. Deshalb hatte er nur einen Tornister mit Datteln bei sich, als ihn der Prophet ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) zum Führer im Al-Khabat Feldzug ernannte. Trotz der schwierigen Mission und der großen Entfernung sowie mit wenig Aussicht auf Erfolg, widerstand Abu ´Ubaidah allen Schwierigkeiten mit Selbstaufopferung und Freude. Er und seine Soldaten marschierten Meile um Meile mit nichts zu Essen außer ein paar Datteln am Tag die allerdings bald zu Ende waren, und sie waren gezwungen verwelkte Blätter aufzusammeln, sie zu zermahlen und mit Wasser hinunterzuspülen. Deshalb wurde dieser Feldzug Al-Khabat genannt ( Der Kampf ). Sie marschierten jedoch weiter ungeachtet der Gefahren und Risiken. Sie hatten keine Angst vor dem Verhungern und den Entbehrungen. Die einzige Sache die bedeutungsvoll für sie war, war es diese glorreiche Mission unter ihrem starken und vertrauensvollen Führer zu vollenden.
Der Prophet ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) liebte diesen vertrauenswürdigen Mann unter seinen Leuten so sehr, das er ihn vor allen anderen vorzog. Als zum Beispiel die Najraan Delegation aus dem Jemen ankam nachdem sie den Islam angenommen hatte, fragten sie den Propheten ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) er solle jemanden schicken der ihnen den Qur´aan, die Sunnah und den Islam lehrte. Der Prophet ( Allah segne ihn und schenke ihm Heil ) sagte ihnen, " Ich werde euch einen vertrauenswürdigen Mann schicken, einen sehr vertrauenswürdigen Mann." Als die Gefährten dieses Lob vernahmen, hofften alle insgeheim der Prophet würde ihn mit diesem Lob und dieser Empfehlung meinen.
´Umar Ibn Al-Khattab ( möge Allah mit ihm zufrieden sein ) überlieferte uns: Ich hatte nie um eine Aufgabe gefleht außer an diesem Tag, in der Hoffnung das ich der Mann sein würde den der Prophet so hoch geehrt hatte. Deshalb betete ich mit großer Inbrunst das Dhur Gebet. Als der Prophet das Gebet beendet hatte blickte er nach rechts und dann nach links. Ich stand auf Zehenspitzen um seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber er blickte weiter umher solange bis er Abu ´Ubaidah Ibn Al-Jarraah erblickte und ihm befahl, " Geh mit ihnen und richte in Wahrheit zwischen ihnen wenn sie in einer Sache uneinig sind." Kurz danach reiste Abu ´Ubaidah mit ihnen ab. Dieser Vorfall bedeutete nicht das Abu ´Ubaidah der einzige war dem der Prophet vertraute oder ihn schätzte. Er war einer unter vielen unter den Gefährten der das uneingeschränkte Vertrauen des Propheten und dessen Wertschätzung genoss. Aber er war der einzige oder einer der wenigen die in der Lage waren die Menschen außerhalb von Madinah zum Islam einzuladen, denn er war der richtige Mann für diese Aufgabe. Er behielt seine Vertrauenswürdigkeit als ein Gefährte des Propheten auch über dessen Tod hinaus und er hielt seine Versprechen und Verantwortung mit bewundernswerter Integrität.
Er hielt sich an die Normen des Islam wohin er auch ging, als Soldat in Führungssposition mit Mut und Ansehen, aber auch als Soldat unter einem Kommando in Bescheidenheit und Treue.
Als Khaalid Ibn Al-Waliid bei einer entscheidenden Schlacht der Oberbefehlshaber der Muslimischen Armee war, war die erste Tat des neuen Kalifen ´Umar Ibn Al-Khattab, ihn abzusetzen und Abu ´Ubaidah an seiner Stelle einzusetzen. Als Abu ´Ubaidah diese Nachricht von ´Umar empfing beschloß er sie zu verheimlichen. Er hielt es wie mit dem Gesandten Allahs und behielt dieses Geheimnis für sich mit erstaunlicher Askese, Intelligenz und Treue. Erst als Khaalid seinen großen Sieg errang übermittelte ihm Abu ´Ubaidah mit großer Höflichkeit die Nachricht. Während Khaalid die Botschaft las fragte er Abu ´Ubaidah, " Möge Allah dir Seine Barmherzigkeit gewähren oh Abu ´Ubaidah, aber was hat dich veranlasst diese Nachricht so lange vor mir geheim zu halten ?" Der Vertrauenswürdige dieser Gemeinschaft antwortete daraufhin, " Ich hatte Angst das diese Nachricht Verwirrung in der Armee auslösen könnte und es sich schlecht auf die Moral auswirken könnte. Wir erbitten uns nicht die Pracht dieses Lebens. Wir sind Brüder vor Allah."
