Qadha (Vorauswissen) und Qadar (Vorherbestimmung) ALLAHs
In Sahih Muslim (8) wird erzählt, dass Ibn 'Umar hörte, wie einige Leute al-qadar verleugneten. Daraufhin sagte er:
- "Wenn ich diesen Leuten begegne, werde ich ihnen sagen, dass ich nichts mit ihnen zu tun habe und sie nichts mit mir. Bei demjenigen, bei dem ‘Abd-Allah ibn ‘Umar schwörte, käme einer dieser Leute mit einer Menge Gold, die dem Berg Uhud gleicht, und wollte es ausgeben, Allah würde es von ihm nicht annehmen, solange er nicht an al-Qadar glaubt."
Viele Nichtmuslime, aber auch Muslime, stellen häufig Fragen über das Vorauswissen und die Bestimmung ALLAHs über seine Geschöpfe, sowie über SEINE Allmacht und Barmherzigkeit. Sie fragen sich warum ER bloß das "Böse" erschaffen hat. Warum lässt ER zu dass Menschen sterben, dass viele Menschen verhungern und leiden? Warum lässt ER die Ungerechtigkeit zu? Warum lässt ER Mord, Diebstahl und Kriege zu? Und wenn ER alles bestimmt hat, wie kann es dann sein, dass ein Mensch dafür bestraft wird, weil er nicht gottergeben war, wo es doch sowieso für ihn bestimmt war ein Kafir zu sein???
Haben Sie sich auch oft diese und ähnliche Fragen gestellt? Dann wird Ihnen das folgende zitierte Kapitel aus Al-'Aqida von Amir Zaidan über Al-qadaa und Al-qadar, das Vorauswissen und die Bestimmung ALLAHs über seine Geschöpfe, inschaALLAH (so ALLAH will) eine Antwort auf ihre Fragen geben:
Inhaltsverzeichnis
Definition von Qadha und Qadar
Muslime verinnerlichen mit absoluter Gewissheit den Iman an Al-qadaa und Al-qadar und an alle Aussagen, die in Quran und Sunna über sie enthalten sind.
Dieser Iman resultiert aus dem Iman an die vollkommensten Attribute ALLAHs, insbesondere aus dem Iman an den Willen, das Allwissen und die Allmacht ALLAHs.
- "Und ALLAH gehört das Verborgene der Himmel und der Erde und Ihm unterliegen die Angelegenheiten -allesamt. So diene Ihm und übe Tawakkul Ihm gegenüber. Dein Herr ist gewiss nicht achtlos dem gegenüber, was ihr tut." (11:123)
Im islamologischen Kontext ist die Verwendung der deutschen Begriffe "Schicksal, Verhängnis und Fatalismus" als Synonyme für die islamischen Fachbegriffe "Al-qadaa und Al-qadar" gänzlich ungeeignet, weil im allgemeinen deutschen Sprachgebrauch diese Begriffe einen völlig anderen Bedeutungsinhalt haben und teilweise auch im Kontext mit Religionsinhalten der Kafir Gemeinschaften verwandt werden, für welche die u. a. islamische Definition von "Al-qadaa und Al-qadar" nicht verbindlich ist.
Aus diesem Grund ist zunächst eine Begriffsbestimmung, d.h. eine Erklärung der Begriffsinhalte mit den islamisch relevanten Bedeutungsvarianten, Bedeutungsnuancen und Deutungs- bzw. Interpretationsmöglichkeiten notwendig.
Al-Qadhaa
Al-qadaa beschreibt ALLAHs anfangsloses, allumfassendes Vorauswissen über die definitiv in der Realität eintreffende Zukunft aller Geschöpfe. Der Begriff Al-qadaa hängt mit dem Attribut des Allwissens von ALLAH (ta'ala) zusammen.
Al-Qadar
Al-qadar ist die Verwirklichung von Al-qadaa durch ALLAHs Allmacht entsprechend Seinem Willen. Der Begriff Al-qadar hängt mit dem Attribut der Allmacht und des Willens von ALLAH (ta'ala) zusammen.
Zum richtigen Verständnis des Iman an Al-qadaa und Al-qadar muss man zunächst zwischen zwei Ebenen unterscheiden:
- der göttlichen Ebene und
- der Ebene von Menschen und Dschinn.
1. Die göttlichen Ebene
ALLAH (ta'ala) ist Der allwissende und allmächtige Schöpfer aller noch nicht existenten, aller existenten und aller nicht mehr existenten Geschöpfe. Er ist Der Schöpfer der absoluten Totalität und damit auch Der Schöpfer der Zeit, d.h. von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er ist außerdem auch Der Schöpfer des freien Willens von Menschen und Dschinn. Bezogen auf diese Willens-, Entscheidungs- und Handlungsfreiheit folgt daraus, dass ALLAH (ta'ala) im voraus weiß, wie diese Geschöpfe sich entscheiden werden und wie sie aufgrund dieser Entscheidung handeln werden, aber Er nimmt ihnen die Entscheidung nicht ab und Er zwingt ihnen keine Handlungen in diesem Bereich auf.
