Aufrichtigkeit (Ichlas)
Im alltäglichen Leben ist die Aufrichtigkeit (arab.: Ichlas) und Absicht (arab.: Niya) in allen offenbaren und geheimen Taten und Äußerungen sehr wichtig. Wenn wir wollen, dass ALLAH unsere gottesdienstlichen Handlungen annimmt, müssen wir sie nicht nur nach dem Vorbild unseres Propheten Muhammad (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) verrichten, sondern auch vor allem mit reiner Aufrichtigkeit nur für ALLAH und dazu ist es notwendig dass man die Basmala (Bismillah/Mit dem Namen ALLAHs) spricht. Denn Taten die nicht mit der klaren Absicht verrichtet werden, um damit einzig und allein ALLAH zu dienen, werden von ALLAH nicht angenommen. Im Folgenden wird ausführlich erklärt was die Aufrichtigkeit (arab.: Ichlas) im Islam genau ist, und wie wir aufrichtige Diener ALLAHs werden können, denen ALLAH das Paradies versprochen hat. Möge ALLAH uns Ichlas geben und den Weg zum Paradies leicht machen. Amin!
Um ein Leben zu bestreiten, welches auf Allah ausgerichtet ist, ist Folgendes bei den Handlungen ständig zu beachten[1]:
- Die Handlungen müssen mit Wissen, d. h. im Rahmen der islamischen Regeln, gemacht werden.
- Man muss die Handlungen mit der Absicht tun, um nach dem Wohlgefallen Allahs zu streben.
- Man muss im Laufe der Handlung, insbesondere wenn sie länger andauert, seine eigene Aufrichtigkeit gegenüber Allah überprüfen.
Auf Arabisch nennt man es Ichlas, wenn man seine Taten ausschließlich deswegen tut, um Allahs Wohlgefallen zu erreichen. Wenn man keine aufrichtige Absicht hat, hat der Teufel die Möglichkeit, den Menschen anzugreifen[1].
Inhaltsverzeichnis
Die Pflicht der Aufrichtigkeit
Der erste Quranvers der herabgesandt wurde enthält folgendes Gebot:
- اقْرَأْ بِاسْمِ رَبِّكَ الَّذِى خَلَقَ
- (1) Iqra bismi Rabbika-l-ladhi chalaq
- (1) Lies mit dem Namen deines HERRN, der erschuf.
Dieser Quranvers zeigt wie wichtig es ist eine Handlung mit dem Namen ALLAHs zu beginnen.
Siehe dazu:
- Die Basmala - Das Erwähnen des Namen ALLAHs vor jeder Handlung
Abu Sufyan Sakhr ibn Harb (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) erzählte in seinem langen Bericht über das, was sich bei (dem oströmischen Kaiser) Heraklios ereignet hatte, dass Heraklios fragte:
- "Was lehrt er (der Prophet) euch?", und Abu Sufyan fuhr fort: "Ich antwortete:
- "Betet zu Allah allein und gesellt ihm nichts bei und wendet euch von dem ab, was eure Vorfahren sagten, und er hält uns dazu an,
- das Gebet zu verrichten,
- aufrichtig zu sein,
- züchtig zu bleiben und
- die Verwandtschaftsbande zu achten."
