Usul-ul-Fiqh: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. Oktober 2009, 22:52 Uhr

Usul Al-Fiqh ist die Grundlagenwissenschaft aller islamischen Wissenschaften.

Definition

Das Wort setzt sich aus zwei Begriffen zusammen: 1. Usul 2. Fiqh

  • Usul: ist die Mehrzahl von Asl: Wurzel, Fundament, Grundlage, Ursprung. Mit Usul wird in der islamischen Wissenschaft eine Grundlagenwissenschaft bezeichnet.
  • Fiqh: linguistisch: Verstehen. Islamologisch: Die Kenntnis der islamischen Normen, die von den einzelnen (detallierten) Quellen des Islam abgeleitet werden und mit den Taten des Mukallaf zusammenhängen.
  • Usul Al-Fiqh: die Grundlagen des Fiqh.

Islamologische Definition: Das Wissen um die islamischen Normen, die von den allgemeinen islamischen Beweisen abgeleitet werden, wie man diese anwendet, und wer sie anwenden kann.

Die Themen dieser Wissenschaft

Man unterteilt die Themen in zwei Bereiche:

  • Die islamischen Normen und Beweise
    • Die islamischen Normen sind:


   Norm                  Wer dies tut, wird:            wer dies unterlässt, wird:
   Pflicht               belohnt                        bestraft
   Erwünscht             belohnt                        nicht bestraft
   Unerwünscht           nicht bestraft                 belohnt
   Verboten              bestraft                       belohnt
   Erlaubt               je nach Absicht                je nach Absicht

Pflicht ist: wadschib, fardh

erwünscht: mustahabb, masnun, sunna, mandub

unerwünscht: makruh

verboten: haram, mahzur

erlaubt: mubah


    • Die islamischen Quellen sind:

bei allen vier Rechtsschulen:

  Quran        Sunna       Idschma'        Qiyas     Istishab

nicht bei allen Rechtsschulen:

Istihsan, Maslaha Mursala, Tradition, Aussagen der Sahaba, Schari'a voriger Religionen, Berücksichtigung der Meinungsverschiedenheiten, Istislah, Konsens der Gelehrten Medinas.

  • Die Dilalat

Der Bereich Dilalat beschäftigt sich mit der Aussagekraft verschiedener Fomulierungen und wie man daraus Normen und Regeln ableiten kann:

Zum Beispiel der Imperativ: Der Imperativ deutet generell auf eine Pflicht hin, außer es gibt Anhatspunkte dafür, dass es sich um eine Empfehlung handelt.

Beispiel: "Befreie einen Sklaven und faste!" Dies bedeutet, dass beides getan werden muss. Wenn es aber heißt: "Befreie einen Sklaven oder faste!" Muss nur eines der beiden gemacht werden.

Wenn es heißt: "Befreie einen Sklaven und faste, wenn du willst" handelt es sich zar um einen Befehl, dieser wird aber durch die Bedingung "wenn du willst" abgeschwächt (ist also erwünscht).

Schulen in Usul Al-Fiqh

Es gibt zwei große Schulen:

  • Die Schafiiten (auch Mutakallimun oder Mehrheit genannt)

Die Normen und Regeln werden hierbei direkt von den islamischen Quellen abgeleitet. Als erster schrieb darüber der Imam Asch-Schafii, daher der Name: Schafiiten, wobei auch die Hanbaliten und Malikiten dazu gehören. Mutakallimun werden sie oft deshalbt genannt, weil die meisten Werke von Asch'ariten oder Mu'taziliten verfasst wurden.

  • Die Fuqaha (Hanafiten)

Die Normen und Regeln werden von den Fatwas der hanafitischen Rechtsschule abgeleitet, basieren also auf dem Fiqh, daher der Name: Schule der Fuqaha.

Wichtige Werke

Ar-Risala (Asch-Schafi'i)

Die vier großen Werke:

  • Al-Umad (Abduldschabbar Al-Mu'tazili)
  • Al-Mu'tamad (Muhammad ibn Ali al-Basri)
  • Al-Burhan (Al-Dschuwaini)
  • Al-Mustasfa (Al-Ghazali)

Das letzte wichtige Werk: Al-Minhadsch (Al-Baidawi)

Alle Werke nach Al-Minhadsch berufen sich auf dieses oder andere frühere Werke, die Wissenschaft Usul Al-Fiqh gilt seit dem Buch Al-Minhadsch als abgeschlossen.

Al-Waraqat (Al-Dschuwaini) ist ein Werk für Fortgeschrittene, das sich hauptsächlich mit den Dilalat beschäftigt.

Entstehung der Wissenschaft

Der erste, der diese Wissenschaft gesondert behandelte und ein Buch darüber schrieb, war Muhammad Ibn Idris Asch-Schafi'i in seinem Buch "Ar-Risala". Er behandelte darin hauptsächlich das Kapitel der Dilalat. Bald darauf begannen die Hanafiten auch Werke über Usul Al-Fiqh zu schreiben, sie leiteten jedoch die Regeln von den Fatwas ihres Imams Abu Hanifa ab. Die Usul-Wissenschaft beruht bei ihnen also mehr auf Fatwas und der Anwendung als auf der allgemeinen Theorie der Beweisführung. Im 7. Jahrhundert n.H. wurde versucht, beide Methoden zu vereinen. Der damalige Fanatismus unter den Rechtsschulen führte jedoch dazu, dass diese vereinende Methode bald unterging.

Bedeutung dieser Wissenschaft

"man hurrima al-Usul, hurrima al-Wusul" Wem die Usul nicht vergönnt sind, dem wird es nicht vergönnt sein "anzukommen", also ein Gelehrter zu werden. Gelehrte aller Disziplinen müssen Usul Al-Fiqh lernen, da man in dieser Wissenschaft lernt, wie man aus Quran und Sunna Regeln und Urteile ableitet, und wie man die Ausdrücke in Quran und Sunna verstehen kann. Usul Al-Fiqh beschäftigt sich mit der Quranwissenschaft und der Hadith-Wissenschaft, da beide die Grundquellen des Islam sind und somit zum Quellenstudium - dem ersten großen Themenbereich der Usul - gehören. Fatwas darf nur geben, wer ein Gelehrter in Usul Al-Fiqh ist. Ein Richter und Fiqh-Gelehrter muss ebenfalls Usul-Alfiqh sehr gut kennen. Ein Hadith- bzw Qurangelehrter muss Usul Al-Fiqh kennen, um zu wissen, wie er den Quran bzw die Sunna versteht und wie er daraus Regeln ableiten kann.

Quellen

  • Sabalek, Ahmad (2008): Al-Madchal ila dirasat al-Fiqh wa al-Usul. Dar ar-Rida, Kairo.
  • Sabalek, Ahmad (2000): Scharh Al-Waraqat. Dar Ar-Rida, Kairo.
  • Asch-Schafi'i, Muhammad (150 - 204 n.H.): Ar-Risala. Tahqiq: Ahmad Schakir, und: Tahqiq Rifat Fauzi.
  • Al-Esnawi: Nihayat as-Saul. Dar Ibn Hazm, Kairo.