2. Die Ebene von Menschen und Dschinn
Diese Geschöpfe verfügen im Gegensatz zu ALLAH (ta'ala), ihrem Schöpfer, nur über sehr begrenzte Kenntnisse und Erkenntnisfähigkeit. Entscheidend bei der Beurteilung der Willensfreiheit ist, dass diese Geschöpfe keinerlei Kenntnisse über ihre eigene Zukunft oder die Zukunft der übrigen Schöpfung haben. Daraus folgt, dass sie ausnahmslos alle ihre Entscheidungen völlig frei und unbeeinflusst auf der Basis ihres begrenzten Wissens und ihres eingeschränkten Horizonts treffen, und nicht weil sie von "Al-qadaa" dazu gezwungen werden. Sie haben also die Wahlfreiheit bei ihren Entscheidungen und daraus folgend auch Handlungsfreiheit bei ihren Taten. Gleichzeitig weiß ALLAH (ta'ala) bereits im voraus wie diese Geschöpfe sich entscheiden werden und wie sie handeln werden.
Aufgrund dieser Entscheidungs- und Handlungsfreiheit tragen diese Geschöpfe die alleinige Verantwortung für ihre freiwillig verrichteten Taten und werden deswegen für diese Taten von Allah am Jüngsten Tag zur Rechenschaft gezogen.
Anmerkung:
Wenn im Islam von Handlungen gesprochen wird, gilt folgendes Prinzip:
Handlungen und Taten der Geschöpfe müssen vor ALLAH (ta'ala) nur dann verantwortet werden, wenn sie aufgrund einer freien Entscheidung, im Vollbesitz der geistigen Kräfte und unter normalen Umständen, bewusst und freiwillig begangen werden, d.h. ohne Zwang, ohne besondere Notlage und ohne Einschränkung der Urteils- und Entscheidungsfreiheit. Handlungen und Taten, die nicht diese Kriterien erfüllen, werden nicht verantwortet.
In der islamischen Fachliteratur wird dieser Iman-Artikel im allgemeinen nur mit "Al-qadar" bezeichnet, was hier auch übernommen wird. Muslime verinnerlichen den Iman an Al-qadar, an seine guten und schlechten Aspekte.
Der Gesandte Muhammed (sallal-lahu 'alaihi wa sallam) sagte ibn-'Abbas (Vetter des Gesandten): „Bewahre ALLAHs (Din), dann bewahrt Er dich. Bewahre ALLAHs (Din), dann findest du Ihn bei dir. Wenn du um etwas bitten willst, dann sollst du (nur) ALLAH bitten. Wenn du Hilfe suchst, dann sollst du bei ALLAH Hilfe suchen. Und du sollst wissen, dass, wenn die (gesamte) Ummah sich versammeln würde, dir in einer Sache zu nutzen, sie dir nur in etwas nutzen kann, das ALLAH schon für dich niederschrieb, und dass sie, wenn sie sich versammeln würde, dir in einer Sache. zu schaden, sie dir nur in etwas schaden kann, das ALLAH schon für dich niederschrieb. Die Schreibfedern sind hochgehoben und die Blätter getrocknet.“ (Ü.v. Tirmidhi)
Die Iman-Inhalte von Al-qadar können nach Imam ibnu-taymiya in zwei Kategorien unterteilt werden:
1. Der Iman daran, dass ALLAH (ta'ala) als Quelle und Zentrum allen Seins aufgrund Seines Allwissens genaueste Kenntnis über die Zukunft aller Geschöpfe besitzt, und der Iman daran, dass diese Vorherkenntnis Allahs über die wirklich eintreffende Zukunft niedergeschrieben ist.
- "Weder trifft ein Unglück auf Erden, noch euch selbst, ohne dass es in einer Schrift ist, bevor Wir es erschufen. Dies ist für ALLAH etwas Leichtes. Damit ihr nicht trauert um das, was euch entgangen ist, und euch nicht übermäßig freut über das, was euch gewährt wurde." (57:22-23)
- "Weißt du etwa nicht, dass ALLAH alles kennt, was im Himmel und auf Erden ist?! Dies ist in einem Register. Dies ist für ALLAH gewiss leicht!" (22:70)
ALLAH (ta'ala) kennt z. B. alle Angelegenheiten der Geschöpfe:
- Zeitpunkt von Geburt und Tod und die Zeitspanne ihres Lebens,
- alle Geschehnisse, die Entscheidungen erfordern,
- alle Umstände, die Entscheidungen beeinflussen,
- alle Entscheidungsfindungsprozesse,
- alle bewusst und unbewusst gefällten Entscheidungen,
- alle daraus resultierenden Handlungen und ihre Auswirkungen,
- alle weiteren Entscheidungen aufgrund dieser Handlungen, usw.
Alles was geschehen wird steht in „Lauhul-Mahfudh“ (die wohlverwahrte Tafel) bereits 50.000 Jahre bevor ALLAH alles erschaffen hat. Somit ist alles was geschah, geschieht und geschehen wird schon von ALLAH vorhergewusst.
- "Nuun. Bei Al-Qalam (Schreibgerät) und dem, was sie in Zeilen schreiben!" [Quran, 68:1-2]
- "Weißt du nicht, daß Allah das kennt, was im Himmel und was auf der Erde ist? Wahrlich, das steht in einem Buch, das ist für Allah ein leichtes." [al-Hadsch 22:70]
Der Prophet (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:
- "Allah schrieb die Beschlüsse bezüglich all seiner Geschöpfe, fünfzigtausend Jahre bevor der die Himmel und die Erde erschuf, nieder."
