Lesart: Unterschied zwischen den Versionen
Oase (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „= Lesarten Qiraat = Die Lesarten sind die unterschiedlichen Möglichkeiten, den Quran zu rezitieren. Ursprung dieser Lesarten ist die Offenbarung des Quran entsp...“) |
|||
Zeile 93: | Zeile 93: | ||
So sieht man zunächst, dass die Unterschiede hauptsächlich die Aussprache betreffen und somit die Bedeutung gar nicht betreffen. Am letzten Beispiel erkennt man, dass die Verwendung unterschiedlicher Wörter zwar in seltenen Fällen vorkommt, die Bedeutung bleibt jedoch gleich, die Botschaft der [[Aya]] ändert sich nicht. Somit gibt es keine unterschiedlichen Versionen des Qurans, sondern unterschiedliche Methoden, die Wörter im Quran auszusprechen, und in einigen Fällen Synonyme (bzw eng verwandte Ausdrücke) für ein und dieselbe Aussage. | So sieht man zunächst, dass die Unterschiede hauptsächlich die Aussprache betreffen und somit die Bedeutung gar nicht betreffen. Am letzten Beispiel erkennt man, dass die Verwendung unterschiedlicher Wörter zwar in seltenen Fällen vorkommt, die Bedeutung bleibt jedoch gleich, die Botschaft der [[Aya]] ändert sich nicht. Somit gibt es keine unterschiedlichen Versionen des Qurans, sondern unterschiedliche Methoden, die Wörter im Quran auszusprechen, und in einigen Fällen Synonyme (bzw eng verwandte Ausdrücke) für ein und dieselbe Aussage. | ||
+ | |||
== Quellen == | == Quellen == | ||
* Az-Zarqani, Manahil Al'Irfan, Kairo 2001 | * Az-Zarqani, Manahil Al'Irfan, Kairo 2001 | ||
* Ad-Dimyati, Ithaf Fudala Al-Baschar fi Alqiraat Al-Arba'ata 'Aschar, 1117 n.H., Druck: Beirut 2006. | * Ad-Dimyati, Ithaf Fudala Al-Baschar fi Alqiraat Al-Arba'ata 'Aschar, 1117 n.H., Druck: Beirut 2006. | ||
+ | |||
+ | [[Kategorie:Quran]] |
Version vom 3. Oktober 2009, 23:01 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Lesarten Qiraat
Die Lesarten sind die unterschiedlichen Möglichkeiten, den Quran zu rezitieren. Ursprung dieser Lesarten ist die Offenbarung des Quran entsprechend einiger hocharabischer Dialekte als Erleichterung für die nicht-quraschitischen Araber.
Entstehung der Qiraat
Die Qiraat gehen auf die Offenbarung zurück. Grund für die Offenbarung des Qurans entsprechend einiger Dialekte war die damalige Situation: die arabische Hochsprache ist – wie das Deutsche – eine Mischung verschiedener Dialekte. Als bester Dialekt galt der quraschitische.
So wurde auch der Quran zunächst nur in diesem Dialekt offenbart. Doch bald nahmen auch Araber anderer Stämme den Islam an, denen es schwer fiel, den Quran in einem ungewohnten Dialekt zu lesen. So bat der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) um eine Erleichterung:
Al-Buchari überliefert: Von Ibn Abbas: der Gesandte Allahs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: Dschibril las mir den Quran in einigen „Buchstaben“ vor, weswegen ich ihn bat, dies zu wiederholen. Ich bat ihn um mehr und er gewährte mehr bis er bei sieben Buchstaben endete.“ Ibn Schihab (der Überlieferer) sagte: „Ich habe gehört, dass diese sieben dasselbe aussagen, es gibt keine Unterschiede in Halal und Haram.“ Was waren nun diese „Buchstaben“? Es waren verschiedene Methoden, ein Wort zu lesen, entsprechend einiger hocharabischer Dialekte.
Zu Beginn waren viele verschiedene Lesarten zulässig, doch wurden einige gegen Ende der Offenbarung aufgehoben.
Beispiele: اهدنا الصراط المستقيم (Lesart der Mehrheit, bei Hamza und Chalaf wird das ص anders ausgesprochen) اهدنا السراط المستقيم (Qunbul, Ruwais) أرشدنا الصراط المستقيم (Hasan Al-Basri, aufgehoben)
Die ersten zwei Beispiele sind Unterschiede in der Aussprache, die meisten Unterschiede in den Qiraat betreffen Aussprache und Tadschwid. Das letzte Beispiel ist jedoch ein anderes Wort, das jedoch dieselbe Bedeutung hat:
اهدنا führe uns أرشدنا leite uns
Die Bedeutung ist gleich, es wird nur in manchen Dialekten das eine oder andere Wort gebraucht, aber dasselbe verstanden.
Die Sahaba reisten viel herum und lehrten den Quran weiter, einige von ihnen erfuhren nichts – oder erst später – von der letzten Aufhebung einiger dieser „Buchstaben“, sodass Verwirrung entstand, weswegen Uthman ibn Affan den Quran so niederschreiben lies, dass nur die „Buchstaben“ (Lesemöglichkeiten) enthalten waren, die nicht aufgehoben wurden. Dazu wurde der Quran ohne diakritische Punkte niedergeschrieben. Die Punkte zur Unterscheidung ähnlicher Buchstaben waren bereits bekannt, aber nicht sehr verbreitet.
