Asch'aritische Aqida-Schule

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Die asch'aritische Schule ist nach Abu al-Hasan al-Asch'ari benannt, der früher Mu'tazilit (Gruppierung, die stark von der Philosophie beeinflusst ist und eine Abweichung vom authentischen Islam darstellt) war und sich davon lossprach[1]

Hierzu ist anzumerken, dass die Authenzität des Buches Al-Ibana von einigen Asch'ariten angezweifelt wurde, weil dieses Buch das Buch des ehemaligen Gründers dieser Lehre ist, in welchem er die asch'aritsche Lehre widerlegt.


Lehre der asch'aritischen Aqida-Schule

Die asch'aritische Schule ist dadurch gekennzeichnet, dass sie logische und scholastische Beweismittel benutzt, um gegen Mu'taziliten, den Anhängern der Philosophie und andere zu argumentieren und die Inhalte der islamischen Religion und Aqida zu verteidigen. Abu al-Hasan al-Asch'ari sagt selbst in seinem Buch „al-Ibana“, dass er die Aqida von Ahmad ibn Hanbal hat. Es wurde angezweifelt, ob dieses Buch „al-Ibana“ tatsächlich von Imam al-Asch'ari stammt. Jedoch bestätigt Ibn 'Asakir die Autorschaft von al-Asch'ari[1].

Philosophische Grundlagen

Die asch'aritische Lehre gehört zu den Mutakallimun, also der Lehrmeinung, die die Scholastik (Ilm Al-Kalam, griechische Logik) als Grundlage der Aqida bezeichnet und durch Qiyas und andere Mittel der Logik Rückschlüsse auf die Aqida und die Eigenschaften Allahs zieht.

Hierin unterscheidet sich die asch'aritische Lehre klar von der Ahl As-Sunna, die als Beweis für Verborgenes nur die Offenbarung akzeptiert.

Die Eigenschaften Allahs

Die asch'aritische Lehre sucht hier einen Mittelweg zwischen Mu'tazila und Ahl al-Hadith, es werden also manche Eigenschaften ohne Interpretation angenommen, andere wiederum werden abgelehnt oder uminterpretiert.

Interpretierte Eigenschaften:

  • Istiua (Sich-Erheben) wird als istila (Einnehmen) interpretiert. Abu Al-Hasan Al-Asch'ari widerlegt diese Interpretation in Al-Ibana und bezeichnet sie als Lehre der Ahl Al-Bid'a (S.108-109).
  • Die Hand wird als "Gnade" oder "Macht" interpretiert. In Al-Ibana ist zu lesen, dass diese Interpretation zur Aqida der Mu'tazila, Dschahmiyya und Hururiyya gehört und abzulehnen ist. Sie widerspricht zudem einem Quranvers:
"Was hindert dich daran, dich vor dem niederzuwerfen, was ich mit meinen beiden Händen erschuf?" (Quran 38:79)
  • Viele "physische" Eigenschaften (Sifat Ad-Dhat) werden uminterpretiert[2].


Abgelehnte Eigenschaften:

Einige Taten Allahs (Sifat Al-Af'al) werden abgelehnt, da sie auf Ahad Hadithen beruhen, allerdings sind diese Hadithe authentische und teilweise sehr häufig überliefert worden, so dass sie auch als mutawatir gelten. Von den Asch'ariten werden unter anderem folgende Eigenschaften abgelehnt:

  • Das Lachen
  • Das Herabkommen
  • Das Sich-Freuen

Gehören die Asch'ariten zur Ahl As-Sunna?

Um diese Frage zu beantworten, muss der Begriff "Asch'arite" differenziert betrachtet werden. Die ersten Asch'ariten, wie Abu Al-Hasan Al-Asch'ari, Al-Baqilani, Ibn Faurak und auch Al-Baihaqi unterschieden sich in ihren Ansichten nicht so sehr von den Gelehrten der ersten Jahrhunderte, doch wendeten sie eine damals (und auch heute) sehr umstrittene Methode an: die griechische Scholastik.