- (Muslim, 2653)
2. Der Iman an den Willen ALLAHs, den Er definitiv, unvermeidlich und absolut autonom durchsetzt, und der Iman an Seine absolute Allmacht. Dies beinhaltet:
-> dass durch den Willen ALLAHs alles, was Er will, aufgrund Seiner Allmacht unausweichlich geschieht und geschehen wird, -
-> dass absolut nichts geschehen kann und wird, das nicht Seinem Willen entspricht.
Bezogen auf die Handlungsebene der Geschöpfe bedeutet dies, dass ALLAH (ta'ala) Der Schöpfer
-> aller Geschöpfe ist,
-> aller Handlungen der Geschöpfe ist,
-> des freien Willens aller Menschen und Dschinn ist.
Daraus folgt, dass
-> die Menschen und Dschinn von ALLAH (ta'ala) die Fähigkeit erhielten, eigenverantwortlich und frei Entscheidungen zu treffen und aufgrund dieser Entscheidungsfreiheit auch frei und uneingeschränkt agieren können,
-> alle Menschen und Dschinn ohne Ausnahme den von ALLAH (ta'ala) erschaffenen Gesetzmäßigkeiten von Al-qadar freiwillig oder unfreiwillig, bewusst oder unbewusst unterworfen sind.
-> alle Geschöpfe, Mumin und Kafir, Diener ALLAHs sind. Die Mumin dienen ALLAH (ta'ala) bewusst und freiwillig in allen Bereichen, d. h. in den Bereichen, die ihrer Entscheidungsfreiheit unterliegen und in den Bereichen, die nicht ihrer Entscheidungsfreiheit unterliegen (Leben, Tod, usw.). Die Kafir dienen ALLAH (ta'ala) unbewusst und unfreiwillig nur in den Bereichen, die nicht ihrer Entscheidungsfreiheit unterliegen (Leben, Tod, usw.).
Der Prophet (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:
- "Allah hat jedes Geschöpf sowie dessen Taten geschaffen."
- (Buchari in Chalq Af’al al-‘Ibad (25) und von Ibn Abi ‘Asim in al-Sunnah (257 und 358); von al-Albani in al-Sahihah, 1637, als sahih eingestuft)
- "Nein! Gewiss, er (der Quran) ist eine Ermahnung. Wer will, erinnert sich daran. Und sie erinnern sich nicht, außer wenn ALLAH will. ER ist würdig für die Taqwa (Gottesfurcht) und würdig für die Vergebung." [Quran, 74:54-56]
- "Und ihr wollt nicht, außer dass ALLAH will, Der HERR aller Schöpfung." [Quran, 81:29]
Ali, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete:
- Einmal nahmen wir an einem Trauerzug in Baqi Al-Gharqad teil. Da kam der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Heil auf ihm, zu uns. Er saß, und wir saßen um ihn umher. Er hatte einen Stock in seiner Hand. Er senkte den Kopf schweigend und begann die Erde (vor ihm) mit dem Stock zu zerkratzen. Dann sagte er: "Es gibt keinen von euch bzw. keine lebendige Seele, ohne daß Allah seinen oder ihren Platz entweder im Paradies oder in der Hölle schon bestimmte, und ohne daß ihr Glück oder Unglück vorgeschrieben ist." Da sagte ein Mann: "O Gesandter Allahs, warum ergeben wir uns denn unserem Schicksal nicht, das in der wohlverwahrten Tafel vorgeschrieben ist, und beachten das Werk nicht?" Er antwortete: "Wer zu den glücklichen Leuten gehört, der wird Gutes tun. Wer aber zu den unglücklichen Leuten gehört, der wird Böses tun. (Ihr Menschen!) Wirket! Jedem ist der Weg leicht gemacht: Den glücklichen Leuten wird der Weg zum guten Werk erleichtert, und den unglücklichen Leuten wird der Weg zum bösen Werk erleichtert." Dann rezitierte er: "Jener aber, der gibt und gottesfürchtig ist und an das Beste glaubt, dem wollen Wir den Weg zum Heil leicht machen. Jener aber, der geizt und gleichgültig ist und das Beste leugnete, dem wollen Wir den Weg zur Drangsal leicht machen."(Quran, Suraa Al-Layl 92:5-10)
- (Buchari, Muslim, Tirmidhi, Abu Dawud, Ibn Madschah und Ahmad Ibn Hanbal)
Die "guten und schlechten" Aspekte von Al-Qadar
Ibn 'Abbas (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtete: Allahs Gesandter (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) hat gesagt:
- "Alle Ereignisse, ob gut oder schlecht, kommen von Allah."
- (Tabarani)
Abu Huraira (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtete, dass der Gesandte Allâhs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:
- "Wem Allah Gutes zuteil werden lassen will, den prüft Er."
- (Buchari)
Die Differenzierung von Al-qadar in "gute und schlechte" Aspekte beruht einzig und allein auf der menschlichen Perspektive.
