An-Nasr

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Die Sura An-Nasr (arab.:سورة النصر) heißt linguistisch „die Hilfe, der Beistand, der Sieg“. Sie ist die Sura 110 und enthält 3 Ayat. Offenbart im Medina. Die Sura An-Nasr ist nach der Sura Al-'Asr und Al-Kauthar die drittkürzeste Sura. Im Tafsir von Ibn Kathir wird erwähnt, dass die Sura An-Nasr wie die Sura Al-Zalzala einem Virtel des Qurans gleicht.

Der Name der Sura ist sehr passend, da er den Hauptgedanken, nämlich Allahs Hilfe, wiedergibt. Die Sura wurde auch Sura at-Taudi' genannt, was „Der Abschied“ bedeutet, weil sie kurz vor dem Tod des Propheten (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) offenbart wurde. Diese Sura war die letzte, die offenbart wurde. Davor wurde die Sura At-Tauba offenbart, die jetzt die neunte Sura im Quran ist.[1]


Die Sura An-Nasr (110)

بِسْمِ اللَّهِ الرَّحْمَـنِ الرَّحِيمِ
Mit dem Namen ALLAHs, Des Allerbarmers, Des Barmherzigen!
إِذَا جَآء نَصْرُ اللَّهِ وَالْفَتْحُ »
(1) "Wenn der Beistand ALLAHs kommt und der Sieg
وَرَأَيْتَ النَّاسَ يَدْخُلُونَ فِى دِينِ اللَّهِ أَفْوجاً
(2) und du die Menschen in ALLAHs Din (Religion/Lebensweise) in Scharen eintreten siehst, '
فَسَبّحْ بِحَمْدِ رَبّكَ وَاسْتَغْفِرْهُ إِنَّهُ كَانَ تَوبَا
(3) so lobpreise mit deines HERRN Lob und bitte Ihn um Vergebung! Gewiß, ER ist immer äußerst reue-annehmend."


Bedeutung und Erläuterung der Sura An-Nasr

Letzte komplett offenbarte Sura

Die Sura An-Nasr war ein Zeichen über das Ende der Lebenszeit des Gesandten ALLAHs. Diese in Mina, während der Abschiedspilgerfahrt des Propheten (ALLAHs Frieden und Segen auf ihm) im Jahre 10 nach der Hidschra – das heißt etwa drei Monate vor seinem Ableben – empfangene Offenbarungen ist die letzte als ganzes offenbarte Sura. Ihr vorausgegangen ist einen Tag vorher (Freitag, dem 9. Tag des Pilgermonats, Tag von Arafat) die Offenbarung der Worte[2]:

"An diesem Tag habe ICH euch (die Gebote) eures Din (Lebensweise/Religion) vervollständigt, euch Meine Gabe (Rechtleitung) vollendet und euch den Islam als Din (Lebensweise/Religion) erwählt." (Quran, Sura al-Maida 5:3).


Ubaydullah Ibn Abdullah Ibn Utbah berichtete, dass ihm Ibn Abbas fragte:

"O Ibn Utbah! Weist du welche Quransura als letztes offenbart wurde? Er (Ibn Utba) antwortete: Ja, es war "Wenn der Beistand ALLAHs und der Sieg kommt... (110:1). Er (Ibn Abbas) sagte: Du hast die Wahrheit gesagt."
(Überliefert von An-Nasa'i)


Da diese Worte fast unmittelbar von der Sure An-Nasr gefolgt wurden, schlossen einige der Gefährten des Propheten daraus, dass seine Sendung vollendet sei und er bald sterben werde (Buchari). Tatsache ist, dass die einzige Offenbarung, die danach erfolgte, der Vers 281 der Sura 2 Al-Baqara war[3]:

"Und fürchtet den Tag, an dem ihr zu Allah zurückgebracht werdet. Dann wird jeder Seele das zurückerstattet, was sie erworben hat und kein Unrecht soll ihnen zugefügt werden." (Quran, 2:281)


Das Ende der Lebenszeit des Gesandten ALLAHs

Diese Sura informiert über das Ende der Lebenszeit des Gesandten ALLAHs.