Die späten Asch'ariten wie Fachruddin Ar-Razi, Abu Al-Ma'ali Al-Dschuwaini und alle, die ihren theologischen Meinungen folgten, entfernten sich jedoch erheblich von den Prinzipien der Ahl as-Sunna und der frühen Asch'ariten - ihre Aqida ist kaum noch von derjenigen der Mu'tazila zu unterscheiden. Sie lehnten fast alle Eigenschaften Allahs ab und behaupteten, Allah hätte keinen Ort. Die frühen Asch'ariten hingegen glaubten, dass Allah sich über den Thron erhoben hat und dies wörtlich verstanden werden muss, wie dies die ersten Generationen der Muslime glaubten.

Das Problem solcher theologischer Themen liegt darin, dass die späten Asch'ariten ohne jegliche Grundlage viele Offenbarungstexte ablehnen oder sehr umständlich zu interpretieren versuchen, um eine Theorie über Allah aufrecht zu erhalten, die den Regeln der griechischen Philosophie entsprungen ist. Und in diesem Punkt weichen sie eindeutig von der Ahl as-Sunna ab.


Heute fanatisieren leider viele Muslime für die eine oder die andere Schule, wobei die meisten muslimischen sunnitischen Gelehrten der Ansicht sind, dass sowohl die asch'aritische und maturiditische als auch die salafitische Aqidaschule sich alle klar innerhalb des sunnitischen Islams befinden. Die Unterschiede betreffen lediglich einige Punkte und sind nicht überzubewerten[1].

Munir 'Abduh Agha, der Gründer der ägyptischen „Munirijja Salafijja Press“, schrieb: „Es gibt keinen großen Unterschied (bzgl. der Aqida) zwischen Asch'aris und Maturidis, deshalb werden heute beide Gruppen Ahlus-Sunna ual-Dschama'a genannt.“[3][1].


Abu Al-Hasan Al-Asch'ari selbst bezeichnete seine alte Lehre - die heute als asch'aritische Lehre bekannt ist - als Bid'a und sah deren Anhänger nicht als zur Ahl As-Sunna zugehörig[4]. Dieser Meinung ist auch die überwiegende Mehrheit der Gelehrten der Ahl Al-Hadith von damals bis heute.

Entstehung der asch'aritischen Aqida-Schule

Die asch'aritische Aqidaschule ist in einer Zeit entstanden, als die muslimische Umma vor über tausend Jahren mit der griechischen Philosophie konfrontiert wurde und eine theologische Antwort auf die damalige Herausforderung geben musste. Abu Al-Hasan al-Asch'ari vertrat zuerst die Meinung der Mu'tazila, doch dann wandte er sich hiervon ab und folgte der Meinung Ibn Kilabs. Hieraus entstand der Kern der heutigen Asch'ariten.

Dies bezieht sich auf die erste und mittlere Phase des Lebens des Imams Al-Asch'ari. Doch gegen Lebensende wandte er sich von der heute als asch'aritsch bekannten Schule ab und bekannte sich zur Lehre der Ahl Al-Hadith, dies ist dem Buch Al-Ibana deutlich zu entnehmen, in welchem er zahlreiche Lehren der heutigen Asch'ariten scharf kritisiert und als Bid'a bezeichnet.

Als sich Abu Al-Hasan von seiner Lehre abwandte, folgten ihm darin einige Schüler. Andere hingegen hielten an der abgelehnten Lehre fest und bezeichneten sie als die asch'aritische Lehre.

Nach Al-Asch'aris Tod wurde die Lehre weiter entwickelt und systematisiert. Sie glich mehr und mehr den Lehren der anderen Mutakallimun, vor allem den Mu'taziliten, auch wenn sich die Asch'ariten bis heute stark von der Mu'tazila distanzieren.

Quellen

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Mourad, Samir; Mourad, Umm Abdurrahman (2009): Islamische Literaturkunde und Gelehrtenbiographien , Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., Heidelberg, ISBN 3-9810908-4-5, ISBN 978-3-9810908-4-0
  2. Al-Asch'ari, Abu Al-Hasan (1397 n. H.): Al-Ibana 'an Usul ad-Diyana. S.109 - 129, Dar Al-Ansar, Kairo, 1. Auflage
  3. Namudhadsch min al-a'mal al-khairijja, S. 134.
  4. Siehe Al-Ibana, S. 108, 124, 129 u.vm. Quelle bereits erwähnt.