Iman

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Der Iman ist die innere Überzeugung, die mit äußeren Taten verbunden ist. Das Wort "Iman" mit Glaube zu übersetzen ist nicht richtig, weil mit Iman keine Vermutung gemeint ist, sondern Gewissheit die auf Wissen basiert. Daher sagt man im Islam, dass man bezeugt, dass es keine anzubetende Gottheit gibt außer ALLAH und das Muhammad Sein letzter Gesandter ist. Man glaubt dieses also nicht, sondern ist fest davon überzeugt und das geht nur, wenn man sich Wissen aneignet und alles kritisch betrachtet, mit der reinen Absicht allein die Wahrheit zu erfahren.


Definition von Iman

Die Definition ist entnommen aus dem Buch "Al-'Aqida - Einfrühung in die Iman-Inhalte" von Amir Zaidan[1]:


Iman bezeichnet linguistisch: "die Zustimmung", "die Bestätigung", "die Anerkennung", "etwas als wahr und gewiß annehmen", "das Vertrauen".

Islamologisch ist Iman ist die apodiktische Verinnerlichung der gesamten Inhalte dessen, was der Gesandte Muhammad (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) als abschließende Offenbarung definitiv für alle Muslime verkündete und was per definitionem notwendiger Bestandteil des islamischen Din ist, wie z. B. der Iman an ALLAH, an Seine Gesandten, an Seine Engel, an Seine geoffenbarten Schriften, an Al-Qadar, an den Jüngsten Tag (dies sind die sechs Säulen des Iman), an die Pflicht des rituellen Gebets, des Fastens im Ramadan, der Hadsch und der Zakat, etc. (fünf Säulen des Islam).

Man kann Iman auch kurz mit Überzeugung übersetzen.


Die drei Pflichtenteile von Iman

Nach Meinung der Mehrheit der islamischen Gelehrten umfaßt der Iman an sich drei Pflichtteile:

1. Das rein äußerliche Bekunden der Zugehörigkeit zum Islam durch bewußtes Aussprechen des Islam-Bekenntnisses - der Schahada: :"Aschadu an la ilaha illallah, wa aschahadu anna muhammadan rasulallah" (Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer ALLAH und das Muhammad sein Gesandter ist)
2. die echte innere Überzeugung, d. h. die Verinnerlichung des zunächst nur verbal abgelegten Islam-Bekenntnisses als Folge des Prozesses der Erkenntnis und Kenntnis mit dem Herzen und
3. die praktische Umsetzung dieser ersten beiden Pflichtteile, also des äußerlichen Bekundens und der inneren Überzeugung durch entsprechendes Handeln (z. B. Praktizieren der gottesdienstlichen Handlungen, Beachten der Gebote und Vorschriften, usw.).


"(1) Bei al-'Asr (Zeit/Nachmittag)! (2) Gewiß, der Mensch ist im Verlust (3) außer denjenigen, die den Iman verinnerlicht, gottgefällig Gutes getan, einander zur Wahrheit ermahnt und einander zur Geduld ermahnt haben." (Quran, 103)


Bedeutung von "Iman" im quranischen Kontext

Nach der Wissenschaft der sinnverandten Wörter und nach den Quran-Exegeten wird "Iman" im Quran als Synonym für sechs verschiedene Begriffe verwendet. Es wird verwendet für:

  1. at-Tasdiq: die bewusste Zustimmung, die Bestätigung, die Anerkennung und die Annahme einer Auffassung als wahr und gewiss (siehe Quran 40:12, 12:17),
  2. die rein äußerliche Zustimmung ohne echte innere Überzeugung (siehe Quran 4:136, 2:62, 63:3),
  3. at-Tauhid: den Iman an ALLAHs Einzigkeit und Einheit (siehe Quran 16:106, 40:10, 5:5),
  4. al-Imanu-sch-Schar'i: den Iman nach islamischer Definition (siehe Quran 2:25, 18:107),
  5. as-Salat: das rituelle Gebet (siehe Quran 2:143),
  6. ad-Du'a: das Bittgebet (siehe Quran 10:98).


Ist Iman = Glaube?

Iman kann nicht als „Glaube“ übersetzt werden, weil der Begriff „Glaube“ sowohl in seiner sprachlichen als auch in seiner christlich-theologischen Bedeutung mit der Definition von Iman keinerlei Gemeinsamkeit hat und zudem mit den Inhalten von Iman nicht vereinbar ist.

Iman muß auf Beweisführung, Logik und bewußte Verinnerlichung aufgebaut werden, damit er seiner islamologischen Definition genügen kann.

In den klassischen deutschen Standardlexika wird „Glaube“ definiert als: „innere Sicherheit, die keines Beweises bedarf“, „primär (gefühlsmäßiges) Vertrauen, feste Zuversicht“, „ohne Überprüfung, meist gefühlsmäßig ohne Beweise für wahr gehaltene Vermutung“, „Gefühl, unbeweisbare Herzensüberzeugung“, „im Gegensatz zum Wissen ein Fürwahrhalten ohne die unmittelbare Möglichkeit einer (wissenschaftlichen) Beweisführung oder einer Überprüfung“, „(in der Philosophie) im Gegensatz zu Wissen ein Fürwahrhalten ohne methodische Begründungen“, „(in der Tradition des christlichen Denkens) Unterscheidung zwischen Glauben und Wissen im Sinne eines konträren Gegensatzes“.

Für Platon ist der Glaube wie das Meinen die unphilosophische Vorstufe des philosophischen oder wissenschaftlich begründeten Wissens. Dieser Gedanke einer Stufenfolge von Gewißheiten weicht in der Tradition des christlichen Denkens einer scharfen Trennung von Wissen und Glauben. Nach Kant ist der Glaube ein subjektiv zureichendes aber objektiv unzureichendes Fürwahrhalten: „Ich mußte also das Wissen aufheben, um zum Glauben Platz zu bekommen“.