(Al-Bukhari und Muslim)
Handlungen ohne Aufrichtigkeit für ALLAH
Über Taten, die nicht für ALLAH verrichtet wurden, sagt Allah sinngemäß:
- Und Wir werden Uns den Werken zuwenden, die sie gewirkt haben, und werden sie wie verwehte Stäubchen zunichte machen." [25:23]
Die Aufrichtigkeit ist die Voraussetzung für angenommene Taten
Umar ibn al-Khattab (radiyallahu ´anhu/ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtet: Ich hörte den Gesandten Allahs (sallalahu ´alaihi wa sallam/ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagen:
- „Die Taten sind entsprechend ihren Absichten,und jedem Menschen (gebührt), was er beabsichtigt hat. Wer also seine Auswanderung um Allahs und seines Gesandten Willen unternahm, dessen Auswanderung war für Allah und dessen Gesandten, und wer seine Auswanderung unternahm, um im Diesseits etwas zu erreichen oder um eine Frau zu heiraten, dessen Auswanderung war für das, dessentwegen er auswanderte.“
- (Dies berichteten Buchari und Muslim)
Worterläuterungen:[2]
Auswanderung (arab.: Hidschra): rein sprachliche Bedeutung: das Ablassen von (arab.: at-Tark) Bedeutung als Fachausdruck in der Scharia: Das Auswandern vom Land des Kufr in das Land des Islams aus der Angst heraus, vom Islam abwegig gemacht zu werden bzw. veranlasst zu werden, einen Teil des Islams wegzulassen.
Der Anlass des Hadithes:
Tabarani berichtet Folgendes, was ihm in einer Überlieferungskette von Männern überliefert wurde, die er als vertrauenswürdig ansieht: Ibn Mas´ud hat gesagt: „Unter uns war ein Mann, der um die Hand einer Frau namens Umm Qais angehalten hatte. Sie lehnte es jedoch ab, ihn zu heiraten, bevor er nicht (nach Medina) ausgewandert ist. Er wanderte daraufhin aus und heiratete sie. Wir pflegten ihn daraufhin den Auswanderer von Umm Qais zu nennen.“
Lehrinhalt des Hadithes:
- Die Gelehrten sind darüber übereingekommen, dass die richtige Absicht bei der Tat unbedingt nötig ist, wenn man dafür von Allah eine Belohnung erwarten will. Jedoch differenzierten sie die Aussage darüber, ob die Absicht eine Bedingung für die Korrektheit einer Handlung sei. Die Schafiiten sagten: „Sie ist unbedingt notwendig sowohl bei eigentlichen Zielhandlungen (arab.: Maqasid) wie z. B. das rituelle Gebet als auch bei Handlungen, die Mittel sind, um die eigentlichen Handlungen auszuführen (arab.: Wasa´il) wie z. B. die rituelle Gebetsvorwaschung (arab.: Wudhu).“ Die Hanafiten sagten: „Die Absicht ist eine Bedingung für die Korrektheit bei den maqasid, aber nicht bei den wasa´il.
- Der Ort für die Absicht ist das Herz. Man muss nicht unbedingt die Absicht mit der Zunge aussprechen.
- Die Aufrichtigkeit gegenüber Allah (arab.: Ichlas) bei den Handlungen ist eine Bedingung dafür, dass sie von Allah angenommen werden. Allah nimmt nur das von den Handlungen an, was aufrichtig um Seinetwillen getan wurde.
ALLAH sieht in die Herzen der Menschen
Allah, der Erhabene, sagt sinngemäß:
- "Und treibe nicht jene fort, die ihren Herrn am Morgen und am Abend im Trachten nach Seinem Angesicht anrufen. Du bist nicht verantwortlich für sie, und sie sind nicht verantwortlich für dich. Treibst du sie fort, so wirst du einer der Ungerechten. Und so haben Wir einige von ihnen durch andere auf die Probe gestellt, so dass sie sagen mögen: "Sind es diese, denen Allah aus unserer Mitte huldreich gewesen ist?" Kennt Allah denn die Dankbaren nicht am besten?" [6:-5253]
Ibn Kathir: Allah gibt auf die Anmerkung der Götzendiener "Sind es diese, denen Allah aus unserer Mitte huldreich gewesen ist?" folgende Antwort sinngemäß: Kennt Allah denn die Dankbaren nicht am besten? [6:53], d. h. Allah kennt am besten diejenigen, die Ihm dankbar sind in ihren Worten, Taten und Absichten; und so gibt Er diesen Leuten Erfolg und leitet sie recht, wie Allah in folgendem Vers sinngemäß sagt:
- "Und diejenigen, die sich in Unserer Sache anstrengen - Wir werden sie gewiss auf Unseren Wegen leiten. Wahrlich, Allah ist mit denen, die Gutes tun."
