Quranübersetzung

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Mit dem Begriff "Quranübersetzung" bezeichnet man die möglichst wortgetreue Erklärung des Qurans in einer anderen Sprache.

Zum Begriff Übersetzung[Bearbeiten]

Sprachlich bedeutet "übersetzen" zunächst, etwas von einem Ort an einen anderen zu bringen, bzw. etwas auf die andere Seite des Flusses zu bringen. Bezogen auf die Sprache ist hiermit gemeint:

"Übertragung (eines Textes, Buches) von einer Sprache in eine andere."[1]

Das Wort Übersetzung steht für zwei Begriffe:

  • Den Vorgang des Übersetzens
  • Das Endprodukt dieses Vorgangs

Da sich Sprachen nicht gleichen, kann keine Übersetzung wirklich originalgetreu sein, es müssen immer Kompromisse gemacht werden, vor allem, wenn der Stil des Originaltextes auf hohem Niveau ist.

Das Übersetzen des Qurans[Bearbeiten]

Der Vorgang des Übersetzens besteht aus mehreren Schritten:

  • Das Lesen und Verstehen des Originaltextes.
  • Das Suchen nach möglichst äqivalenten Wörtern und Audrücken
  • Die sprachlich korrekte Übertragung in die Zielsprache

In Bezug auf den Quran stößt man in jeder dieser Phasen auf Probleme

Das Lesen und Verstehen des Qurans[Bearbeiten]

Der Quran ist in klassischem Arabisch offenbart worden, das sich teils erheblich vom modernen Hocharabisch unterscheidet.

Erlernen des klassischen Arabisch[Bearbeiten]

Daher ist es essenziell zuerst das klassische Arabisch zu lernen, diese Sprache wird nur an arabischen Universitäten in der Arabistikfakultät unterrichtet. Das Arabistikstudium in nichtarabischen Ländern ist auf das moderne Hocharabisch ausgerichtet, ebenso die zahlreichen Sprachinstitute in arabischen Ländern.

Einfluss der Dogmen[Bearbeiten]

Jahrhundertelange Interpretation durch Dogmen verschiedener Aqida-Schulen haben dazu geführt, dass der Quran meist voreingenommen gelesen wird. Dies bezieht sich vor allem auf Verse über die Eigenschaften Allahs und das Jenseits.

Die Tafsirliteratur[Bearbeiten]

Um den Quran zu verstehen, ist es unabdingbar, die Tafsir-Werke zu lesen. Doch sind fast alle diese Werke von bestimmten Dogmen beeinflusst, zudem verwenden die Autoren sehr unterschiedliche Fachbegriffe, Umstände, die dem Laien die Lektüre sehr erschweren. Die bisherigen Übersetzungsversuche basierten meist gar nicht auf solchen Werken, oder es wurden gezielt bestimmte Werke ausgewählt, die einer dogmatischen Richtung angehören.

Das Suchen nach möglichst äqivalenten Wörtern und Audrücken[Bearbeiten]

Da Äquivalenz (vollständige Entsprechung) nur sehr beschränkt möglich ist, da sich die arabische und europäische Kultur sehr unterscheiden, kann man nur von einer annähernden Übertragung sprechen.

Einige Beispiele für den kulturellen Aspekt des quranischen Vokabulars:

  • Harir - Seide: absulot äquivalent, da das Wort in beiden Sprachen für den selben Gegenstand verwendet wird.
  • Sarir - Bett, Liege: teilweise äquivalent, der Begriff ist zwar in beiden Sprachen vorhanden, doch sah ein "sarir" der Araber völlig anders aus als das, was man heute unter einem "Bett" versteht.
  • Chimar: Kopftuch: Hier kommt zum rein äußerlichen Unterschied des Gegenstandes noch die kulturelle Komponente hinzu, außerdem unterscheidet sich das Wort Chimar des klassischen Arabischen vom Chimar des modernen Arabischen.
  • 'Asr (عصر): Zeit, Epoche, Nachmittag, Schwere, (Entsaften, Auswringen): Das arabische Wort ist mehrdeutig, der Übersetzer steht vor dem Problem, eine Bedeutung herauszunehmen oder Fußnoten zu verwenden.
  • Sidr - Ziziphus jujube: Keine Entsprechung im Deutschen, da diese Pflanze im deutschen Kulturkreis unbekannt ist. Hier kann man transliterieren oder den lateinischen Namen angeben, doch kann sich der deutsche Leser unter dem Begriff nichts vorstellen. Zudem wurde dieses Wort oft irrtümlich mit "Zeder" oder gar "Lotusbaum" (Diospyros lotus, ein Ebenholzgewächs) übersetzt.

Wörterbücher zum Quran[Bearbeiten]

Deutsche Wörterbücher sind hier ungeeignet, da sich Langenscheidt, Hans Wehr und andere Wörterbücher auf den modernen Wortschatz beschränken.

