Tauhid: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 25. Juni 2008, 21:09 Uhr

Die Einheit und Einzigkeit ALLAHs

Tauhid ist der Iman an ALLAH (ta'ala/dem Erhabenen), an SEINE Einheit und Einzigkeit.

Tauhid schließt somit Dualität, Trinität, Pluralität, Teilbarkeit und jegliches Mysterium in Bezug auf ALLAH (ta'ala) kategorisch aus.


"Es gibt nichts Seinesgleichen."(Quran 42:11)
"Sag: 'ER ist ALLAH, einzig. ALLAH ist As-Samad (d.h Der absolut Selbständige, Der niemandem bedarf, alles und jeder aber bedarf Seiner). Nie zeugte ER und nie wurde ER gezeugt, und nie ist Ihm jemand ebenbürtig.'" (Quran, Sura Nr. 112)


"ALLAH ist ER, es gibt keine Gottheit außer Ihm, Der Lebendige (ohne Ende), Der Allverantwortliche. Ihm kommt weder Schläfrigkeit noch Schlaf bei. Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Wer ist dieser, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte außer mit Seiner Zustimmung?! ER weiß, was vor ihnen und was hinter ihnen ist, doch sie umfassen nichts von Seinem Wissen außer dem, was ER will. Das Kursi[Anmerkung 1] von Ihm umfaßt die Himmel und die Erde, und Ihm fällt es nicht schwer, sie zu bewahren. Und ER ist Der Allhöchste, Der Allerhabene." (Quran 2:255)


Tauhid stellt das fundamentale Axiom der Gesamtheit der Iman-Inhalte dar und bildet somit die zentrale Aussage des Islam.


  1. ALLAH (ta'ala) ist einziger und alleiniger Schöpfer aller Dinge und außer IHM existiert kein anderer Schöpfer.
  2. Er ist der alleiniger und einzig wahrer Gott, dem Anbetung durch die Verrichtung gottesdienstlicher Handlungen ('Ibadat: wie Salah (Gebet), Zakat (Sozialabgabe), Siyam (Fasten), Hadsch (Wallfahrt nach Mekka, ...) gebührt.
  3. ALLAH (ta'ala) ist alleiniger und einziger Besitzer vollkommenster Attribute und erhaben über jegliche Arten von Mangelhaftigkeiten.


Daraus ergeben sich für Muslime unter anderem:


  • Die Anerkennung der uneingeschränkten und alleinigen Herrschaft Allahs
  • Die Anerkennung Allahs als den einzig Anbetungswürdigen
  • Die Anerkennung Allahs als den einzig wirklich Handelnden
  • Die Verpflichtung zu Gehorsam und Liebe gegenüber Allah (t)
  • Die Verpflichtung nur auf Allah zu vertrauen, nur Ihn um Hilfe zu bitten und sich einzig und allein Ihm hinzugeben
  • Der bewusste Gottesbezug jedes (guten) Handelns


Der absolute Primat des Islam-Artikels von Tauhid als wichtigste zentrale Iman-Grundlage wird mit den Worten der Schahada (Islam-Bekenntnis) zum Ausdruck gebracht:

Aschhadu an la ilaha illallah wa aschhadu anna Muhammad ar-rasul-lallah
Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer ALLAH gibt und ich bezeuge, dass Muhammad ALLAHs Gesandter ist!

Wer dieses Bekenntnis mit aufrichtiger Überzeugung sagt und danach handelt, ist ein Muslim (Gottergebener).



Die Aspekte der Einheit und Einzigkeit ALLAHs

Die Einheit und Einzigkeit ALLAHs (ta’ala/dem Erhabenen) beinhaltet drei Aspekte:


1. ALLAH ist einziger und alleiniger Schöpfer, Herr und Erhalter aller Dinge und außer ihm Existiert kein anderer Schöpfer (arab.: Tauhid ar-Rububiyya)

Die Herrschaft über die gesamte Schöpfung und alles Geschaffene gehört damit einzig und allein ALLAH, dem Erhabenen. Nichts geschieht innerhalb oder außerhalb der Schöpfung ohne SEINEM Wissen und ohne SEINEM Willen. ER ist damit der einzige und alleinige wirklich Handelnde innerhalb und außerhalb der Schöpfung. Wer ein anderes Wesen als Herrn und Schöpfer betrachtet, ist ein Nichtmuslim (Kafir) und jemand der ALLAH, dem Allmächtigen, etwas zur Seite stellt, ist ein Polytheist (Muschrik).


