Arabische Literatur

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Die arabische Literatur blickt auf eine lange Geschichte zurück, sie verfügt über eigene Gattungen, Epochen und Stilmittel.

Literaturgattungen

Gedichte

Struktur des arabischen Gedichts

Das Gedicht ist wohl die älteste überlieferte Literaturgattung, so auch im Arabischen. Struktur und Versmaß des arabischen Gedichtes unterscheiden sich sehr vom europäischen:

ألا كل شيء سوى الله باطل * وكل نعيم لا محالة زائل

Den Vers nennt man "bait" (بيت), jeder Vers wird durch eine Zäsur geteilt, die beiden Vershälften nennt man "schatr" (شطر), wobei sich stets das Versende reimt, nur am Gedichtanfang findet man einen Binnenreim vor der Zäsur.

Den Reim nennt man "qafiya" (قافية), wobei der Reim meist durchgehend gleich lautet, die Gedichte werden klassisch nach dem letzten Buchstaben des durchgehenden Reims sortiert.

لِـكُلِّ شَـيءٍ إِذا مـا تَمّ نُقصـانُ * فَـلا يُـغَرَّ بِـطيبِ العَيشِ إِنسـانُ

هِـيَ الأُمُـورُ كَما شاهَدتُها دُوَلٌ * مَـن سَـرّهُ زَمَـن سـاءَتهُ أَزمـانُ

وَهَـذِهِ الـدارُ لا تُبقي عَلى أَحَدٍ * وَلا يَـدُومُ عَـلى حـالٍ لَها شـانُ

يُـمَزِّقُ الـدَهرُ حَـتماً كُلَّ سابِغَةٍ * إِذا نَـبَت مَـشرَفِيّات وَخـرصـانُ

(Abu Al-Baqaa Ar-Randi 601-684)

Es gibt jedoch auch Ausnahmen, wie etwa die Luzumiyat von Al-Ma'arri oder der sogenannte "Matn", ein in Reimform verfasster Text über eine bestimmte Wissenschaft. In solchen Sonderformen kann der Reim von Strophe zu Strophe wechseln.

Gedichtarten

Unterteilung der Form

  • Qasida
  • Radschaz
  • Ruba'iyya (Vierzeiler)

Inhaltliche Unterteilung

  • Lob- und Spottgedichte
  • Beileidsgedichte
  • Kriegsgedichte
  • Liebesgedichte

Sonderformen der arabischen Dichtung

Zu Beginn war das arabische Gedicht zwar auf hohem Niveau, jedoch ungekünstelt. Mit der prunkvollen höfischen Kultur der Omayyaden und vor allem der Abbasiden begann ein Wandel im Stil, der Itnab (Pleonasmus, Tautologie), der einst verpönt war, wurde zum guten Stil ausschweifender Widerholungen.

So enstanden einige Sonderformen, wie Gedichte, die besonders schwer auszusprechen sind, oder vorwärts wie rückwerts zu lesen sind:

مودة تدوم لكل هول ـ وهل كل مودة تدوم

Folgende Verse sind der Beginn eines 14-zeiligen Gedichts, das vor- und rückwärts zu lesen ist:

قَمَر يُفْرِط عَمْدًا مُشرِق ـ رشّ ماء دمع طَرْفٍ يَرْمُق

قُرطُه يَفدي جَلاه أيمن ـ من مياه الجِيد فيه طُرق

قَبَس يدعو سناه إن جفا ـ فجناه أُنس وعدٍ يَسبُق

(Nasef Al-Yazidji)

Ebenso gibt es Gedichte, die vorwärts gelesen eine andere Bedeutung haben, als rückwärts gelesen:

باهي المراحم لابس ـ كرما قدير مُسنِد

باب لكل مُؤَمَّل ـ غُنمٌ لَعَمْرُك مُرْفِد

Zu Deutsch handelt es sich um ein Lobgedicht auf die Großzügigkeit einer Person, doch rückwärts gelesen heißt es:

دَنِس مَريد قامر، كَسْبَ المحارم لا يهابّ. دَفِر مُكِرٌ مُعلَم، نَغِل مؤَمِّل كل باب

Zu Deutsch ein Spottgedicht über eine Person, die ihr Geld verspielt und gewalttätig ist. Dieses Gedicht stammt ebenfalls aus den Maqamat des Al-Yazidji.