Und im Hadith heißt es diesbezüglich:
Abu Huraira (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) überliefert, dass der Gesandte Allahs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:
- "Allah sieht nicht auf euer materielles oder immaterielles Äußeres, sondern in eure Herzen."
- (Muslim Nr. 2564)
Die Belohnung bzw. die Strafe wird fällig, wenn man die Tat ausführen will
Abu Huraira (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtete, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Frieden mit ihm) gesagt hat:
- "Wer eine gute Tat beabsichtigte, und sie dann nicht tut, dem wird eine gute Tat aufgeschrieben. Und wer eine gute Tat beabsichtigte, und sie auch tatsächlich vollbringt, dem wird es zehn- bis siebenhundertfach aufgeschrieben. Und wer eine schlechte Tat beabsichtigte, und sie dann nicht tut, dem wird sie nicht aufgeschrieben. Wenn er sie aber vollbringt, wird sie
ihm aufgeschrieben."
- Dies berichteten Buchari (6491) und Muslim (130). Der obige Wortlaut ist der von Muslim.
Im Wortlaut von Buchari heißt es: "… so schreibt ihm Allah bei Sich zehn gute Taten an, bis zum Siebenhundertfachen und darüber hinaus. Und wer eine schlechte Tat beabsichtigte, und sie dann doch nicht macht, dem wird dies als volle gute Tat angerechnet…" Bei Buchari wird der Hadith von Ibn Abbas (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) überliefert."
Ibn Kathir: "Wisse, dass es drei Arten davon gibt, eine schlechte Tat zu unterlassen, nachdem man sie beabsichtigt hatte: Wenn man die schlechte Tat, die man schon beabsichtigte, aus Gottesfurcht dann doch lässt. In diesem Fall macht man etwas mit Absicht (nämlich die Unterlassung der schlechten Tat). Aus diesem Grund wird einem eine gute Tat aufgeschrieben. So heißt es in einigen authentisch (sahih) überlieferten Wortlauten des Hadithes:
- "Er hat sie (d. h. die schlechte Tat) Meinetwegen unterlassen."
- Dies berichteten Buchari (7501) und Muslim (129))
Wenn man die schlechte Tat unterlässt, weil man sie vergessen hat, so wird einem weder eine gute noch eine schlechte Tat aufgeschrieben, weil man weder etwas Gutes beabsichtigte, noch etwas Schlechtes getan hat. Wenn man eine schlechte Tat aus Faulheit unterlässt oder deshalb, weil man nicht dazu in der Lage ist, obwohl man sich bemühte, sie auszuführen, so ist es so, als ob man die schlechte Tat wirklich durchgeführt hat. So sagt der Prophet (Allahs Segen und Frieden mit ihm):
- "Wenn sich zwei Muslime mit ihren beiden Schwertern treffen, so ist sowohl der Mörder, als auch der Getötete im Feuer." Sie sagten: "O Gesandter Allahs, beim Mörder ist es klar, aber warum denn der Getötete?", worauf er antwortete: "Er hat sich darum bemüht, seinen Gefährten zu töten."
- (Dies berichteten Buchari (31) und Muslim (2888))
Quelle
- ↑ 1,0 1,1 Mourad, Samir; Mourad, Roula; Mittendorfer, Sylvia (2008): Charakterreinigung: Tazkija - wie man ein guter Mensch wird. Karlsruhe: Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., ISBN 978-3-940871-03-9
- ↑ Mourad, Samir (2007): Auszüge aus Erläuterungen zu Riyad as-Salihin von Imam An-Nawawi, aus dem Arabischen übersetzt, Deutscher Informationsdienst über den Islam e.V., Download: Riyad as-Salihin.pdf