"IHM alleine gehören die Schöpfung und das Gebieten! Immer allerhaben ist ALLAH, Der Herr aller Schöpfung." (Quran 7:54).



2. ALLAH ist alleiniger und einzig wahrer Gott, dem Anbetung und Verehrung gebührt (arab.: Tauhid al-Uluhiyya)

IHM alleine gebührt die Anbetung durch die Verrichtung gottesdienstlicher Handlungen, wie dem Gebet, dem Fasten usw. Daher ist man zu Liebe, Aufrichtigkeit (Ikhlas), Loyalität und Verantwortung IHM gegenüber verpflichtet. Nur vor ALLAH, dem Erhabenen, soll man Ehrfurcht haben. Man soll einzig und allein auf IHN vertrauen und man soll nur IHN um Hilfe bei Dingen anflehen, die nur ER vollbringen kann (z.B. Heilung von Krankheit, materielle und immaterielle Versorgung (Rizq)). Einzig und allein ALLAH soll man sich hingeben und auf die von IHM geboten Art und Weise dienen.


"Und ICH erschuf die Dschinn und die Menschen nur, um MIR zu dienen." (Quran 51:56)


"Und WIR entsandten vor dir keinen Gesandten, ohne dass WIR ihm Wahy zuteil werden ließen: 'Es gibt keine Gottheit außer MIR, so dient nur MIR.'"(21:25)


"Sag: 'Mein rituelles Gebet, mein Opfern, mein Leben und mein Tod gehören ALLAH, Dem Herrn aller Schöpfung. ER hat keinen Partner. Und dies wurde mir geboten, und ich bin der erste der Muslime (Gottergebenen)' Sag: 'Soll ich mir etwa einen anderen Herrn außer ALLAH nehmen? – und ER ist der Herr aller Dinge!'" (6:162-164)


"Und hab vor MIR alleine Ehrfurcht!" (16:51)



3. ALLAH (ta’ala) ist alleiniger und einziger Besitzer vollkommenster Attribute und erhaben über jegliche Arten von Mangelhaftigkeiten (arab.: Tahid al-Asma was-Sifat)

Daraus folgt, dass die Annahme jeglicher Mangelhaftigkeiten und Unvollkommenheiten in Bezug auf ALLAH (ta’ala), SEINE Namen und SEINE Attribute, sowie die Annahme einer Ähnlichkeit, der Herstellung eines Vergleichs oder der Gleichsetzung ALLAHs, SEINER Namen und Attribute mit der Schöpfung, kategorisch ausgeschlossen werden. Das heißt, dass es unzulässig ist ALLAH mit Namen und Attributen zu benennen, die in ihrer Bedeutungsnuancen SEINEN Namen und Attributen widersprechen, z.B.:

Benennung mit Begriffen, die eine Zuordnung bzw. Beigesellung von Partnern zu ALLAH ausdrücken (Sohn, Vater, …) Vorstellung von Inkarnation und Anthropomorphismus (d.h. ALLAH menschliche Eigenschaften zuzusprechen) Benennung mit Begriffen, die Unvollkommenheit ausdrücken (leidend, sterblich, müde, etc.)

Was solchen Namen und Attributen betrifft, die sowohl für ALLAH (ta’ala) als auch für die Geschöpfe verwendet werden [z.B. erhaben, mächtig, yadd (wörtl.: Hand)], erklärt es Amir Zaidan in seinem Buch „Al-´Aqida. Einführung in die Iman-Inhalte“ wie folgt:


"Es besteht Gemeinsamkeit und Ähnlichkeit ausschließlich im externen sprachlichen Bereich, d.h. in der Schreibweise und Aussprache dieser Worte, jedoch besteht keinerlei Ähnlichkeit in Bezug auf die interne Substanz, d.h. im Bedeutungsinhalt dieser Worte. Imam Ibn Hanbal[Anmerkung 2] sagte:
"ALLAH darf nur mit Attributen beschrieben werden, mit denen ER SICH SELBST oder SEIN Gesandter IHN beschrieb. Dabei darf man nicht über den Quran oder die Sunna hinausgehen."


