Aqida

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Die 'Aqida (arab.: عقيدة), auch Usul ad-Din (Grundlagen des Din) genannt, ist die Gesamtheit der zu verinnerlichenden Inhalte des Islam und stellt damit die Grundlage für die islamische Lebensweise (arab: Din) dar. Linguistisch bezeichnet 'Aqida die enge Verbundenheit, die Vergewisserung und die Verlässlichkeit.


Definition von Aqida

Islamologische Bedeutung: Die 'Aqida stellt das fundamentale Element des gesamten Islam dar, denn sie beinhaltet die Gesamtheit der zu verinerlichenden Inhalte des Islam. Diese werden kurz als die Iman-Inhate bezeichnet. Sie als Glaubensinhalte zu bezeichnen ist nicht korrekt, da im Islam blinder Glaube unter Ausschluss des Intellekts nicht möglich und nicht erwünscht ist und nach islamischen Selbstverständnis nur die Beschäftigung mit Wissenschaft zur ALLAHs Erkenntnis führt. Die Verinnerlichung der 'Aqida, also der Gesamtheit der Iman-Inhalte, ist die unverzichtbare Grundvorraussetzung für die Zugehörigkeit zum Islam. Die 'Aqida-Inhalte, die ALLAH den Menschen Vorschrieb, sind seit Anbeginn der Offenbarung an Adam (Friede sei mit ihm) bis zur endgültigen letzten Offenbarung an den Gesandten Muhammad (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm), unverändert geblieben.


Die Aqida wurde von früheren Gelehrten mit dem Begriff "Sunna" bezeichnet, weil die Salaf dies so vornahmen. Die Bezeichnung "Sunna" wurde in diesem Zusammenhang verwendet, um zwischen der 'Aqida der Salaf und den Angelegenheiten, die von abgewichenen Gruppierungen und Sekten eingeführt wurden, zu unterscheiden. Man sieht das an ihren Büchern und Schriften, wie z.B.[1]:

  1. Kitabus-Sunna von Imam Ahmad ibn Hanbal (241 n. H)
  2. As-Sunna von al-Athram (273 n. H)
  3. Kitabus-Sunna von Abu Dauud (275 n. H)
  4. Kitabus—Sunna von Ibn Abi 'Asim (287 n. )
  5. Kitabus-Sunna von Abdullah ibn Ahmad ibn Hanbal, dem Sohn von Imam Ahmad ibn Hanbal (290 n. H)
  6. As-Sunna von al-Maruazi (292 n. H)
  7. Sarihus-Sunna von Ibn Dscharir at-Tabari (310 n. H.)
  8. As-Sunna von al-Khallal (311 n. H)
  9. Scharhus-Sunna von al-Barbahari (329 n. H)
  10. As-Sunna von al-'Assal (349 n. H)
  11. As-Sunna von at-Tabarani (360 n. H).

Die sechs Säulen des Iman

Die 'Aqida-Inhalte werden durch die sechs Säulen des Iman definiert. Sie stellen die allgemeingültige Basis der Definition des einzig wahren und annehmbaren Religion/Lebensweise dar. Ein wahrer Muslim verinnerlicht die Iman-Artikel als uneingeschränkt gültige Wahrheiten.

Die Sechs Säulen des Iman ist der Iman (die Überzeugung) an:

  1. ALLAH, SEINE Einheit und Einzigkeit - Tauhid
  2. Die Engel und Dschinn
  3. Die von ALLAH geoffenbarten Schriften
  4. Die Gesandten ALLAHs und Muhammad (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) als den letzten Gesandten
  5. Den Jüngsten Tag, das Paradies (Dschanna) und die Hölle (Dschahannam)
  6. Das Vorrauswissen und die Bestimmung ALLAHs über SEINE Geschöpfe (Al-Qadhaa und Al-Qadar)