Der Mensch ist wegen seines beschränkten Horizonts und seiner beschränkten Erkenntnisfähigkeit außerstande alle relevanten Zusammenhänge (im Diesseits und Jenseits) zur Beurteilung einer Handlung, eines Ereignisses oder einer Entwicklung zu erkennen.
Aufgrund dieser mangelhaften Fähigkeiten kommt es deshalb zu Fehleinschätzungen und Falschinterpretationen, indem Geschehnisse als negativ beurteilt werden, die in ihrem von ALLAH (ta'ala) geplanten Endeffekt ausschließlich positiv sind und somit ALLAHs Gerechtigkeit widerspiegeln. ALLAH (ta'ala) ist der absolut Vollkommene und Gerechte; Er erschuf nichts absolut Negatives, Unnötiges oder Überflüssiges, da dies Seiner Weisheit und Vollkommenheit widerspricht.
Daraus folgt, dass der sog. "schlechte" Aspekt von Al-qadar relativ zu sehen ist und seinerseits zwei Ebenen hat:
- die absolute göttliche Ebene, d.h. die ausschließlich und absolut positive, gute Seite dieses Aspekts, die mit dem Willen und Handeln ALLAHs zusammenhängt.
- die relative menschliche Ebene, d.h. die "negative, schlechte" Seite dieses Aspekts, die dem betroffenen Geschöpf vordergründig als schlecht erscheint.
Beispiele für den "schlechten" Aspekt:
- Die Erschaffung des Satans
- Die Erschaffung des Satans ist aus der beschränkten, rein menschlichen Perspektive und auf das Diesseits bezogen ein Unglück für den Menschen, weil der Satans die Menschen in Versuchung führt und bemüht ist, sie vom rechten Weg abzubringen.
- Die Erschaffung des Satans ist aus der allumfassenden Perspektive ALLAHs, bezogen auf das Diesseits und das Jenseits, jedoch etwas Gutes für den Menschen,
- -> weil ALLAH (ta'ala) den Menschen mit diesen Versuchungen und Verführungen immer wieder eine neue Chance bietet, ihren Iman und ihre Standhaftigkeit zu beweisen,
- -> weil ALLAH (ta'ala) den Menschen nach diesen Prüfungen immer wieder eine neue Chance bietet, für ihre Verfehlungen um Vergebung zu bitten, und
- -> weil ALLAH (ta'ala) den Menschen bei diesen Prüfungen Hilfe, Unterstützung und Schutz vor dem Satan zusagt, wenn sie Ihn darum bitten.
- "Diejenigen, die Taqwa beherzigen, wenn sie Unschönes durch Satan überkommt, entsinnen sie sich und sehen (ihre Verfehlung) wieder ein." (7:201)
- "Und sollte dich etwas Provozierendes vom Satan provozieren, dann Isti'dha (suche Schutz) bei ALLAH. Er ist gewiss Der Allhörende, Der Allwissende." (41:36)
- Krankheit und Leid
- Krankheit ist aus der beschränkten rein menschlichen Perspektive und auf das Diesseits bezogen ein Unheil für den Menschen, weil sie mit Schmerzen und Leid verbunden ist.
- Krankheit ist aus der allumfassenden Perspektive ALLAHs und auf das Diesseits und das Jenseits bezogen etwas Gutes für den Menschen, weil ALLAH (ta'ala) dem Menschen für jeden Schmerz und jedes Leid das ihn trifft einige seiner Sünden vergibt.
- Ein weiterer positiver Aspekt von Krankheit ist die Erinnerung des Menschen an seine Vergänglichkeit und an seinen Tod und damit indirekt die Erinnerung an seine Aufgabe im Diesseits, nämlich ALLAH (ta'ala) zu dienen und sich Ihm zu unterwerfen.
- Aus diesem Grund wird erkennbar, warum der Mensch in Krisen und Grenzsituationen (Krankheit, Leid und Not) ALLAH (ta'ala) am nächsten ist.
- "Und dann, wenn Unglück euch trifft, zu IHM alleine fleht ihr." (16:53)
- "Und wenn die Menschen Unglück trifft, richten sie Bittgebete an ihren Herrn umkehrend zu IHM." (30:33)
Die Beziehung zwischen Kufr und Al-Qadar
Manche Kafir rechtfertigen ihren Kufr mit Al-qadar und behaupten, dass sie nicht Kufr betrieben hätten, wenn Allah dies nicht wollte.
Daraus ergibt sich die Frage: Können Kufr, Verfehlungen oder Sünden mit Al-qadar begründet werden?
ALLAH (ta'ala) argumentiert hierzu im Quran folgendermaßen:
- "Diejenigen, die Schirk betreiben, werden sagen: 'Hätte ALLAH es gewollt, hätten weder wir noch unsere Väter Schirk betrieben, auch hätten wir nichts (ohne Erlaubnis) Verbotenes gemacht.' Solcherart leugneten schon diejenigen vor ihnen, bis sie Unsere Peinigung erfuhren. Sag: 'Habt ihr irgendein Wissen darüber, das ihr uns vorlegt?' Doch ihr folgt nur dem Spekulieren, und ihr lügt ja nur! Sag: 'ALLAH verfügt über das eindeutige Argument; hätte Er es gewollt, so hätte Er euch allesamt rechtgeleitet.“" (6:148-149)
Die vorgeschobenen Argumente der Kafir für ihre Verfehlungen sind nicht stichhaltig und völlig haltlos,
-> weil sie keinerlei Einsicht in die wohlverwahrte Tafel haben und somit nicht wissen konnten und können, was ALLAH (ta'ala) für sie bestimmt hat. Sie handeln also falsch nicht aufgrund der Bestimmung ALLAHs, sondern nur aufgrund ihrer freien Entscheidung.