Die Gelehrten lehrten nun nur noch die Lesemöglichkeiten, die nicht aufgehoben wurden – also mit der Quranausgabe Uthmans übereinstimmten. So entstanden die heute noch vorhandenen Lesarten
Der Unterschied zwischen Lesart (Qiraa) und Lesmöglichkeit (Harf)
Die sieben Lesarten entsprechen jedoch nicht den sieben „Buchstaben“ (Lesmöglichkeiten): Ein Harf – „Buchstabe“ bzw Lesmöglichkeit steht für die Kategorien der Unterschiede (es gibt verschiedene Interpretationen für den Begriff „Buchstabe“), also zum Beispiel: Vergangenheit – Gegenwart, Aussprache einzelner Laute, etc. Eine Qiraa ist hingegen das, was ein Gelehrter als Ganzes überliefert hat, die Tadschwidregeln, die er bevorzugte, sowie die Lesmöglichkeiten, die er gelernt hatte.
Die Unterteilung der Lesarten
Man unterteilt die Lesarten nach der Häufigkeit der Überlieferung in:
- Mutawatir
- Ahad
- Schadh
Nach der Anzahl in:
- Sieben
- Zehn
- Vierzehn
Nach den Überlieferungen in:
- Kleine Lesarten (القراءات الصغرى)
- Große Lesarten (القراءات الكبرى)
Mutawatir
Laut dem Imam As-Schatibi gelten sieben Lesarten als Mutawatir:
Laut dem Imam Ibn Al-Dschazari gelten noch folgende drei Lesarten als Mutawatir, mit den eben genannten sieben sind es die „Zehn Lesarten“:
Ahad
Als weniger häufig – jedoch authentisch – gelten folgende Lesarten, die jedoch aufgehoben, aber noch einige Zeit gelehrt wurden:
Alles darüber hinaus ist nur nicht ganz überliefert worden, teilweise sind die Überlieferungsketten auch schwach.
Kleine Lesarten
Jede Lesart wurde mit kleinen Unterschieden in den Tadschwidregeln überliefert, vor allem die Dehnungen sind unterschiedlich. Zu jeder Lesart wurden die zwei stärksten Überlieferungen ausgewählt. Bei jeder Überlieferung lernt man zunächst die Grundregeln im Tadschwid, dies nennt man „die kleinen Lesarten“
Große Lesarten
Wenn man die Grundregeln gelernt hat, fängt man an, die verschiedenen Möglichkeiten und Varianten im Tadschwid innerhalb einer Überlieferung einer Lesart zu erlernen. Dies nennt man die großen Lesarten, das Werk „An-Naschr fi Al-Qiraat Al’aschr“ fasst die „großen Lesarten“ zusammen.
Gibt es unterschiedliche Qurane?
Aus den Lesarten könnte man den Rückschluss ziehen, dass es im Quran – wie bei der Bibel – unterschiedliche „Versionen“ gäbe. Dem ist jedoch nicht so: In keiner Lesart gibt es zusätzliche Verse oder zusätzliche Wörter, es werden auch keine Wörter ausgelassen. Die Unterschiede sind hauptsächlich in:
- der Aussprache der Wörter
Die Unterschiede der Aussprache sind leider schriftlich schwer darzustellen, hier eine ungefähre Wiedergabe:
الأخرى Al-Uchra (Mehrheit) – Al Uchrä (Warsch) – Al-Uchre (Abu Amr, Hamza, Kisai, Chalaf)
الصراطAs-Sirat (Mehrheit) – السراطAs-Sirat (Qunbul, Ruwais) – الصراطAz-Zirat (Hamza, Chalaf)
- Tadschwidregeln:
Dehnung innerhalb eines Wortes (Madd Muttasil) 4 Einheiten (Mehrheit) 6 Einheiten (Warsch, Hamza)
- Wörter, die je nach Dialekt unterschiedlich gebraucht werden:
فتبينوا Verschafft euch Klarheit: Mehrheit فتثبتوا Verschafft euch Gewissheit: Hamza, Kisai
So sieht man zunächst, dass die Unterschiede hauptsächlich die Aussprache betreffen und somit die Bedeutung gar nicht betreffen. Am letzten Beispiel erkennt man, dass die Verwendung unterschiedlicher Wörter zwar in seltenen Fällen vorkommt, die Bedeutung bleibt jedoch gleich, die Botschaft der Aya ändert sich nicht. Somit gibt es keine unterschiedlichen Versionen des Qurans, sondern unterschiedliche Methoden, die Wörter im Quran auszusprechen, und in einigen Fällen Synonyme (bzw eng verwandte Ausdrücke) für ein und dieselbe Aussage.
Quellen
- Az-Zarqani, Manahil Al'Irfan, Kairo 2001
- Ad-Dimyati, Ithaf Fudala Al-Baschar fi Alqiraat Al-Arba'ata 'Aschar, 1117 n.H., Druck: Beirut 2006.