Die sechs Iman-Artikel werden in zahlreichen Quran und Sunna-Texten erwähnt

Das gottgefällige Handeln liegt nicht darin, daß ihr euch mit dem Gesicht in Richtung des Ostens und des Westens wendet, sondern das gottgefällige Handeln ist, daß man den Iman an ALLAH, an den Jüngsten Tag, an die Engel, an die Schrift und an die Propheten verinnerlicht sowie das Vermögen - trotz der Liebe dazu - den Verwandten, den Waisen, den Bedürftigen, dem in Not geratenen Reisenden, den Bittenden und für die Unfreien gibt und das rituelle Gebet ordnungsgemäß verrichtet und die Zakat entrichtet; (dazu gehören) auch die Einhaltenden ihrer Verträge, wenn sie solche abschließen, und die Duldsamen in bitterer Armut, in Krankheit und beim Gewalt-Antun, denn diese sind diejenigen, die wahrhaftig sind. Und diese sind die wirklichen Ehrfürchtigen. (2:177)
Der Gesandte hat den Iman an das verinnerlicht, was ihm von seinem HERRN hinabgesandt wurde, ebenso die Überzeugten. Sie alle haben den Iman verinnerlicht an ALLAH, an Seine Engel, an Seine Schriften und an Seine Gesandten: 'Wir machen keinen Unterschied bei keinem Seiner Gesandten.' Und sie sagten: „Wir haben gehört und gehorcht; (gewähre uns) Deine Vergebung, unser HERR! Und zu Dir ist das Werden.“ (2:285)
Ihr Überzeugten! Verinnerlicht den Iman an ALLAH, an Seinen Gesandten, an die Schrift, die ER Seinem Gesandten nach und nach hinabsandte und an die Schrift, die ER vorher hinabsandte. Und wer ALLAH, Seine Engeln, Seine Schriften, Seine Gesandten und dem Jüngsten Tag ableugnet, der ist bereits weit in die Irre gegangen. (4:136)


Umar ibn al-Khattab (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm), ein Gefährte des Gesandten, sagte:

"Während wir eines Tages beim Gesandten (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) saßen, kam auf uns plötzlich ein Mann mit schneeweißen Kleidern und tiefschwarzen Haaren zu - es war kein Anzeichen der Reise an ihm festzustellen und dennoch kannte ihn keiner von uns - bis er sich vor den Gesandten (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm)) setzte. So lehnte er seine Knie an dessen Knie und legte seine Hände auf dessen Oberschenkel und sagte: "Muhammad, berichte mir über den Islam!" Der Gesandte (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) sagte:
"Der Islam ist,
  1. dass du bezeugst, dass es keinen Gott außer ALLAH gibt, und dass Muhammad ALLAHs Gesandter ist; und
  2. dass du das rituelle Gebet stets verrichtest,
  3. die Zakat entrichtest,
  4. im Ramadhan fastest und
  5. zum Haus pilgerst (Hadsch vollziehst), wenn du dazu einen Weg findest."
Er (der Fremde) sagte: "Du hast die Wahrheit gesprochen!" So waren wir darüber erstaunt, dass er ihn (den Gesandten) erst fragte und ihn (danach) bestätigte.


Er sagte: "Dann berichte mir über den Iman!"
Er (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) sagte:
"Dass du
  1. den Iman verinnerlichst an ALLAH,
  2. an SEINE Engel,
  3. an SEINE Schriften,
  4. an SEINE Gesandten
  5. und an den Jüngsten Tag,
  6. und dass du den Iman an das Gute und das Böse von Al-Qadar (das Vorauswissen und die Bestimmung ALLAHs über SEINE Geschöpfe) verinnerlichst."
Er (der Fremde) sagte: "Du hast die Wahrheit gesprochen!"


Er sagte: "Berichte mir über den Ihsan!"
Er (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) antwortete:
"Dass du ALLAH so dienst, als ob du IHN sähest, denn obgleich du IHN nicht siehst, sieht ER dich doch!"