-> weil sie ALLAH (ta'ala) negative Eigenschaften bzw. ungerechtes Handeln zuordnen, indem sie unterstellen, dass ihr Fehlgehen von ALLAH (ta'ala) gewollt war.
Fakt ist, dass ALLAH (ta'ala):
-> absolut gerecht ist,
-> die Menschen mit freiem Willen ausstattete,
-> nur das Gute gebietet,
-> den Menschen nur den Islam gebot und nicht das Fehlgehen,
-> die Menschen nur für freiwillig verrichtete Taten zur Rechenschaft zieht und dass die Vorfahren der Kafir nur aufgrund ihres freiwilligen und absichtlichen Leugnens und ihres bewussten Fehlgehens bestraft wurden und werden,
-> die Menschen in diesem Bereich zu nichts zwingt. Hätte Er die Geschöpfe zu etwas zwingen wollen, hätte Er sie sicherlich zum Iman gezwungen und nicht zum Kufr.
- "Und wenn sie eine Abscheulichkeit taten, sagten sie: "Wir fanden unsere Vorfahren diese praktizieren und ALLAH gebot sie uns." Sag: "ALLAH gebietet keine Abscheulichkeit! Wollt ihr von Allah etwas behaupten, was ihr nicht wisst?" Sag: "Mein Herr gebietet Gerechtigkeit." Und richtet euch zu Ihm bei jedem Sudschud und richtet Bittgebete an Ihn in lauterem Din (Gehorsam). Wie Er euch das erste Mal erschuf, so werdet ihr nochmals zurückkehren." (7:28-29)
- "Wenn ihr Kufr betreibt, so ist ALLAH autark euch gegenüber! Doch Er stimmt Seinen Dienern das Kufr-Betreiben nicht zu. Doch wenn ihr euch dankbar erweist, dies stimmt Er euch zu. Und keine verfehlende Seele trägt die Verfehlung einer anderen. Dann ist zu eurem Herrn eure Rückkehr, dann wird Er euch Mitteilung machen über das, was ihr zu tun pflegtet. Er ist gewiss allwissend über das von den Brüsten." (39:7)
Diesbezüglich sagte der Gelehrte Sayad Qutb (Literat und Islamologe, als Oppositioneller vom ägyptischen Präsidenten Jamal Abdun-naser 1965 hingerichtet) in seiner Quran-Exegese "fi dhilal al-quran":
"ALLAH (ta'ala) beauftragt die Menschen nicht damit, Seine verborgene Vorkenntnis und Seinen verborgenen Willen zu entdecken, um sich danach zu richten, vielmehr beauftragte Er sie, Seine Gebote und Verbote zu kennen, um sich danach zu richten."
Hinterfragen von Al-Qadar
Im Islam zählt Al-qadar zu den verborgenen Dingen, d. h. zu den Dingen, von denen der Mensch keine Kenntnis besitzt, weil er sie intellektuell nicht erfassen kann. Einzig und allein ALLAH (ta'ala) verfügt über das allumfassende Wissen und die absolut vollkommene Kenntnis von Al-qadar.
ALLAH (ta'ala) selbst vermittelte den Menschen durch die Gesandten einige begrenzte Kenntnisse von Al-qadar. Diese begrenzten Kenntnisse reichen für das Diesseits aus. Weitere, tiefergehende Kenntnisse über Al-qadar sind von ALLAH (ta'ala) für den Menschen im Diesseits nicht vorgesehen. Aus diesem Grund ist es untersagt, nach den nicht geoffenbarten, verborgenen Dingen von Al-qadar zu forschen, Spekulationen darüber anzustellen und Vermutungen dazu zu äußern.
Deshalb verurteilte der Gesandte (sallal-lahu 'alaihi wa sallam) in ungewöhnlich scharfer Form eine Gruppe von Personen, die sich ohne fundiertes Wissen, mit Vermutungen und mit Spekulationen zu Al-qadar äußerten:
- "Warum verdreht ihr Allahs Schrift ineinander? Dadurch sind jene zugrunde gegangen, die vor euch waren." (Ü.v. Ahmad)
Diesbezüglich sagte Imam At-tahawi:
- "Al-qadar ist das Geheimnis ALLAHs in Seiner Schöpfung, das Er keinem nahegestellten Engel und keinem entsandten Propheten gelüftet hat (...) Er hat den Menschen verboten, danach zu forschen, denn ALLAH (ta'ala) sagte:
- "Er wird nicht befragt nach dem, was Er tut, während sie doch befragt werden." (21:23)
Wer also fragt: 'Wozu tat Er dies?', hat ALLAHs Schrift zurückgewiesen! Und wer die Schrift ALLAHs zurückweist, zählt zu den Kafir! (...) Denn das Wissen besteht im allgemeinen aus zwei Wissenszweigen: Das, welches den Geschöpfen bekannt ist, und das, welches den Menschen verborgen ist. Deshalb zählt das Leugnen des bekannten Wissens genauso zum Kufr wie die Behauptung, das Verborgene zu kennen. Der Iman ist nur dann befestigt, wenn das bekannte Wissen angenommen und das Streben nach dem Verborgenen unterlassen wird."