Aus den oben genannten Gründen sagten die Gelehrten, unter anderem Imam Malik)[Anmerkung 3] in Bezug auf die Interpretationsmöglichkeit eines Quran-Verses:
"Die Bedeutung von Istawaa (wörtlich: den Platz einnehmen) ist sprachlich bekannt. Die Art und Weise von Istawaa in diesem Zusammenhang ist jedoch unbekannt. Der Iman daran ist Pflicht und sein Hinterfragen ist eine unerlaubte Erfindung (Bid’a).""


All die Attribute ALLAHs werden von den Muslimen so verstanden, wie es ALLAH (ta’ala) gebührt, das heißt ohne Vermenschlichung, Verbildlichung, Verleugnung, Aufhebung, Entstellung, Verdrehung, auch ohne eigenmächtige Bestimmung der Eigenart dieser Attribute.


Imam Asch-Schafi'i[Anmerkung 4] sagte:
"Ich habe den Iman verinnerlicht an ALLAH (ta’ala), und an das, was ALLAH (ta’ala) offenbarte, wie ALLAH (ta’ala) es will.

Und ich habe den Iman verinnerlicht an den Gesandten ALLAHs (sallal-lahu ´alaihi wa sallam), und an das, was der Gesandte ALLAHs (sallal-lahu ´alaihi wa sallam) verkündete, wie der Gesandte ALLAHs (sallal-lahu ´alaihi wa sallam), es wollte."



Die Attribute ALLAHs lassen sich in zwei Gruppen darstellen

A. Die Attribute des Wesens

B. Die Attribute des Handelns


A. Die Attribute des Wesens (arab.: Sifatudh-Dhat)

Diese Attribute hängen mit dem Wesen ALLAHs unzertrennlich zusammen, z.B.: Das Attribut des Wesens ALLAHs, die Lebendigkeit, die Einzigartigkeit, die Anfangslosigkeit, die endlose Beständigkeit, die Unterschiedlichkeit zum Geschaffenen, die absolute Selbstständigkeit, der grenzenlose Reichtum, die Allgnade, die vollkommene Weisheit, die unvorstellbare Erhabenheit, das Allwissen, der Wille, die Allmacht, das Sprechen, das Allhören, das Allsehen, etc.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass das Dasein ALLAHs sich grundlegend vom Dasein der Schöpfung unterscheidet. Der Islam verbietet das Hinterfragen des Wesens ALLAHs, weil die Menschen mit ihren eingeschränkten geistigen Kräften und Fähigkeiten das Wesen ALLAHs nicht erfassen können. Wie soll das auch gehen, wo ALLAH weder zeitlich noch räumlich begrenzt ist und ihn die fünf Sinne des Menschen somit nicht erfassen können?


"Das Sehvermögen erfasst IHN nicht, aber ER erfasst das Sehvermögen. Und ER ist Der Allgütige, Der Allkundige." (Quran 6:103)


Die Menschen sind jedoch im Stande, SEIN unbedingt notwendiges Dasein zu erkennen. Deshalb fordert der Islam die Menschen auf, statt mit dem Wesen ALLAHs sich intensiv mit der Schöpfung ALLAHs auseinanderzusetzen, weil das im Bereich ihrer eingeschränkten intellektuellen Möglichkeiten liegt und den Iman an ALLAH (ta’ala) vertieft.


B. Attribute des Handelns (arab.: Sifatul-Fi’l)

Diese Attribute hängen mit dem Willen und der Allmacht ALLAHs zusammen, z.B.: Die Zufriedenheit, Erweisung von Gnade, das Beleben, etc.

Der Zusammenhang zwischen dem Willen ALLAHs und den Kontingenten ist vergleichbar mit der „Planung“. Der Wille plant nach dem Allwissen ALLAHs und die Allmacht ALLAHs führt diese Planung aus.