Er sagte: "Berichte mir über As-Sa'a (die Stunde)!"
Er (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) sagte:
"Der Befragte ist nicht besser darüber unterrichtet als der Fragende."


Dann sagte er: "Dann berichte mir über ihre Vorboten!"
Er (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) sagte:
"(Diese sind), dass die Sklavin ihre Herrin gebärt, und dass du siehst, dass die barfüßigen, nackten und armen Schafhirten die Gebäude (wetteifernd) hochziehen."


Dann ging er (der Fremde). Und er (der Gesandte) verweilte eine Zeitlang, dann fragte er:
"Omar! Weist du, wer der Fragende war?"
Ich antwortete: "ALLAH und SEIN Gesandter wissen es besser."
Er (ALLAHs Segen und Frieden auf ihm) sagte:
"Er war Dschibril (Gabriel). Er kam zu euch, um euch euren Din beizubringen."
(Überliefert von Imam Muslim).



Die Wichtigkeit der Aqida im Vergleich zu Schari'a und Achlaq

Wer die 'Aqida verinnerlicht, jedoch in der Beachtung und Ausübung der beiden anderen Elementen des Islam, also in der Scharia/Fiqh und Achlaq, nachlässig ist, bleibt ein Muslim, muss aber vor ALLAH (dem Erhabenen) für seine Nachlässigkeit Rechenschaft ablegen.

Personen die Jedoch hinsichtlich der Schari'a und Achlaq sich vorbildlich verhalten, aber die 'Aqida nicht verinnerlichen, sind keine Muslime und ihre Taten werden von ALLAH deswegen nicht angenommen.

Sag: 'Sollen wir euch eine Mitteilung über die Erfolglosesten beim Handeln machen?!' Es sind diejenigen, deren Bestreben im diesseitigen Leben verfehlt war, während sie dachten, sie bewerkstelligten doch Gutes. Es sind diese, die den Zeichen ihres HERRN und Dessen Begegnung abgeleugnet haben, so wurden ihre Handlungen zunichte. Und am Tage der Auferstehung messen WIR ihnen keinerlei Bedeutung bei. Dies ist ihre Vergeltung - Dschahannam (Hölle), für das, was sie an Kufr betrieben haben, und dafür, daß sie Meine Zeichen und Meine Gesandten zu verspotten pflegten. (18:103-106)

Dies verdeutlicht nochmal wie wichtig die 'Aqida ist.

Der Unterschied zwischen Aqidainhalten und Fiqhinhalten ist folgender: Die Aqidainhalte sind solche Inhalte, die hundertprozentig sicher belegt sind – sowohl von der Überlieferung des entsprechenden Offenbarungstextes als auch von der Interpretationsmöglichkeit. Von der Überlieferung her gilt als hundertprozentig sicher der Quran und die mutauatir (d. h. auf vielen verschiedenen unabhängigen Wegen) überlieferte Sunna. Bei den Handlungsanweisungen des Fiqh haben viele Inhalte keine hundertprozentig sichere Grundlage. Deshalb haben in Fiqh-Angelegenheiten die Gelehrten oft unterschiedliche Ansichten in einer Fragestellung. Und so sind die Unterschiede der veschiedenen sunnitischen Aqidaschulen eigentlich keine richtigen Unterschiede, sondern lediglich leicht andere Sichtweisen des gleichen Inhalts[2].


Quellen

Der gesamte Inhalt ist hauptsächlich eintnommen aus:

  1. Ibn Hanbal, Ahmad: Usul as-Sunna (PDF). Ins Deutsche übersetzt von Abu Imran, Salaf.de
  2. Mourad, Samir; Mourad, Umm Abdurrahman (2009): Islamische Literaturkunde und Gelehrtenbiographien , Deutscher Informationsdienst über den Islam (DIdI) e.V., Heidelberg, ISBN 3-9810908-4-5, ISBN 978-3-9810908-4-0