Ergänzung: Die Vorherbestimmung steht mit Ursache und Wirkung gleichzeitig in Beziehung. Das heißt: diese Wirkung tritt mit dieser Ursache ein. Weil dies aber so ist, darf man nicht sagen: »Es war nun einmal diesem Mann bestimmt, zu dieser Zeit zu sterben. Was war die Schuld dessen, der aus freiem Willen geschossen hat. Und hätte dieser nicht geschossen, wäre jener dann dennoch gestorben.«
Frage: Warum darf man so nicht sagen?
Antwort: Das ist so, weil sein Tod mit dem Schuss aus seinem Gewehr in göttlicher Vorherbestimmung im Zusammenhang steht. Stellst du dir vor, er hätte nicht geschossen, dann heißt das, dass du dir vorstellen musst, dass dieser Zusammenhang in der göttlichen Vorherbestimmung nicht existierte. Woraus willst du dann seinen Tod schließen? Du musst dir die göttliche Vorherbestimmung entweder nach Art der Schule Djebri vorstellen: Die Ursache ist das eine, die Wirkung etwas anderes; oder die göttliche Vorherbestimmung leugnen, wie dies die Schule der Mu´tezila tut, dich von »den Leuten der Sunnah und der Gemeinschaft« trennen und dich der Gruppe der Irregehenden anschließen. Weil dies so ist, sagen wir, die Leute der Wahrheit: »Wäre der Schuss nicht abgefeuert worden, so bliebe auch der Tod des Mannes für uns unbestimmt.« Die Schule Djebri sagt: »Hätte er nicht geschossen, wäre er dennoch gestorben.« Die Schule Mu´tezile sagt: »Hätte dieser nicht geschossen, wäre jener nicht gestorben.«
Wenn du sagst: »Da nun einmal Gott der Gerechte den Mord erschafft, warum nennt man mich dann noch einen Mörder?«
Antwort: Das ist so, weil nach den Grundregeln der Grammatik das Subjekt von einem Prädikat (also einem Verbum) abgeleitet wird, das auf ein Objekt bezogen bleibt und sich nicht auf ein Verbalnomen bezieht, dessen Objekt bereits feststeht. Prädikat ist das, was wir getan haben; und so bekommen wir auch den Titel eines Mörders. Das Verbalsubstantiv (das Morden) ist ein Geschöpf Gottes des Gerechten. Das, was eine Verantwortlichkeit erahnen lässt (also derjenige, welcher in seiner Menschlichkeit den Mord begeht) wird nicht von dem Verbalsubstantiv abgeleitet.
Auswirkungen dieses Iman auf das Leben der Mumin
Dieser Iman beruhigt die Seele der Mumin, fördert ihre Standhaftigkeit, Ausdauer und Geduld bei allen Prüfungen, stärkt ihre Bereitschaft gegen Ungerechtigkeit anzukämpfen und bewirkt im Endeffekt ihre vollkommene Zufriedenheit mit allem, was ALLAH (ta'ala) dem Menschen im Diesseits auferlegt, gegeben und geboten hat.
Omar Ibnul-khattab (radhial-lahu 'anh) sagte einem Gefährten:
- "Das Gute als Ganzes liegt in der Zufriedenheit (mit Al-qadar). Wenn du damit zufrieden sein kannst, dann tue es, sonst sei standhaft."
Abu Huraira (Allahs Wohlgefallen mit ihm) überliefert, dass der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Frieden mit ihm) sagte:
- "Der starke Mumin ist Allah lieber als der schwache Mumin; in jedem ist jedoch Gutes vorhanden. Halte dich fest an das, was dir nützt, flehe Allah um Hilfe an und gib nicht auf! Sollte dir etwas zustoßen, dann sage nicht "hätte" ich nur dies und das getan!'. Du sollst sagen: 'Allah hat es bestimmt und Sein Wille geschieht', denn "hätte" öffnet nur dem Satan die Tür."
- (Muslim)
Die praktische Umsetzung dieses Iman-Artikels im Alltag wirkt sich in allen Lebensphasen positiv, motivierend und stabilisierend aus und beeinflusst in diesem Sinne als dynamisches Element unmittelbar auch die Lebensgestaltung.
Die bedingungslose Hingabe ALLAH (ta'ala) und Seinen Lebensregeln gegenüber, das Vertrauen auf ALLAH (ta'ala) in allen Angelegenheiten und das Wissen und die Anerkennung ALLAHs als Schöpfer der gesamten Totalität, u.a. aller Ursachen und deren Wirkung, wirkt sich folgendermaßen aus:
Bei der Vergangenheitsbewältigung wirkt der Iman an Al-qadar als stabilisierendes Moment, weil Muslime sich absolut sicher sind, dass alles, was sie getroffen hat, sie nach ALLAHs Wissen und Willen genauso treffen sollte. Fragen nach dem "Warum?" oder Spekulationen über "wenn und aber" erübrigen sich somit.