Danach wurde Abu ´Ubaidah zum Oberbefehlshaber der Armee in Syrien ernannt. Seine Armee war die mächtigste und bestausgerüstete innerhalb der Muslime. Man konnte ihn kaum von den Angehörigen der Truppe unterscheiden, denn er war immer anspruchslos und bescheiden. Als er hörte das die Menschen in Syrien von ihm und seinem Rang so begeistert waren, ließ er sie sich alle versammeln und sprach zu ihnen folgende Worte. " Liebe Mitmenschen, ich bin ein Muslim vom Stamme der Quraish. Ich folge jedem von euch wie sein eigener Schatten wenn er frommer und rechtschaffener ist als ich, egal welcher Hautfarbe er auch sein mag."
Möge Allah dich ehren, Abu ´Ubaidah. Möge Allah diese Religion segnen die dich geläutert hat und den Propheten der dich unterrichtet hat. Er sagte er wäre ein Muslim aus dem Stamme der Quraish. Seine Religion sei der Islam und sein Volk sind die Quraish. Für ihn reichte dies aus sich zu beschreiben. Seine Stellung als Oberbefehlshaber der größten, bestausgerüsteten und siegreichen muslimischen Armee, und seine Stellung als angesehner Führer von Syrien waren keine Privilegien für ihn an sich. Er war nicht gefangen im Netz der Eingebildetheit und des Hochmuts. Und in der Tat waren all diese Titel und hohen Ränge nur Mittel und Zweck für ein erhabeneres und endgültigeres Ziel.
Der Führer der Gläubigen besuchte eines Tages Syrien und fragte jene die zu seinem Empfang kamen, " Wo ist mein Bruder ?" Die Leute fragten, " Wen meinst Du ? " ´Umar antwortete, " Abu ´Ubaidah Ibn Al-Jarraah." Bald schon erschien Abu ´Ubaidah und umarmte ´Umar und lud ihn zu sich nach Hause ein. Dort angekommen fand ´Umar nur ein Schwert, ein Schild und eine Satteltasche, aber keine Möbel vor.´Umar fragte ihn lächelnd, " Wieso richtest du dir nicht dein Haus ein so wie alle Leute ? " Abu `Ubaidah erwiderte prompt, " Oh Führer der Gläubigen, wie du siehst habe ich einen Raum zum schlafen und das genügt mir."
Eines Tages, als der Führer der Gläubigen, ´Umar " Al – Faruuq " beschäftigt war mit der Leitung der Angelegenheiten der mittlerweile angewachsenen muslimischen Welt, erreichte ihn die traurige Meldung über den Tod von Abu ´Ubaidah. Er versuchte sich zu beherrschen aber schon bald überwältigte ihn die Trauer und Tränen liefen über seine Wangen. Er bat Allah um Barmherzigkeit für seinen Bruder und rief sich die Erlebnisse mit Abu ´Ubaidah ( möge Allah mit ihm zufrieden sein ) ins Gedächtnis zurück mit Geduld und Zärtlichkeit. Dann rief er aus, " Wenn ich einen Wunsch hätte, würde ich mir ein Haus voller Männer wie Abu ´Ubaidah wünschen."
- ↑ Khalid Muhammad Khalid, رجال حول الرسول ( Übersetzt ins Englische von Sheikh Muhammed Gemeiah - Al Azhar Administration - Men around the messenger )
Quellen:
- Rassoul, Muhammad Ibn Ahmad Ibn (1996): Perlen um den Propheten, Islamische Bibliothek Verlag, ISBN 3-8217-0124-2
- Ibn Kathir, Ismail (2006): Al-Bidaya wa-n-Nihaya, Band 4., Verlag: Dar al-Imam Malik, Algier