"ALLAH macht gewiss, was ER will." (Quran 22:14)


Es stellt sich hier die Frage inwieweit der Mensch über einen wirklich freien Willen verfügt und in welchem Zusammenhang dieser menschliche Wille zum Willen ALLAHs steht. Im Allgemeinen kann man sagen, dass der Mensch in zwei Handlungsebenen agiert:

die Handlungsebene, die nicht seinem Willen unterliegt, d. h. in der er unbewusste Handlungen vollzieht, die nicht von seinem Willen gesteuert oder beeinflusst werden können, z.B. Geburt, Krankheit, Tod, nicht willkürlich steuerbare Körperfunktionen, wie Atmung, Herzschlag, Verdauung, etc. die Handlungsebene, die seinem Willen und seiner freien Wahl unterliegt. In dieser Handlungsebene besitzt der Mensch freien Willen, weil ALLAH (ta’ala) ihm durch SEINEN Willen diese Fähigkeit verliehen hat. Hier ergeben sich folgende Fragen:

Wie soll man Verhaltensweisen von Menschen verstehen, die nach unserem Verständnis dem Willen ALLAHs nicht entsprechen können, weil sie ganz offensichtlich gegen SEINE Gebote verstoßen? Bzw. Ist der Mensch imstande, mit seinem freien Willen gegen den Willen ALLAHs zu vestoßen? Die Antwort auf diese Fragen ist, dass ALLAH von Beginn an den Menschen die Möglichkeit des Verstoßes gegen SEINE Gebote zugelassen hat, da ER wollte dass die Menschen einen freien Willen besitzen. Deshalb bewegen sich die Menschen immer im Bereich von ALLAHs Willen, unabhängig davon, welche Entscheidung sie treffen.

WIR erschufen sie und verstärken ihre Gelenke. Und wen WIR wollten, hätten WIR sie mit ihresgleichen eingetauscht. Dies ist eine Ermahnung. Also wer will, schlägt einen Weg zu seinem Herrn ein. Und ihr wollt nicht außer, dass ALLAH will. ALLAH ist gewiss immer allwissend, allweise. (Suratul-insan Nr. 76, Nr. 28-30)

Es soll jedoch ganz klar zwischen dem Willen (al-irada) und dem Befehl (al-amr) differenziert werden. Im Bezug auf den Willen ALLAHs bedeutet dies, dass alle Handlungen des Menschen dem Willen ALLAHs unterliegen, dass aber nicht alle vom Menschen vollbrachten Handlungen von ALLAH (ta’ala) befohlen sind oder von IHM angenommen werden.



Literatur & Medien zum Thema ALLAH zum Downloaden

Tauhid.jpg

Tauhid: Der Eingottglaube im Islam (PDF) Von Abu Ameenah Bilal Phillips



Quellen

  • Zaidan, Amir M. A. (1999): Al-'Aqida, Einführung in die Iman-Inhalte, ADIB-Verlag, Offenbach, 2. neubearbeitete und erweiterte Auflage
  • Zaidan, Amir M. A. (2000): At-Tafsir. Eine philologisch, islamologisch fundierte Erläuterung des Quran-Textes. (PDF), ADIB-Verlag, Offenbach
  • Reidegeld, Ahmad Abdurrahman (2005): Handbuch Islam. Die Glaubens- und Rechtslehre der Muslime, Spohr Verlag, Kandern im Schwarzwald
  • Suleiman, Samir: Der Islam muss kein Rätsel sein, qalam.de



Anmerkungen

  1. Das Kursi bedeutet "das auf einander Gebaute", "die Stütze", "das Wissen"
  2. Imam Ahmad Ibn Hanbal al-Schaibani (geb. 164 – gest. 241 n. H.), war ein Schüler von Imam Asch-Schafi'i. Nach ihm ist die Hanbalitische Fiqh-Schule benannt.
  3. Imam Malik ibn Anas, genannt „Imamul-Madina, der Imam von Al-Madina“, (geb. 93 – gest. 179 n. H.). Nach ihm ist die Malikitische Fiqh-Schule benannt.
  4. Imam Muhammad ibn Idris Asch-Schafi’i, (geb. 150 – gest. 204 n.H.), er lernte u. a. bei Imam Malik ibn Anas. Nach ihm ist die Schafi’itische Fiqh-Schule benannt.



Siehe auch

ALLAH