Im Bereich der aktuellen Lebensplanung und Lebensgestaltung wirkt der Iman an Al-qadar als dynamisches Element der Motivation zu eigenverantwortlichem Handeln.
Muslime sind sich sicher, dass dieses Leben für die Verrichtung von Taten gedacht ist, für die sie am Jüngsten Tag zur Rechenschaft gezogen werden. Aus diesem Grund streben sie bei allen Aktivitäten, Handlungen und Taten danach, das Wohlgefallen ALLAHs zu erlangen und alle Handlungen und Taten auf die denkbar beste Art und Weise zu verrichten.
Im Bereich der Zukunftsplanung wirkt der Iman an Al-qadar ebenfalls als dynamisches Element der Motivation zu eigenverantwortlichem Handeln, weil Muslime wissen, das sie auch für ihre Absicht bei der Verrichtung von Handlungen und Taten vor ALLAH (ta'ala) Rechenschaft ablegen müssen. Aus diesem Grund bemühen sie sich ihr Leben im Einklang mit den Regeln ALLAHs möglichst optimal zu planen und zu gestalten. Als der Gefährte des Gesandten Muhammed (Sallal-lahu 'alaihi wa salalm) Salman Al-Farsi nach der Bedeutung von "bis du den Iman an das Gute und das Böse von Al-qadar verinnerlichst" gefragt wurde, sagte er: "Bis du den Iman an Al-qadar verinnerlichst" bedeutet dass du weißt, dass das, was dich verfehlt hat, dich nie treffen konnte, und dass das, was dich getroffen hat, dich nie verfehlen konnte.“ (Ü.v. Imam Al-aadschiri in seinem Buch "Asch-schari'a)
Der Gesandte Muhammad (Sallal-lahu 'alaihi wa sallam) sagte: "Bewundernswert ist die Angelegenheit des Mumin! Seine gesamte Angelegenheit ist für ihn gut - und das (diesen Vorteil) hat niemand außer der Mumin: wenn ihn Erfreuliches trifft, ist er dankbar, und das ist gut für ihn; und wenn ihn Unglück trifft, ist er standhaft, und das ist gut für ihn.“ ( Ü.v. Muslim und Ahmad)
Omar Ibnul-khattab (radhial-lahu 'anh) sagte: "Wären die Standhaftigkeit und die Dankbarkeit zwei Kamele, wäre es mir egal, welches von beiden ich ritte."
Der Gesandte Muhammad (Sallal-lahu 'alaihi wa sallam) sagte: Die Propheten sind unter den Menschen diejenigen, die am intensivsten geprüft werden, dann folgen die Guttuenden, dann folgen die ihnen am ähnlichsten, dann folgen die ihnen am ähnlichsten. Unter den Menschen wird jeder nach seinem Din (Iman) geprüft, wenn sein Din (Iman) stark ist, wird seine Prüfung dementsprechend intensiviert. Wenn sein Din (Iman) jedoch schwach ist, so wird ihm (die Prüfung) erleichtert. Die Prüfung begleitet den Menschen solange, bis er auf Erden frei von jeder Sünde geht. (Ü.v. Ahmad und ibn Hanbal)
Abd Allah ibn Abbas, Allahs Wohlgefallen auf beiden, der gesagt hat: Ich war eines Tages hinter dem Propheten, salla Allah u alihi wa sallam, und er sagte:
- "O Jüngling, ich lehre dich einige Worte: Bewahre Allah, dann bewahrt Er dich. Bewahre Allah, dann findest du Ihn vor dir. Wenn du bittest, dann bitte von Allah. Wenn du Hilfe suchst, dann suche Hilfe bei Allah. Und wisse, daß die (gesamte) Gemeinschaft, wenn sie sich versammelte, dir in einer Sache zu nutzen, sie dir nur in etwas nutzt, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat, und daß sie, wenn sie sich versammelte, dir in einer Sache zu schaden, sie dir nur in etwas schadet, das Allah schon für dich niedergeschrieben hat. Die Schreibfedern sind hochgehoben und die Seiten getrocknet."
Dies berichtete Tirmidi, der gesagt hat: es ist ein guter, gesunder Hadit. In einem anderen Bericht als dem des Tirmidi heißt es:
- "Bewahre Allah, dann findest du Ihn vor dir. Mache dich vertraut mit Allah im Überfluß, dann kennt er dich im Elend. Wisse, daß das, was dich verfehlte, dich nicht getroffen haben sollte, und das, was dich traf, dich nicht verfehlt haben sollte. Und wisse, daß der Sieg mit der Geduld (einhergeht), der Trost mit der Sorge und mit der Not die Erleichterung."
Abu Huraira (ALLAhs Wohlgefallen mit ihm) erzählte, dass der Gesandte Allahs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) sagte:
- "Ins Paradies werden Völker eintreten, deren Herzen wie die Herzen von Vögeln sind."
- (Muslim)
Man sagt, dies seien diejenigen, die (auf Allah) vertrauen, und es heißt, dass sie ein weiches Herz besitzen.