Ibn Abbas (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) erzählte:

Umar ibn al-Khattab (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) pflegte mich der Beratungsversammlung der Ältesten, die an der Schlacht von Badr teilgenommen hatten, hinzuzugesellen. Einige von ihnen kritisierten dies und meinten, ich sei nicht alt genug für diesen Rang, vor allem weil ihre Söhne in meinem Alter waren. Zu ihnen sagte allerdings Umar: "Er ist wer, wie ihr wisst." Dann rief er mich eines Tages zu seiner Versammlung mit ihnen, und ich erriet, dass er es nur getan hatte, um ihnen mein Wissen zu zeigen. Umar fragte sie: "Was sagt ihr über die Bedeutung des Wortes Allahs (in Sure 110:1): "Wenn die Hilfe Allahs kommt und der Sieg?" Einige von ihnen antworteten: "Allah fordert uns auf, ihn zu preisen und ihn um Vergebung zu bitten, wenn er uns hilft und uns Sieg gewährt." Einige blieben ruhig und sagten nichts. Da sagte Umar zu mir: "Ist das auch deine Auslegung, du Sohn des Abbas?" Ich sagte: "Nein!" Da sagte er: "Was meinst du dann?" Ich sagte: "Dies war ein Zeichen (Allahs) für den baldigen Tod des Gesandten (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm). Ihm wurde (von Allah) gesagt: "Wenn die Hilfe Allahs kommt und der Sieg - das ist ein Zeichen für (das Ende) deiner Zeit. - Dann lobpreise deinen Herrn und bitte Ihn um Vergebung, denn Er ist wahrlich der oft Sich (uns wieder) Zuwendende.'(Sure 110:3)" Da sagte Umar (ALLAHs Wohlgefallen mit ihm) zu mir: "Nur dies ist die wahre Auslegung, die auch ich kenne, genau so, wie du es erklärt hast."
(Überlifert von Al-Bukhari, Riyad us-Salihin Nr. 113)


Ibn `Abbas berichtet:

"Als die Sura "Wenn der Beistand ALLAHs kommt und der Sieg..." (Sura 110) offenbart wurde, sagte der Gesandte ALLAHs: "Mir wurde mein Tod verkündet", und in der Tat starb er in dem selben Jahr."
(Überlierfert von Imam Ahmad)


Ermutigung zu verstärkter Wohltätigkeit gegen Ende des Lebens

Aischa (ALLAHs Wohlgefallen mit ihr) überliefert:

"Nach der Offenbarung der Sure An-Nasr (110:1-3) hat der Gesandte Allahs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) niemals darauf verzichtet, bei jedem Gebet zu wiederholen: "Gepriesen bist du, unser Herr, und Du bist gelobt! Oh Allah, vergib mir!" ("Subhanaka Rabbana ua bihamdik, Allahumma-ghafirli.")
(Al-Bukhari und Muslim)

In einer anderen Version der beiden Sahih-Sammlungen von Al-Buchari und Muslim berichtet Aischa (ALLAHs Wohlgefallen mit ihr), dass der Prophet (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) im Gebet während der Verbeugung (Ruku) und der Niederwerfung (Sudschud) oft sagte:

"Gepriesen bist du, oh Allah, unser Herr, und Du bist gelobt! Oh Allah, vergib mir!" "Subhanaka Allahumma Rabbana ua bihamdik, Allahumma-ghafirli." « سُبْحَانَكَ اللَّهُمَّ رَبَّنَا وَبِحَمْدِكَ اللَّهُمَّ اغْفِرْ لِي »), so wie es im Quran geschrieben ist: "Dann lobpreise deinen Herrn und bitte Ihn um Vergebung." (Sure 110:3)

Nach einer anderen Version bei Muslim wiederholte der Prophet vor seinem Tod oft:

"Gepriesen bist Du, oh Allah, und Du bist gelobt! Dich bitte ich um Vergebung und wende mich Dir reuevoll zu." ("Subhanaka Allahumma wa bihamdik, astaghfiruka ua atubu ileik.")


Aischa (ALLAHs Wohlgefallen mit ihr) berichtet:

Ich sagte zu ihm: "Oh Gesandter Allahs! Was sind das für Aussprüche, die ich seit kurzem von Dir höre?" Er sagte: "Allah hat meine Gemeinde (Umma) betreffend ein Zeichen gesetzt, und ich soll diese Worte aussprechen, wenn ich dieses Zeichen sehe" und dann rezitierte er die Sure An-nasr (110:1-3): "Wenn die Hilfe Allahs kommt und der Sieg, und du die Menschen in Scharen in die Religion Allahs eintreten siehst, dann lobpreise deinen Herrn und bitte Ihn um Vergebung, denn Er ist wahrlich der oft sich (uns wieder) Zuwendende."

Nach einer anderen Version von Aischa (ALLAHs Wohlgefallen mit ihr) sagte der Gesandte Allahs (ALLAHs Segen und Frieden mit ihm) mehrmals:

