Rituelle Reinigung mit Erde (Tayyamum)

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Definition von "Tayammum"[Bearbeiten]

Tayammum (arabisch تيمم: "Die Ersatzabtreibung") hat ursprünglich die Bedeutung von "anstreben". Im islamischen Recht bedeutet es: "Das Streben zum Erdboden" um sich damit mit den Händen über Gesicht und Hände zu reiben, in der Absicht die riuelle Reinheit zu erlangen. Dies kann man nur mit Einhaltung bestimmter Regeln vollziehen. [1]


"... Und wenn ihr krank oder auf Reisen seid oder der eine von euch von der Notdurft kommt oder ihr die Frauen (intim) berührt habt und kein Wasser finden könnt, dann sucht reine Erdoberfläche und streicht euch über eure Gesichter und Hände (bis zu den Ellbogen). Gewiß, ALLAH bleibt immer reue-annehmend, allvergebend." (Quran, 4:43)


Abu Dharr (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) berichtete: Allahs Gesandter (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) hat gesagt:

"Reine Erde ist (ein Mittel für) den Wudhu des Muslims, selbst wenn er in zehn Jahren kein Wasser findet. Sobald er aber Wasser findet, soll er (damit) seine Haut benetzen; denn das ist besser."
(Überliefert von Abu Dawud und Mischkat)


Die Bedingungen für Tayammum[Bearbeiten]

Akuter Wassermangel[Bearbeiten]

Akuter Wassermangel ist folgendermaßen zu definieren:

  • wenn kein Wasser auffindbar ist - ob auf Reisen oder Ortsnah, ist nicht zu differenzieren.
Hier ist zu beachten, dass Wasser ab einer bestimmten Entfernung (wenn vorhanden) geholt werden muss.
Diese Entfernung ist abhängig von der Fiqh-Schule (arab.: Madhab)
Handlung /Fiqh-Schule Hanafiyya Malikiyya Schafiyya
in Meile 1 2 1,5
in km ca. 1,85 3,7 2,8
  • wenn nicht genug Wasser vorhanden ist, d.h. das die vorhandene Menge als Trinkwasservorrat für Mensch und Tier ausreicht. [2]



Indirekter Wassermangel[Bearbeiten]

Der indirekte Wassermangel bestimmt zwei wichtige Vorraussetzungen:

  • das Wasser ist ausreichend vorhanden, darf und kann aber durch Krankheit, starken Schmerzen oder Kälte etc. nicht benutzt werden.
Bei Kälte sollte man alles versuchen um das Wasser zu erwärmen, erst wenn man alles erdenklich Mögliche versucht hat, ist die Durchführung von Tayammum erlaubt.
  • das Wasser ist in zumutbarer Umgebung reichlich vorhanden, aber nur unter akuter Lebensgefahr erreichbar ist. [3]



Zeitmangel[Bearbeiten]

Akuter Zeitmangel liegt dann vor, wenn die Gefahr besteht, dass man ein Pflicht- Gebet (arab.: fardh فرض) während der vorgegeben Zeit, verpasst. [4]



Durchführung und Handlungen von Tayammum[Bearbeiten]

Berücksichtigung und Durchführung[Bearbeiten]

Folgende Abhandlungen sollten in jedem Fall berücksichtigt werden.

Unter gute (reine) Erde versteht man alle Materialien die aus Erde bestehen wie z.B. Sand, Stein, Zement usw. Nach Imam Asch-Schafi'i darf Tayammum nur mit Erde oder staubigem Sand vollzogen werden.

  1. Die Absicht (arab.: Niya): Man fasst innerlich die Absicht, Tayammum als Ersatz der rituellen Waschung durchzuführen.
  2. Das Sprechen der Tasmiya: "bismillahir-rahman-rahim" (Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Allbarmherzigen)
  3. Die Hände schlägt man ein - oder zweimal auf die "reine" Erde und säubert dann die Hände vom Staub.
  4. Man streicht mit der linken Hand über die Rechte. Nach Imam Abu Hanifa und Imam Asch-Schafi'i müssen die Hände und die Arme bis zu den Ellebogen überstrichen werden.
  5. Zuletzt streicht man mit beiden Händen über das Gesicht.[5]



Handlungen, mit denen man Tayammum durchführen darf[Bearbeiten]

Tayammum ersetzt die rituelle Gebetswaschung. Folgende Handlungen dürfen durchgeführt werden:

  1. das Gebet verrichten
  2. die Ka'aba umrunden (arab.: Tawaf)
  3. den Quran berühren und rezitieren.

Nach Imam Hanifa darf man soviele Fardh- und Sunna-Handlungen verrichten, wie dieses gültig ist. Nach Imam Asch-Schafi'i nur ein Plichtgebet und mehrere Sunna-Gebete. [6]


Wann Tayammum ungültig wird[Bearbeiten]

Tayammum wird ungültig:

  1. durch allem, was auch Wudhu ungültig macht
  2. wenn die Bedingungen dafür nicht gegeben sind, z.B. man findet ausreichend Wasser, das man benutzen kann.

Wenn man das Gebet mit Tayammum bereits verrichtet hat und anschließend Wasser gefunden hat, muss man weder das Gebet noch die Waschung wiederholen mit Ausnahme von Ghusl.[7]



Quellen und Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Muhammad Ibn Ahmad Ibn Rassoul "Das Handbuch der muslimischen Frau"
  2. Zaidan, Amir M. A. (1996): Fiqh-ul-'Ibadat. Einführung in die islamischen gottesdienstlichen Handlungen. Frankfurt/M.
  3. Zaidan, Amir M. A. (1996): Fiqh-ul-'Ibadat. Einführung in die islamischen gottesdienstlichen Handlungen. Frankfurt/M.
  4. Zaidan, Amir M. A. (1996): Fiqh-ul-'Ibadat. Einführung in die islamischen gottesdienstlichen Handlungen. Frankfurt/M.
  5. Zaidan, Amir M. A. (1996): Fiqh-ul-'Ibadat. Einführung in die islamischen gottesdienstlichen Handlungen. Frankfurt/M.
  6. Zaidan, Amir M. A. (1996): Fiqh-ul-'Ibadat. Einführung in die islamischen gottesdienstlichen Handlungen. Frankfurt/M.
  7. Zaidan, Amir M. A. (1996): Fiqh-ul-'Ibadat. Einführung in die islamischen gottesdienstlichen Handlungen. Frankfurt/M.

Der Artikel ist größtenteils entnommen aus: ´