Maqamat

Die Maqamat sind eine ganz eigene Form der Literatur, die Badi' Az-Zaman Al-Hamdani erfand. Es sind Ermahnungen oder Kurzgeschichten, die in hohem Stil verfasst werden.

Bekannte Maqamat sind:

Die Maqamat des Hariri übersetzte der Orientalist Friedrich Rückert ins Deutsche. [1]

Epochen arabischer Literatur

Die vorislamische Zeit

Seitdem die arabische Sprache in ihrer heutigen Form existiert, gibt es Gedichte, die wohl bekanntesten sind die Mu'allaqat, die an der Ka'ba aufgehängt wurden.

Bekannte Vertreter:

  • Hatim At-Ta'i
  • Al-Hutai'a (nahm den Islam an)
  • Imri' Al-Qais
  • 'Amr ibn Kulthum

Die frühe islamische Ära

Hiermit ist die Zeit des Propheten (Allah halte ihn in Ehren und schenke ihm Heil) und die Zeit der rechgeleiteten Kalifen gemeint.

Die Dichtung war stark vom Quran beeinflusst und orientierte sich an den islamischen Werten. Zur Prosa zählen die Predigten jener Zeit, sowie zahlreiche geflügelte Worte.

Zu jener Zeit gab es bekannte Dichter unter den Sahaba

Die omayyadische Epoche 41 - 132 n.H.

Die Omayyaden waren sehr um den Erhalt der arabischen Sprache bemüht, da durch viele Nichtaraber, die den Islam annahmen, die arabische Sprache geschwächt wurde. Die teilweise luxuriöse Kultur zu Hofe beeinflusste auch die Dichtkunst. Zu den Faktoren der poetischen Blüte jener Zeit gehören der arabische Nationalismus jener Zeit, sowie die Asketenbewegungen, die sich vom Luxus distanzierten, aber auch die Geschichtenerzähler und der erste indisch-persische Einfluss.

Bekannte Poeten jener Zeit:

Die abbasidische Epoche 132 - 656 n.H.

Die Abbasiden waren vor allem ab der mittleren Periode stark von türkischen und anderen nichtarabischen Elementen beeinflusst. Der schwelgende Luxus tat ein übriges dazu, eine teils edle, teils auch überladene Poesie hervorzubringen. In dieser Zeit entstanden viele neue Literaturgattungen, gilt doch die abbasidische Zeit als das goldenen Zeitalter der Poesie und Wissenschaften.

Bekannte Poeten:

In dieser Zeit wurde bereits viel Prosa verfasst, allesamt neue Literaturgattungen, wie etwa kurze Abhandlungen oder die Maqamat, bekannte Literaten waren etwa:

Die andalusische Epoche

Die andalusische Epoche begann zur Zeit der Omayyaden und überdauerte die abbasidische Epoche, die Poesie wurde stark von der völlig anderen Umwelt und Kultur beeinflusst.

Bekannte Poeten:

  • Ibn 'Abdun
  • Ibn Abdi Rabbihi

Die mamelukische und osmanische Epoche

Als die Mameluken und später die Osmanen die Macht ergriffen, beeinflussten die nichtarabischen Herrscher die arabische Literatur nachhaltig, zahlreiche persische und türkische Elemente flossen ein.

Die Neuzeit

Mit dem Kolonialismus und dem Verfall des osmanischen Reiches erstarkte der europäische Einfluss sehr, so dass der Stil und die Literaturgattungen des Westens übernommen wurden, es wurden Theaterstücke, Dramen, Kurzgeschichten etc verfasst. Doch leidet seitdem auch die arabische Sprache sehr unter dem eropäischen Einfluss.


Quellen

  • Dr. Subh, Ali: al-Adab wa an-Naqd, American Open University/Dar Al-Andalus, Djedda 2005.
  • Prof. Dr. Uwais, Abdulhalim: Tarich ad-Daula al-islamiyya, American Open Universtiy/Dar Al-Andalus, Djedda 2005.