Aus diesen Definitionen ergibt sich, daß man den arabischen Begriff “Iman” auch nicht annähernd mit dem deutschen Wort “Glaube” wiedergeben kann.


Zusammenfassung der Definition von "Iman"

Als umfassender Sammelbegriff für Iman kann der Ausdruck "die mit Wissen verbundene bewusste Verinnerlichung" verwendet werden, oder auch einfach "die Überzeugung". Personen die den Iman praktizieren, heißen dementsprechend Mumin (mask./Sg.) (Überzeugter), Mumina (fem./Sg.) (Überzeugte) und Mumin (Pl).



Kriterien zur Einstufung des Iman

Bei Muslimen ist der Iman, also die innere Überzegung, jeweils unterschiedlich groß und das kann man an deren Taten erkennen. Die Gelehrten des Islam haben auf der Basis von Quran und Sunna dazu folgende drei Gruppen von Personen, die Iman haben, definiert:


1. Die Praktizierenden Muslime

Zu dieser Kategorie fallen alle Personen, die

  1. den Iman verbal bezeugen, und
  2. den Islam praktizieren (gottesdienstliche Handlungen, Gebote, Verbote etc.)

Solange diese Personen keine eindeutigen Äußerungen machen, oder offensichtliche Handlungen begehen, die sie außerhalb des Islam bringen, sind sie Mu`min, und dürfen nicht als Kafir bezeichnet werden.


Als der Gefährte Usama Ibn Zaid (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) dem Gesandten ALLAHs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) erzählte, dass er im Kampf einen Polytheisten getötet habe, nachdem dieser die Schahada (Islam-Bekenntnis) abgelegt hatte, sagte ihm der Gesandte ALLAHs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm):

"Sagte er "La ilaha illal-lah", es gibt keinem Gott außer ALLAH, und du hast ihn getötet? Ich (Usama) sagte: "Gesandter ALLAHs! Er sagte es doch nur aus Angst vor der Waffe!" Er (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte: "Hättest du sein Herz aufgeschnitten, damit du weißt, ob er es (aus Angst vor der Waffe) sagte oder nicht!?" Und er wiederholte dies mir gegenüber so oft, bis ich mir wünschte, ich wäre erst an diesem Tag Muslim geworden!"
(Überliefert von Muslim)

Dieser Hadith bestätigt, dass wir die Menschen nur nach ihren äußerlichen Handlungen und nicht nach ihren Absichten beurteilen dürfen, da nur ALLAH, der Erhabene und Allwissende, das Verborgene des Herzens kennt und darüber urteilen kann.


2. Die Muslime, die ALLAH gegenüber ungehorsam sind

3. Muslime, die große Sünden begehen

Zu- und Abnahme von Iman

Der Iman kann zu- oder abnehmen. Dazu gibt es mehrere Belege aus dem Quran und der Sunna.

Quran: 74:31; 9:124-125


Den Iman (die Überzeugung) soll man immer wieder erneuern

Abu Huraira (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) sagte: Allahs Gesandter (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:

"Erneuert euren Iman, indem ihr oft 'La ilaha illal-lah' (es gibt keinen Gott außer ALLAH) sagt."

(Ahmad Ibn Hanbal)


Die Stufen des Iman

Der Iman an die Einheit und Einzigkeit ALLAH ist die höchste Stufe des Iman

Von Sufyan Ibn AbdAllah, Allahs Wohlgefallen auf ihm, der gesagt hat: Ich sprach:

"O Gesandter Allahs, sage mir ein Wort über den Islam, das ich von keinem anderen als dir erfragen kann." Er sagte: "Sprich: Ich verinnerliche den Iman an Allah - dann stehe (dazu)."
(Dies berichtete Muslim)


Abu Huraira (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) sagte: Allahs Gesandter (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:

"Erneuert euren Iman, indem ihr oft 'La ilaha illal-lah' (es gibt keinen Gott außer ALLAH) sagt."

(Ahmad Ibn Hanbal)


Ein guter Charakter ist die Hälfte des Imans

Anas (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtete: Der Gesandte Allâhs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:

"Ein guter Charakter ist die Hälfte des Imans."
(Daylami)


Es berichtet Abu Huraira (ALLAhs Wohlgefallen mit ihm), dass der Prophet (ALLAhs Segen und Frieden mit ihm) sagte:

"Der vollendetste Muslim im Iman (Überzeugung) ist derjenige, der ein vorzügliches Benehmen hat; und die Besten unter euch sind jene, die ihre Ehefrauen am besten behandeln."
(At-Tirmidhi)


Den Geschwistern im Islam das wünschen was man sich selber auch wünscht

Von Anas ibn Malik, Allahs Wohlgefallen auf ihm, dem Diener von Allahs Gesandten salla Allah u alihi wa sallam, vom Propheten der gesagt hat:

"Keiner von euch ist überzeugt (Mumin), bis er für seinen Bruder wünscht, was er für sich selbst wünscht."
(Dies überlieferten Buhari und Muslim.)


Die niedrigste Stufe des Iman ist ein Hindernis aus der Staße wegzuräumen

Abu Huraira (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) überliefert, dass der Prophet (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) gesagt hat:

“Ich sah einen Mann im Paradies umherschlendern, weil er einen Baum, der den Muslimen Schaden verursachte, vom Weg entfernt hatte.”
(Muslim)


Quellen

Der Artikel ist größtenteils entnommen aus:

  1. Zaidan, Amir (1999): Al-'Aqida - Einfrühung in die Iman-Inhalte. Adib-Verlag, Offenbach, 2. Auflage