"Gepriesen sei Allah, und gelobt sei Er! Ich bitte Allah um Vergebung und wende mich Ihm reuevoll zu." Da sagte sie zu ihm: "Oh Gesandter Allahs, ich höre dich oft sagen: Gepriesen sei Allah, und gelobt sei Er! Ich bitte Allah um Vergebung und wende mich Ihm reuevoll zu." Da sagte er: "Mein Herr teilte mir mit, dass ich bald Hinweise sehen werde, die auf meine Gemeinde (Umma) hindeuten, und dass ich, wenn ich sie sehe, sagen soll: 'Gepriesen sei Allah, und gelobt sei Er! Ich bitte Allah um Vergebung und wende mich Ihm reuevoll zu.' Nun habe ich diese Zeichen gesehen: "Wenn die Hilfe Allahs kommt und der Sieg" - Allahs Sieg und Hilfe sind der Sieg von Mekka - 'Und du die Menschen in Scharen in die Religion Allahs eintreten siehst, dann lobpreise deinen Herrn und bitte ihn um Vergebung, denn Er ist wahrlich der oft Sich (uns wieder) Zuwendende." (Sure 110:1-3)
[Riyad us-Salihin Nr. 114]


Das Zeichen, das Allah in der Sure An-nasr für Seine Umma gesetzt hat, ist der Sieg und die Hilfe Allahs, sowie der massenhafte Eintritt der Menschen in den Islam.

Yusuf Ali:

Als gejagter und Verfolgter wanderte der Prophet (ALLAHS Frieden und Segen auf ihm) von Makkah nach Madina aus. In Madina versammelten sich alle Wahrhaftigen und Aufrichtigen um den Propheten. Die Anstrengungen der Makkahner und ihrer Verbündeten, den Propheten und die Seinen zu töten, fielen auf sie selbst zurück. Allmählich strömten aus allen Teilen Arabiens die Menschen unter seiner Flagge zusammen und die unblutige Eroberung von Makkah war die Krönung und Belohnung für seine Geduld und seine unermüdlichen Anstrengungen. Danach leisteten ganze Stämme und Gebiete dem Propheten gemeinsam den Treueid und ehe seine irdische Mission beendet war, war der Boden für die Verbreitung des Islam in der ganzen weiten Welt bereitet. Daraus folgt, dass nicht die Selbstherrlichkeit des Menschen zählt, sondern Demut, nicht Machtgier, sondern Dienstbereitschaft, nicht die Befriedigung der menschlichen Selbstsucht und Anmaßung, sondern die dankbare Erkenntnis, dass aller Sieg nur auf Allahs Gnade und Barmherzigkeit zurückzuführen ist. Kann es da anders sein, als dass der Mensch überfließt vor Dankbarkeit und Allah in Worten und Taten lobpreist?[4]

Qutub:

Im Augenblick des Triumphs um Vergebung zu bitten, ruft dem Menschen das Bewusstsein seiner Unvollkommenheit und seiner eigenen Machtlosigkeit ins Gedächtnis, statt dass er sich, was nur natürlich wäre, in Selbstüberheblichkeit und Anmaßung ergeht. Das ist gleichzeitig eine Garantie für den Besiegten, dass er nicht einem Tyrannen zum Opfer gefallen ist. Der Sieger begreift, dass der Mensch ohne eigene Macht ausschließlich in Allahs Auftrag zur Erreichung eines bestimmten Zwecks handelte und das der Triumph allein Allah gehört und das zu Ihm die Rückkehr ist. Das ist das hohe Ideal, das anzustreben der Qur`an die Menschen ermahnt, ein Ideal, bei dem die menschliche Größe darin liegt, dass der eigene Stolz hintangestellt wird und die Seele sich aus der Knechtschaft allem anderen gegenüber außer Allah befreit. Das Ziel besteht darin, die menschliche Seele aus den Fesseln der Selbstsucht zu lösen, so dass ihr einziger Wunsch ist, das Wohlgefallen Allahs zu erlangen. Hand in Hand damit muss ein erhötes Bemühen um das Wohlergehen der Menschheit in dieser Welt gehen, um den echten Fortschritt in der Zivilisation. Das wird aber nur möglich sein, wenn es gelingt, eine rechtgeleitete, tadelfreie, konstuktive, gerechte Führung einzusetzen, die ihren Pflichten nachkommt, indem sie Allah allein dient, sich nur Seinem Willen unterordnet.[5]


Quellen

  1. Philips, Dr. Abu Ameenah Bilal: Islamische Studien, International Islamic Publishing House, übersetzt von Umm Hamza
  2. Asad (1998): Die Bedeutung des Koran. SKD Bavaria Verlag & Handel GmbH, ISBN 3-926575-40-9, URL: http://www.umma.info/dailytafsir
  3. Die Bedeutung des Koran. SKD Bavaria Verlag & Handel GmbH, 1998, ISBN 3-926575-40-9, URL: http://www.umma.info/dailytafsir
  4. Yusuf (1998): Die Bedeutung des Koran. SKD Bavaria Verlag & Handel GmbH, ISBN 3-926575-40-9, URL: http://www.umma.info/dailytafsir
  5. Qutub (1998): Die Bedeutung des Koran. SKD Bavaria Verlag & Handel GmbH, ISBN 3-926575-40-9, URL: http://www.umma.info/dailytafsir


Der Quran und seine Erläuterung (Tafsir)

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