Ibn Mas’ud (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) erzählte, dass der Prophet (ALLAhs Segen und Frieden mit ihm) ein Viereck zeichnete, das er in der Mitte mit einer Linie waagerecht unterteilte, wobei diese Linie auf einer Seite über das Viereck hinausstand. Über diese Linie zog er innerhalb des Vierecks senkrecht einige kleinere Striche. Dann sagte er:
- "Dies ist der Mensch (und er wies dabei auf die Mittellinie), und das ist sein Tod, der ihn umgibt (und er wies dabei auf das Viereck). Und das, was (von ihm) über diesen (den Tod) hinaussteht, ist seine Hoffnung, und diese kleinen Striche sind Dinge, die ihm zustoßen: wenn ihn das eine nicht trifft, so trifft ihn das andere, und wenn ihn dieses nicht trifft, dann trifft ihn jenes."
- (Al-Bukhari)
Al-Qadar und die Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung
Muslime, die den Iman verinnerlicht haben, setzen grenzenloses Vertrauen in Allah in allen ihren Angelegenheiten.
Dieses Vertrauen impliziert auch die Anerkennung der Gesetzmäßigkeiten der Schöpfung ALLAHs und die bewusste Unterwerfung darunter.
In diesem System der Schöpfungs-Ordnung ist für alles nach dem Prinzip Ursache-Wirkung ein bestimmter (Handlungs-)Ablauf vorgesehen.
Die Mumin bemühen sich, diese Gesetzmäßigkeiten bzw. diese (Handlungs-)Abläufe zu erkennen und entsprechend zu handeln, weil sie sich bewusst sind, dass der Sinn ihres Lebens im Diesseits die Verrichtung von guten Taten ist, für die sie Rechenschaft ablegen werden.
Beispiel:
Die Mumin wissen, dass ALLAH (ta'ala) Der Schöpfer des Lebensunterhaltes, der Arbeit und aller Zusammenhänge zwischen beiden ist.
Sie wissen auch, dass es zur Schöpfungs-Ordnung gehört, die Sicherung des Lebensunterhaltes durch Arbeit zu gewährleisten.
Daraus folgt, dass die Mumin sich ernsthaft bemühen, ihren eigenen Lebensunterhalt durch ihrer Hände Arbeit zu verdienen und gleichzeitig mit der Erfüllung ihrer Handlungspflicht darauf vertrauen, dass Allah ihnen Ri’sq (alle Gaben des Lebensunterhalts) gewähren wird.
Der Gesandte Muhammad (Sallal-lahu 'alaihi wa sallam) ermahnte einen Beduinen, der die Moschee betreten wollte, ohne sein Kamel vorher anzubinden (um damit zu demonstrieren, dass er auf ALLAH (ta'ala) vertraut), mit den Worten:
- "„Binde es an, dann vollziehe Tawakkul (vertraue auf Allah)!" (Ü.v. At-Tirmidhi)
Der Gesandte (Sallal-lahu 'alaihi wa sallam) erwiderte auf die Frage, ob es erlaubt sei, sich medizinisch behandeln zu lassen, folgendes:
- "Sie (die Medizin) ist ein Teil von Al-qadar." (Ü.v. Imam Ibnul-qai-yim in seinem Buch zadul-ma'ad)
Weiter sagte der er (Sallal-lahu 'alaihi wa sallam):
- "Lasst euch medizinisch behandeln! Denn ALLAH, Der Erhabene und Majestätische, erschuf keine Krankheit, ohne dass ER dafür eine Medizin vorsah, außer einer einzigen Krankheit: das Altern." (Ü.v. Ahmad, At-tirmidhi, An-nasai)
Imam Ibnul-dschauzi hat den Zusammenhang zwischen diesem Iman und den Ursachen und Wirkungen (Kausalität) wie folgt verdeutlicht:
"Der Tauhid wird ohne das Ergreifen der nötigen Mittel, die ALLAH (ta'ala) vorsah, nicht vollständig. Denn die Nichtinanspruchnahme (dieser Mittel) verletzt das Prinzip des Twakkul (grenzenloses Vertrauen in ALLAH mit gleichzeitigem Streben nach Erfüllung Seiner Gebote). Nichtinanspruchnahme (der vorgesehenen Mittel) stellt eine Schwäche dar, die dem Kern des Tawakkul total widerspricht, welche das Vertrauen des Herzens in ALLAH (ta'ala) bei allen Dingen des Lebens reflektiert, um dem Menschen im Diesseits und im Jenseits das Nützliche zu gewähren und von ihm das Schädliche abzuwenden. Deshalb ist das Ergreifen der nötigen Mittel unabdingbar, sonst wird man die Schari'a außer Kraft setzen. Der Mensch soll also weder seine Schwäche dem Tawakkul noch das Tawakkul seiner Schwäche zuschieben.""
- "(20) … Und ALLAH bestimmt die Nacht und den Tag. … "[Quran, 73:20]
- "(3) und Desjenigen, Der bestimmte, dann rechtleitete," [87:3]
- "(49) Gewiss, jedes Ding erschufen WIR gemäß einer Bestimmung. (50) Und Unsere Anweisung ist nichts anderes als eine Einzige, wie der Augenblick." [54:49-50]
Quellen
- Zaidan, Amir M. A. (1999): Al-'Aqida, Einführung in die Iman-Inhalte, ADIB-Verlag, Offenbach, 2. neubearbeitete und erweiterte Auflage, ISBN 3-934659-00-4