  • Handwörterbuch zum Koran, Dr. Fr. Dietrich, Leipzig 1894, 183 Seiten. Dieses Wörterbuch enthält den Großteil des quranischen Wortschatzes, leider ist die Übersetzung nicht immer gut.
  • Gharib al-Quran, Abu Bakr As-Sidschistani, Dar Qutaiba 1995, 540 Seiten. Dieses Buch ist ein Klassiker, doch ist die Erklärung oft schwer zu verstehen.
  • Gharib al-Quran, Ibn Qutaiba, viele Auflagen. Ein Klassiker, nicht alphabetisch sortiert, sondern teilweise nach Suren. Beinhaltet nicht das ganze Vokabluar , da Ibn Qutaiba noch ein anderes Werk über schwer verständliche Verse verfasste.
  • Gharib Al-Quran, Gharib Al-Isfahani. Viele Auflagen, Klassiker, alphabetisch geordnet.[2]

Um jedoch die genaue sprachliche Bedeutung herauszuarbeiten, ist es unabdingbar, klassische Wörterbücher wie Lisan al-'Arab zu benutzen.

Die sprachlich korrekte Übertragung in die Zielsprache[Bearbeiten]

Die Problematik erklärt sich aus dem oben Genannten. Zudem handelt es sich um die Worte Allahs, die unnachahmlich sind, weshalb es islamisch gesehen Schirk ist zu behaupten, man könne etwas dem Quran Gleichwertiges verfassen, sei es auch "nur" eine gleichwertige Übersetzung in eine andere Sprache, da man sich hierdurch in der Fähigkeit des "Verfassens" des Qurans mit Allah auf eine Stufe stellen würde.

Daher kann nur von einer Erklärung der Quranverse in deutscher Sprache gesprochen werden. (Mehr hierzu im nächsten Abschnitt).

Das Problem der sprachlichen Korrektheit ist ein Umstand, den viele Übersetzer unterschätzen, da es nicht etwa genügt, Muttersprachler zu sein. Man muss die deutsche Sprache und deren stilistische Möglichkeiten nicht nur verstehen sondern auch schriftlich beherrschen. Dies erfordert eine intensive Beschäftigung mit der Stilistik und Grammatik, aber auch mit der deutschen Literatur.

Ist eine Quranübersetzung möglich?[Bearbeiten]

Genaue Übersetzung[Bearbeiten]

Eine Übersetzung muss im allgemeinen folgende Punkte erfüllen:

  • Die Originalsprache (Arabisch) und die Zielsprache (Deutsch)
  • Die Stilebenen und Feinheiten beider Sprachen
  • Korrekte Übertragung aller Nuancen in die Zielsprache
  • Unabhängigkeit der Übersetzung vom Original, sodass man nicht auf das Original zurückgreifen muss.

Vor allem aus den letzten zwei Gesichtspunkten ist eine äquivalente Übersetzung ins Arabische nicht möglich. Aus diesem Grund schrieb Az-Zarqani:

"Nun zur Quranübersetzung in diesem Sinne (der äquivalenten Übertragung in eine andere Sprache): Dies ist logisch und islamisch gesehen unmöglich, dies zu versuchen ist islamisch gesehen verboten."[3]

Zum Begriff: Übertragung der Bedeutung des Qurans[Bearbeiten]

Dies ist ebenfalls unmöglich, da ja der Quran Allahs Wort ist und nicht jedem alle Bedeutungen bekannt sind, außerdem behält Allah einen Teil der Bedeutungen des Qurans für Sich, so dass man besser von einem Kommentar sprechen sollte, als von der Übertragung der Bedeutung - oder Bedeutungen - in die Zielsprache.

Wörtliche Übersetzung[Bearbeiten]

Eine wörtliche Übersetzung ist ebenfalls nur sehr begrenzt möglich, da nicht für alle quranischen Wörter gleichwertige Begriffe im Deutschen existieren (s. Das Suchen nach möglichst äquivalenten Wörtern).

Tafsir - Qurankommentar auf Deutsch[Bearbeiten]

Um ein Tafsir zu verfassen, egal in welcher Form, muss man den Quran, die Quranwissenschaften und die Tafsirwissenschaft studiert haben. Dies ist bei keinem einzigen bisherigen Übersetzungsversuch der Fall gewesen.

Laut Az-Zarqani ist der Tafsir die einzig gültige und wirklich mögliche Form der "Übersetzung", also die Erklärung des Qurans in einer anderen Sprache im Rahmen der menschlichen Fähigkeiten.

Siehe auch[Bearbeiten]

Tafsir Tafsir-Werke Quran Literatur

Quellen[Bearbeiten]

  1. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, Bertelsmann 1994, S.1607.
  2. Dr. Husain Nassar: Kutub gharib al-Quran http://islamport.com/w/tfs/Web/1064/1.htm.
  3. Az-Zarqani, Muhammad Abdul'azim: Manahil al-'Irfan fi 'Ulum al-Quran, Kairo 2006, Dar As-Salam, 2. Auflage, Bd. 2, S.490.